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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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strich die Knitterfalten glatt.
    Es war eine Zeichnung von Des. Seine Augen flimmerten, als würden sie von innen heraus beleuchtet. Der Effekt war schaurig. Edie studierte sämtliche Elemente, vermischte sie miteinander und betrachtete sie aus verschiedenen Blickwinkeln. Gäbe es doch nur einen Leitfaden zu ihrer medialen Gabe. Ihr Unterbewusstsein tickte schrecklich kompliziert, sodass es tierisch schwer werden würde, die Skizze zu interpretieren.
    Des trug darauf eine Krone. Das überraschte Edie nicht weiter, nachdem sie in ihm immer den Kronprinzen von Helix gesehen hatte. Doch dieses tote Schillern in seinen Augen verursachte ihr ein Frösteln. Er wirkte, als wäre er von einem Dämon besessen. Und da waren Herzen. In einer Vielzahl, wie eine verknallte Dreizehnjährige sie in ihr Schulheft zeichnen würde. Um die Unterschrift,
Des
, auf der E-Mail hatte sie ein größeres Herz gemalt und dahinter zwei gekreuzte Knochen.
    Das Symbol für Gift, aber mit einem Herzen anstelle eines Schädels. Hmm.
    Solche Herzen hatte sie auch auf das Porträt ihrer Mutter gezeichnet.
    Ein merkwürdiger Zufall, dass sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater an ihren Todestagen Besuch von Des bekommen hatten. Andererseits hatte er die beiden vermutlich täglich gesehen. Die Fantasie ging mal wieder mit ihr durch.
    Da sprang ihr ein Bild im Fernseher ins Auge. Edie sah genauer hin, dann fuhr sie mit einem Ruck hoch und drehte den Ton lauter. Es war ein Foto des rothaarigen Mädchens, das zu ihrer Signierstunde gekommen war, des Mädchens, das sie gezeichnet hatte.
    »… auf der Flucht, aber es wurde eine Fahndung nach Craig Roberts, dem Hauptverdächtigen im Mordfall Victoria Sobel, eingeleitet. Die junge Frau, die an der Portland University studierte, wurde letzte Nacht erdrosselt in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim aufgefunden«, sagte die Nachrichtensprecherin. »Freunden zufolge war Sobel seit mehreren Monaten mit Roberts, der als Discjockey bei einem lokalen Radiosender arbeitete, liiert. Der Flüchtige wurde zuletzt im Clackamas County gesehen …«
    Die Stimme verhallte, übertönt von dem Tosen in Edies Kopf. Also hatte ihre Warnung Vicky nicht gerettet. Es hatte kein Entkommen für sie gegeben.
    Sie schaltete den Fernseher aus. Lieber ertrug sie die erdrückende Stille, als vor Augen geführt zu bekommen, wie ineffektiv sie war. Trotzdem sah sie noch immer Vicky Sobels lächelndes, sommersprossiges Gesicht vor sich. Edie traten die Tränen in die Augen.
    Sie dachte an die auf Kev lauernde Spinne, und ihr Magen krampfte sich zusammen.
    Aber Kev war nicht wie Vicky, und das Gleiche galt für sie. Tief in ihrem Inneren, unter dem Schmerz und der Angst, regte sich ein Gedanke. Es war eine ruhige Stimme, keine tadelnde, die sie an die nackte, unwiderlegbare Wahrheit gemahnte.
    Ich hatte recht mit Vicky Sobel. Meine Wahrnehmungen irren nicht. Nie
.
    Der Gedanke war nicht sonderlich tröstlich, trotzdem bewirkte er, dass Edie ihren gebeugten Rücken aufrichtete, obwohl ihre Brust bebte und ihr noch immer Tränen übers Gesicht strömten.
    Sie glitt vom Bett und hockte sich auf den Flechtteppich. Schluchzer schüttelten sie, doch das war immer noch besser als dieser schlimme, verkrampfte Schmerz in ihrer Brust. Mit Ausnahme ihrer ersten, dumpfen Reaktion in Brunos Gegenwart hatte sie den ganzen Tag noch keine Träne vergossen.
    Doch nun endlich begannen sie zu fließen. Edie weinte um den Vater, den sie nie gehabt hatte und nie haben würde. Jetzt war es zu spät, um ihn noch von ihren Qualitäten zu überzeugen.
    Sie kannte die arme Vicky Sobel kaum, trotzdem öffnete diese ferne, grausame Tragödie ihre Schleusentore noch weiter. Als endlich alles aus ihr herausgeströmt war, fühlte sie sich befreiter, weicher. Ruhiger. Und sehr klar. Sie würde auf sich vertrauen. Sie hatte dieses Vertrauen verdient. Und sie würde Licht in dieses Dunkel bringen. Sie würde nicht tatenlos herumsitzen und diesen verderbten, verlogenen, lächerlichen Schwachsinn einfach schlucken. Auf keinen Fall. Jetzt nicht mehr.
    Sie stand auf und tigerte ruhelos in dem halbdunklen Zimmer umher.
    »Hey.« Ronnies Stimme war ein weiches Flüstern. »Du bist hier. Gut.« Sie rieb sich die verschlafenen Augen.
    Edie wirbelte herum und hechtete aufs Bett, dann hielten beide sich fest in den Armen. Zu wissen, dass sie ihre Schwester ein weiteres Mal allein lassen musste, um dieses Problem zu lösen, war, als würde ein glühendes Messer in ihren Eingeweiden

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