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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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während des Tohuwabohus die Monitore im Auge zu behalten, hätte er sie gesehen. Aber dann sollte es halt so sein. Für den Moment war sie fertig mit der Welt. Keuchend ließ sie einen der Zwanzig-Sekunden-Zyklen der Überwachungskameras verstreichen, dann noch einen und noch einen. Wenn sie sie bemerkt hatten, dann sollten sie eben kommen.
    Doch es gab kein Anzeichen dafür. Anhand ihrer Armbanduhr passte Edie das nächste Zeitfenster ab, dann stemmte sie sich von dem asphaltierten Untergrund hoch, zog Pauls Wagenschlüssel heraus und schlich weiter, bis sie seinen dunkelgrünen Saturn entdeckte. Sie stieg ein. Ronnie brüllte noch immer aus Leibeskräften, aber das Feuerwerk hatte aufgehört.
    Edie nutzte das nächste Zeitfenster, um den Motor anzulassen, aus der Parklücke zu steuern und auf der langen Zufahrt zu beschleunigen, bevor sie abbog und in die Hauptstraße einscherte. Sie zog Ronnies Handy heraus und wählte die Nummer des nächstgelegenen Taxiunternehmens, das sie kannte. Auf Pauls Armaturenbrett war ein GPS -Gerät montiert. Sie musste dieses Auto so bald wie möglich loswerden, sonst würden sie sie in null Komma nichts schnappen.
    »Clark Taxitransfer. Wie kann ich Ihnen helfen?«, meldete sich eine gelangweilte Stimme.
    »Einen Wagen zum Outlet-Center auf dem Montrose Highway, bitte«, sagte sie. »Ich warte vor
Shari’s Restaurant.
«
    »Zehn Minuten«, sagte der Mann und legte auf.
    Edie stellte Pauls Saturn auf dem Parkplatz des
Target
Supermarkts ab und durchsuchte seine Brieftasche, während sie über die Parkflächen des Oceanic Centers zu
Shari’s Restaurant
joggte. Dreiundachtzig Dollar. Nicht schlecht. Genug fürs Taxi. Jedenfalls heute Abend. Sie hielt Abstand zu dem Lokal, bis der Wagen auftauchte und sie sein Logo erkennen konnte. Erst dann sprintete sie hinüber und stieg ein. Die weichen Ledersitze der Limousine fühlten sich an wie die Umarmung eines Geliebten. »Guten Abend«, sagte sie atemlos.
    Der Mann warf einen Blick über seine Schulter und schien seinen Augen nicht zu trauen. Edie sah an sich hinunter. Lieber Himmel. Sie war voller Blut, Erde und Laub.
    Sie holte tief Luft. »Bringen Sie mich zum Gebäude der Parrish Foundation. 500 Highett Drive. Neben dem Montrose Highway. In Richtung Hillsboro.«
    Das Gebäude wirkte wie ausgestorben, als sie vor dem Haupteingang hielten. Die Tür war mit polizeilichem Absperrband gesichert, aber es schien niemand mehr da zu sein. »Können Sie hier auf mich warten?«, fragte sie den Fahrer. »Ich brauche nicht lange.«
    Der Mann schielte nervös zu dem gelben Band vor dem Eingang. »Der Taxameter läuft weiter.«
    »Das ist in Ordnung.« Edie fischte den Generalschlüssel aus dem Sammelsurium an Schmuck, den sie in ihre Taschen gestopft hatte. Wie eine leere Augenhöhle klaffte das Loch in der Fensterscheibe im fünften Stock des Helix-Gebäudes. Das Büro ihres Vaters. Ihr wurde schwindlig. Sie beugte den Kopf, damit wieder Blut hineinfließen konnte.
    Es spielte keine Rolle, ob die Überwachungskameras sie einfingen. Mit hocherhobenem Kopf trat sie ein. Sie musste sich nicht schämen, weil sie den Mann, den sie liebte, zu beschützen versuchte. Sie würde sich noch nicht einmal in die Nähe des eigentlichen Tatorts im unfertigen achten Stock, wo der Scharfschütze auf der Lauer gelegen hatte, begeben. Sie würde nichts anfassen, nichts bewegen, keine forensischen Beweise zerstören. Ihr Gewissen war rein. Im Dunkeln stieg sie die Hintertreppe hoch. Die Tür zur Bibliothek stand einen Spaltbreit offen.
    Edie knipste das Licht an. Tränen kullerten aus ihren Augen. Himmlische Chöre erklangen. Die Kisten. Sie waren da, genau wie Kev gesagt hatte.
    Nicht, dass sie an ihm gezweifelt hätte. Das niemals. Aber es war unglaublich erleichternd, die eigenen Instinkte von physikalischen Beweisen gestützt zu wissen.
    Sie zog ein Papiertaschentuch heraus und untersuchte die Inhalte, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Es waren keine archivierten Akten, keine Computerdisketten. Die Fächermappen waren mit Altpapier aus den Recycling-Tonnen vor dem Postraum von Helix gefüllt. Memos, Rundschreiben, Werbepost. Das datierte Zeug war nicht mehr als einen Monat alt. Und unter der obersten Schicht hatte man nicht mal mehr diese Schmierenkomödie aufrechterhalten. Die unteren Kisten waren mit geschreddertem Papier gefüllt.
    Es war eine Inszenierung, wenn auch eine sehr dünne. Sie hatten nicht die Absicht gehabt, Kev länger als ein paar Minuten in

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