Die Macht der Angst (German Edition)
habe ein Problem. Deine Leute müssen für mich zum Parrish-Gebäude fahren und die Kisten verschwinden lassen, die wir heute Morgen für Larsen in die Bibliothek geschafft haben. Diese kleine Parrish-Schlampe reißt die Klappe zu weit auf. Noch scheint keiner auf sie zu hören, aber sicherheitshalber —«
»Das nennst du ein Problem?« Tom stieß ein harsches Lachen aus. »Ich sage dir, was ein Problem ist. Sieben tote Männer, für deren Rekrutierung und Ausbildung ich ein Vermögen ausgegeben habe. Granaten, die uns um die Ohren fliegen. Zwei gepanzerte Fahrzeuge, die jetzt schrottreif sind. Drei Männer mit Schussverletzungen im Krankenhaus. Einer, der von einem verfluchten Pick-up gerammt wurde. Die Presse, die herumschnüffelt; die Polizei, die mich mit Fragen bombardiert. Und Larsen ist entkommen. Dank deiner kleinen Fick-Maus. Ava, die Wunderschlampe.«
»Entkommen? Wie?« Desmonds Stimme wurde barsch. »Wie zur Hölle konntest du zulassen, dass –«
»Das habe ich nicht! Deine Freundin hat sich mit ihm vergnügt und alles versaut! Er hat sie gefesselt und geknebelt und in diesen verfluchten Lagerraum gesperrt. Ich habe sie übrigens dort gelassen. In dem Kabuff. Um ihr Gelegenheit zu geben, über ihre Verfehlungen nachzudenken. Geh hin und lass sie raus. Mir stand nicht der Sinn danach.«
»Meine Güte«, murmelte Des. »Wo ist Larsen jetzt?«
»Wer weiß? Er hat sein Apartment mitsamt meinen Männern in die Luft gejagt, den Rest meiner Leute mithilfe seiner psychotischen Brüder über den Haufen geschossen, und jetzt sind sie verschwunden. Zweifellos, um einen Plan auszuhecken, wie sie uns als Nächstes in den Arsch treten können. Wenn du also gerade den Daumen auf Edie Parrish hast, lass ihn dort. Wir beenden diese Sache heute Nacht.«
»Heute Nacht? Aber ich –«
»Heute Nacht. Wir werden das große Familienblutbad hinter uns bringen. Ich habe keine Lust, dass sich diese verfluchte Freakshow endlos hinzieht. Mir reicht’s.«
»Aber Ava braucht Edie, um –«
»Das geht mir am Arsch vorbei. Meine Gewinnspanne hat vor zwanzig Minuten eine herbe Dezimierung erlitten. Ich werde mich nicht noch weiter aus dem Fenster lehnen, nur weil deine Freundin sich noch ein bisschen verlustieren will.«
»Tom, hör zu.«
»Nein, du hörst mir zu. Bring es heute Nacht zu Ende, oder unser Deal ist geplatzt. Ich entziehe dir jede Unterstützung, dann kannst du dich allein um die McClouds kümmern.« Sein Blick haftete an einem Leichensack, der gerade auf eine Bahre geladen wurde. »Und glaub mir, das willst du nicht. Jetzt befrei deine Freundin aus der Kammer, bevor ihr der Kopf explodiert.«
Tom legte auf. Er hoffte, dass dieser Schwachkopf die verrückte Schlampe schnell wieder auf Spur brachte, weil ein paar ernsthafte X-Cog-Interfaces nötig sein würden, um dieses kranke Szenario der Polizei und der Presse zu verkaufen. Die Sache geriet außer Kontrolle.
Gleichzeitig konnte Tom es kaum erwarten, die Hände um McCloud-Hälse zu schließen. Er wollte spüren, wie Venen pochten, sehen, wie Augen hervorquollen und Gesichter purpurrot anliefen. Sein Herz hämmerte wie wild.
Eine letzte Opfergabe für Dr. Os Altar der Finsternis.
33
Die Dämmerung ging nahtlos in die Nacht über, während Edie sich eng an Ronnie kuschelte, die wie ein Stein schlief. Sie selbst hatte nicht die Hoffnung einzuschlafen, es sei denn, sie fragte Dr. Katz nach ein paar Pillen, aber eher würde sie sich ertränken. Außerdem musste sie glasklar im Kopf bleiben. Egal, wie nervös und zerbrechlich sie sich fühlte.
Kev hatte nicht angerufen. Natürlich konnte er Ronnies Nummer nicht haben, außer er hätte Bruno kontaktiert. Mittlerweile war er schon einen ganzen Tag verschwunden.
Oder er hatte sie absichtlich nicht angerufen, weil er bekommen hatte, was er wollte, und jetzt fertig mit ihr war.
Nein
. Edie brachte diese intrigante Stimme in ihrem Kopf zum Schweigen. Sie würde sich von ihrer Angst nicht manipulieren lassen. Allerdings wollte sie sich auch nicht an einer schönen Lüge festklammern und sich vor der schmerzhaften Wahrheit verstecken. Das brachte genauso wenig.
Auf der Kommode stand ein Fernseher. Edie nahm die Fernbedienung und schaltete ihn an, um die erdrückende Stille zu vertreiben und sich ein wenig abzulenken. Die Lokalnachrichten fingen gerade an.
Edie starrte auf die Mattscheibe und driftete in Gedanken davon. Die zerknüllte E-Mail befand sich noch immer in ihrer Hand. Sie senkte den Blick darauf und
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