Die Macht der Angst (German Edition)
Das kommt überhaupt nicht infrage.«
Edie schnaubte belustigt. »Der harte Macker ist zurück. Ich hatte mich schon gefragt, wann er wieder auftauchen würde.«
»Er ist nie weit weg«, informierte Kev sie. »Und ich muss dich warnen. Es wird mit dem Alter nicht besser, sondern vermutlich sogar schlimmer werden. Und je mehr mir jemand bedeutet, desto ausgeprägter ist es. Mach dich also auf was gefasst.«
Falls wir so lange leben
. Sie ließen es beide unausgesprochen, trotzdem hallten die Worte durch die Stille wie ein Gongschlag.
»Sollten wir uns nicht einen Plan zurechtlegen?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Mir fällt nichts mehr ein. Vielleicht überkommt dich ja eine mediale Vision, die uns eine Idee eingibt. Wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können.«
»So funktioniert das nicht«, wiegelte sie ab. »Ich habe es dir erklärt. Es ist kein Feinmessgerät, sondern eher ein Tritt in den Schädel.«
»Ist ja auch egal.« Kevs Stimme war belegt vor Erschöpfung.
Edie ging zu ihm, um ihm beim Bettbeziehen zu helfen. Nachdem sie die Aufgabe schweigend verrichtet hatten, warf Kev die Decke auf das Laken und schnappte sich selbst ein Handtuch. »Ich stinke wie ein Ziegenbock«, erklärte er. »Leg dich ins Bett, damit dir nicht kalt wird. Und mach dich auf eine Unterhaltung gefasst, wenn ich aus der Dusche komme.«
»Worüber?«
Sie wich vor seinem funkensprühenden Blick zurück. »Darüber, warum du dich aus dem Haus deines Vaters geschlichen hast und mutterseelenallein zum Gebäude der Parrish Foundation gefahren bist«, sagte er. »Dein Motiv würde mich zu sehr interessieren.«
Die Badezimmertür fiel hinter ihm ins Schloss.
Tief erschüttert über seinen Tonfall, saß Edie mit stocksteifem Rücken auf der Bettkante, während er duschte.
Als er schließlich herauskam, vermied er es sorgsam, sie anzusehen. Sie wartete, bis er sich abgetrocknet hatte. Sein Körper war mit Schrammen, blauen Flecken und blutigem Schorf bedeckt. Er überprüfte die Waffe, die er auf den Nachttisch gelegt hatte, dann schaute er wieder aus dem Fenster. Schob das heikle Thema, das er angeschnitten hatte, vor sich her.
»Schleich nicht um den heißen Brei herum. Bring zu Ende, was du angefangen hast«, forderte sie ihn auf. »Du hast gefragt, was ich bei der Parrish Foundation zu suchen hatte. Ist das nicht offensichtlich?«
»Nein«, sagte er. »Der Rest der Welt hält mich für einen Kidnapper, einen Gehirnmanipulator und einen Mörder. Ich will wissen, ob du das auch von mir dachtest.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Aber ich … nein!«
»Warum bist du dann zum Parrish-Gebäude gefahren? Du wusstest nichts von Des und Ava. Wir hatten noch nicht mal miteinander gesprochen. Allerdings wusstest du, dass ein Mörder frei herumläuft. Und trotzdem hast du dich allein in die Nacht geschlichen, nur um meine Behauptung zu überprüfen? Hast du an mir gezweifelt?«
Edie schüttelte vehement den Kopf. »Nein! Ich wollte mich nur mit eigenen Augen überzeugen, dass die Kisten wirklich da waren, so wie es in deiner SMS stand!«
»Also hat dir mein Wort nicht genügt?«
Sie war so aufgebracht, dass sie die Krallen ausfuhr. »Nun, der Polizei genügt es ganz bestimmt nicht! Ich wollte den Beweis, um ihn Detective Houghtaling zeigen zu können. Ich wollte, dass sie die Falle erkennt! Ich habe ihr fünfzehn Fotos geschickt. Was mir nichts weiter gebracht hat, als dass sie jetzt denkt, ich hätte das Szenario selbst entworfen!«
Aber Kev ließ sich nicht ablenken. »Warst du erleichtert?«
Sie wickelte sich fester in das Handtuch und stand auf. »Ja«, sagte sie kraftlos. »Ja, das war ich. Ich war so erleichtert, dass ich weinte. War’s das? Bist du nun zufrieden?«
»Also hast du doch an mir gezweifelt.«
Edie wusste nicht mehr weiter. Der Ausdruck in seinen Augen, so kalt und distanziert, ließ ihn wie einen Fremden aussehen. Hart und verschlossen. Sie schüttelte den Kopf.
Mit geballten Fäusten trat Kev einen Schritt auf sie zu. »Du hast mir tatsächlich zugetraut, dass ich dich aufgespürt, dir das Hirn rausgevögelt, dich belogen und benutzt und zu guter Letzt auch noch deinen Vater ermordet habe. Oh, nicht zu vergessen der brutale Entführungsversuch, den ich arrangiert habe, um dich so sehr in Angst zu versetzen, dass du Vertrauen zu mir fasst.«
»Hätte ich das gedacht, wäre ich bestimmt nirgendwohin gegangen«, erwiderte sie schroff. »Dann wäre ich jetzt nicht hier, mit dir. Ich wäre zu
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