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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Zwilling. Kev packte Seans Hände und hielt sie mit eisernem Griff umfangen, um seinen Sturz aufzuhalten. Das Gewicht des nach unten ziehenden Körpers kugelte ihm fast die Schultern aus.
    Kev hing über der Brüstung, vertrieb hustend und würgend den Rauch aus seinen Lungen. Sean baumelte von seinen Händen wie Früchte von einem Ast.
    Es war, als starrte ihm sein eigenes Spiegelbild entgegen. Blut strömte aus Seans Nase und von seiner aufgeplatzten Lippe. Mit hellen, wachen Augen schwang er im Gegenlicht in den Rauchschwaden hin und her. Sämtliche Muskeln und Sehnen angespannt, stemmte Kev sich gegen das Gewicht seines Bruders an.
    »Sean?«
Sein Mund formte den Namen, aber es drang kein Laut heraus.
    »Du weißt also, wer ich bin«, antwortete Sean. »Du kennst meinen Namen.« Er artikulierte jedes Wort einzeln, mit kalter, harter Stimme.
    Kev bewegte tonlos die Lippen. Diese Stimme.
Ja
. Es war sein Bruder. Er hatte diese Stimme jede einzelne verfluchte Nacht in seinen Träumen gehört. Die Traum-Erinnerungen überrollten ihn wie eine Steinlawine und zermalmten ihn mit ihrem Gewicht.
    »Du verlogene Ratte«, knurrte Sean. »Lass mich los und schaff deinen Arsch hier runter, damit ich dir die Scheiße aus dem Leib prügeln kann.«
    Bamm. Bamm
. Mündungsfeuer zuckte durch die Dunkelheit hinter ihnen. Also kamen noch mehr durch die Tür. Kev hörte die schrille Stimme einer Frau, spürte eine Hand, die an seinem Arm zerrte. Dann drangen ihre Worte in sein Bewusstsein. »… zieh ihn hoch, du dämlicher Vollidiot«, kreischte sie. »Ihr könnt euren Kampf später austragen!«
    Kampf? Welchen Kampf? Weiteres Mündungsfeuer flackerte, Kugeln schwirrten durch die Luft. Kev war desorientiert und verwirrt. Er zerrte an Seans Arm …
    Da leckte eine Feuerzunge über seinen Unterarm, bevor die Kugel die Tür hinter ihm durchschlug. Holzsplitter stoben nach allen Seiten, seine Finger gaben nach und …
    Sean stürzte in die Tiefe. Ein ungläubiger Schrei stieg in Kevs Kehle empor, aber er bezähmte ihn, als sein Bruder mit katzenartiger Geschmeidigkeit auf dem Boden landete und blitzschnell hinter einer Couch Deckung suchte. Jemand zog an ihm, zerrte ihn auf den Boden –
Liv!
Allmächtiger, es war Liv Endicott! Das Wiedererkennen strahlte so hell in seinem Kopf wie ein Weihnachtsbaum. Es war fantastisch, dass er wusste, wer sie war, und das, obwohl ihr Gesicht verzerrt war und sie schrie wie am Spieß.
    Kugeln zischten und pfiffen über ihre Köpfe hinweg. Kev konzentrierte sich wieder, riss die H&K heraus und gab einen Schuss nach dem anderen ab, während er Anweisungen bellte. »Im Schlafzimmerschrank, rechte Seite, ist ein Tresor in der Wand. Der Code lautet ›deiner Schrecken Ebenbild‹, mit einem Kreuz, einem Stern und einer Raute nach jedem Wort. Es sind drei Pistolen und drei Ladestreifen drin. Hol alles!«
    Auf Händen und Knien krabbelte sie durch die Tür. In die Dunkelheit spähend, gab Kev weiter Schüsse ab und wurde schließlich mit einem Schmerzensschrei aus Richtung Wohnungstür belohnt. Die Arme mit Waffen und Magazinen beladen, kam Liv zurück. In diesem Moment bemerkte Kev, dass sie schwanger war. Heilige Scheiße. Scheu gestikulierte er mit der Pistole zu ihrem Bauch. »Ist das … äh … hat Sean das –«
    »Ja, das hat er«, bestätigte sie knapp. »Es ist Seans Sohn. Dein Neffe. Eamon. Aber könnten wir uns unsere Lebensgeschichten vielleicht später erzählen?«
    Er deutete auf die Schusswaffen. »Kannst du eine davon übernehmen?«
    »Ja, natürlich.« Liv schnappte sich eine halbautomatische Px4 Storm und brachte sich in Stellung, während Kev das Magazin nachlud. Kev ließ eine Para-Ordnance 14–45 nach unten fallen. Sean fing sie aus der Luft und ging wieder in Deckung, während Kugeln das graue Polstersofa durchsiebten. Füllmaterial flog nach allen Seiten. Scheiße. Kev konnte nur hoffen, dass das Holzgestell im Inneren Sean ausreichend Schutz bieten würde.
    »Stellt das Feuer ein!«, befahl jemand aus Richtung der Eingangstür. Die Stimme klang vertraut. »Ihr Schwachköpfe! Wir brauchen sie lebend!«
    Aus der Küche ertönten wütende Proteste und Obszönitäten. Kev richtete die Pistole auf die Stimme und feuerte.
Bumm
. Es folgte heiseres Zorngebrüll.
    Sein Neffe? Heiliger Bimbam. Liv trug seinen Neffen unter dem Herzen, und sie wollten ihn Eamon nennen? Sein Leben hatte sich in Sekundenschnelle von null auf hundert beschleunigt. Es machte ihn schwindelig, seine Familie

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