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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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und lasse meine Böller knallen, bis sie nach oben gerannt kommen, um mich zu stoppen. Ich sollte einen kompletten Nervenzusammenbruch inklusive Schaum vor dem Mund haben. Ich finde, das klingt echt gut. Therapeutisch.«
    Edie schnaubte. »Übertreib es nicht. Es ist schon schlimm genug, dass sie mich für wahnsinnig halten. Glaub mir, in die Falle willst du nicht tappen.«
    »He.« Ronnie klang gekränkt. »Ich bin hochneurotisch. Ich besitze ein künstlerisches Temperament, außerdem wurde ich heute zur Vollwaise. Ich finde, ich habe genauso das Recht auf einen hysterischen Nervenzusammenbruch wie jede andere verzogene Göre.«
    Edie zog sie in die Arme. »Weißt du was? Ich hab dich lieb«, wisperte sie.
    »Ich hab dich auch lieb.« Ronnie drückte sie, bis Edie die Luft wegblieb. »Natürlich wird Dr. Katz mich wieder sedieren, aber ich hätte gar nichts dagegen, noch eine Weile ausgeknockt zu sein. Es wäre nett, eine kleine Pause von diesem Gefühl zu bekommen.«
    Das machte Edie nervös. »Ronnie. Sag so etwas nicht. Das ist keine Lösung, um deine Emotionen zu verarbeiten. Versprich mir, dass du nicht anfangen wirst –«
    »Schsch.« Ronnie lächelte sie traurig an. »Trau mir was zu. Ich bin nicht doof. Und ich bin auch kein Feigling.«
    »Ich weiß.« Edie schniefte. »Danke, Kleines. Ich liebe dich.«
    Eine letzte Umarmung, dann schlichen sie hinauf auf die Terrasse. Edie winkte ihrer Schwester zu, bevor sie auf das abschüssige Schindeldach des Wintergartens sprang.
    Sie glitt auf der starken Schräge aus und klammerte sich mit klopfendem Herzen an den Schindeln fest. Von der hohen Seite dieses Dachs zu stürzen, wäre der sichere Tod. Sie fand ihre Balance wieder und krabbelte weiter. Ronnie stand hinter der Brüstung und beobachtete besorgt, wie Edie sich über die Kante hangelte und außer Sicht geriet, als sie sich auf das niedrigere Dach der Küche fallen ließ, dabei inständig hoffend, dass niemand sich darin aufhielt und den dumpfen Aufschlag hörte. Sie war froh um ihre knöchelhohen Turnschuhe. Nachdem sie das Dach überwunden hatte, musste sie sich nur noch von der Dachrinne auf die etwa zwei Meter tiefer gelegene Veranda fallen lassen.
    Die Äste der Eiche reichten fast bis ans Küchendach, darum schlich Edie sich in ihrem Schutz in den Garten. Ihr Herz wummerte so heftig, dass ihr schwindelte.
    Ein Teil von ihr flehte den Rest von ihr an, umzukehren, zurück in den Schutz und die Sicherheit des Hauses. Wo andere sämtliche Entscheidungen trafen.
    Doch diese Sicherheit war eine Illusion. War es immer gewesen. Edie sprang in die Luft, erwischte den dicksten Ast der Eiche und kletterte in den Baum. Licht sickerte durch die schartigen Blätter, die sich starrsinnig an den Ästen festklammerten. Sie hob ihr Handgelenk in die matte Helligkeit und spähte auf ihre Armbanduhr.
    Oh Gott. Ihr blieben nur noch dreizehn Sekunden, um sich in Position zu bringen und sich auf diese Mauer zu hangeln! Dreizehn verzweifelte, schweißtreibende, Gesicht zerkratzende Sekunden, in denen sie mit puddingweichen Knien in der Dunkelheit einen Baum hochkraxelte …
    Popp, popp, zisch, bäng
. Die ersten Böller gingen los, bevor sie am Ziel war. Edie kletterte schneller, während die mageren fünfzehn Sekunden ihres Zeitfensters verrannen. Ronnie kreischte, ihre Stimme hoch und dünn. Zischen, Knallen, Krachen. Der Geruch von Schwefel driftete heran. Männer riefen. Türen knallten. Großer Tumult.
    Edie hechtete auf die Mauer, rutschte ab, krallte sich mit blutigen Fingerspitzen fest. Versuchte wie wild, mit den Gummisohlen ihrer Turnschuhe Halt zu finden.
Popp, popp
. Sie sah Lichtblitze explodieren. Ronnie schrie aus voller Kehle. Es klang sehr glaubwürdig. Dann stimmte jemand in das Geschrei mit ein. Vielleicht Evelyn, vielleicht Tanya, vielleicht beide. Sie jaulten wie Zinnpfeifen.
    Mit letzter verzweifelter Kraftanstrengung hievte Edie sich auf die Mauer und schwang ein Bein auf die andere Seite. An ihren schlotternden Armen hängend, senkte sie ihren Körper so weit wie möglich nach unten. Sie ließ los, landete schmerzhaft auf ihren wackeligen Beinen und sprintete los. Sie stürzte mit dem Gesicht voran der Länge nach hin. Erde, Gras und Rindenstücke füllten ihren Mund. Sie rappelte sich hoch und lief wieder los.
    Schutz suchend flüchtete sie sich in das Dunkel zwischen den in dem Unterstand parkenden Autos. Edie hatte mehrere Sekunden überzogen. Sollte irgendjemand die Geistesgegenwart besessen haben,

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