Die Macht der Angst (German Edition)
weiß das so genau, weil ich jeden einzelnen Quadratzentimeter deines Körpers selbst inspiziert habe. Kaum bist du vier Tage mit mir zusammen, schon bist du damit übersät. Was sagt uns das?«
»Aber ich –«
Ihre Stimme verklang, als er mit einem einzigen harten Stoß in sie eindrang.
Sie vergaß, was sie hatte sagen wollen, während sie sich an seiner Brust festklammerte und mit dem Becken nach dem perfekten Winkel suchte, damit er sie noch tiefer penetrierte.
Über sie gebeugt, begann er, sich zu bewegen. Zuerst behutsam, aber das nicht lange. Dafür waren sie beide zu ausgehungert. Sie erhöhten das Tempo, die Wucht der Stöße. Es war nicht ihre übliche strahlende Seelenverschmelzung. Dafür war Kev zu weit von ihr weg, doch konnte das sein leidenschaftliches Verlangen nicht mindern. Wenn überhaupt möglich, begehrte er sie noch mehr.
Sie kämpften darum, einander näherzukommen, suchten den anderen auf jeder Ebene. Es war wie ein tosender, alles verzehrender Gewittersturm. Er penetrierte sie tief und hart. Edie krallte die Nägel in seinen Rücken und kam seinen hämmernden Stößen, seinen fiebrigen Küssen und zupackenden Händen wimmernd und stöhnend entgegen.
Beide zogen sich weitere blaue Flecken zu, aber es kümmerte sie nicht. Als ein gewaltiger Orgasmus durch sie hindurchfegte, kehrte Edie für ihn ihr Innerstes nach außen.
Und da ließ Kev sie ein. Sein Schutzschild zerbrach, und sie sah alles.
Dieses Mal war es wirklich ein Tritt in den Schädel, so wie in den schlechten alten Tagen, wenn die unerwünschten Visionen wie aus heiterem Himmel über sie hereinbrachen. Edie empfing Bilder und Eindrücke, schockierend und entsetzlich. Es war nur ein schwaches Echo dessen, was er an jenem Tag tatsächlich erlitten hatte, trotzdem erschütterte es sie bis in die Tiefen ihrer Seele.
Angst, Entsetzen, Trauer. Ein totes Mädchen, das aus einem Plastiksack starrte. Ein lebendes, das weinend an einen Rollstuhl gefesselt war. Eine grässliche, dickbauchige Schwarze Witwe mit dem hämischen Gesicht einer Frau und langen schwarzen Haaren, die lachend klebrige Fäden um ihr Opfer wickelte, bis es sich nicht mehr rühren konnte.
Dann der Einsturz dieser alten inneren Festung. Erinnerungen, die freigesetzt wurden. An Gesichter, Orte, Emotionen. So lebendig, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen.
Brüder, Patronen, Bomben. Das alles hatte ihn mit der Wucht eines Güterzugs überrollt. Er war an jenem Tag wieder und wieder in Stücke gerissen worden. Und dennoch war er erstaunlicherweise heil. Und so wunderschön. Gott, sie liebte ihn.
Edie schlang die Arme um seine bebenden, verschwitzten Schultern und hielt ihn so fest, wie sie konnte. Tränen rannen über ihr Gesicht.
Sie versuchte, seinen Kopf zu drehen, aber Kev ließ es nicht zu, sondern glitt aus ihr heraus. Er sammelte seine Klamotten vom Fußboden auf und schlüpfte in seine Jeans. Edie fröstelte in der eisigen Kälte, die er verströmte.
»Kev?« Sie tastete nach der Nachttischlampe.
Er schlug ihre Hand so brutal weg, dass die Lampe vom Tisch fiel. Sie zerbrach auf dem Boden. »Tu das nicht«, knurrte er.
Sie setzte sich erschrocken auf. »Kev? Was ist denn los?«
»Dass du das noch fragen musst. Langsam beginne ich zu verstehen.«
»Was verstehst du?«
»Die Nachteile, die es mit sich bringt, eine medial veranlagte Freundin zu haben.«
Sie war völlig fassungslos. »Aber … ich dachte, du wolltest –«
»Ich habe meine Meinung geändert«, sagte er. »Vielmehr bin ich zur Vernunft gekommen.«
Edie sank in sich zusammen. »Du meinst, du schämst dich?«, wisperte sie. »Für das, was ich gesehen habe? Was du mich hast sehen lassen?«
»Ich meine nur, dass ich etwas Abstand will.« Er nahm die Waffe und schob sie in seinen Hosenbund. »Du bleibst hier. Ich gehe raus und halte Wache.«
»Das ist nicht fair!«, schrie sie. »Du hast mich darum gebeten. Mich dazu genötigt!«
»Tja, das Leben ist nicht fair. Ist dir das noch nie aufgefallen? Hör zu, Edie. Dieser ganze verrückte Schlamassel tut mir leid. Was gerade eben passiert ist, tut mir leid.« Kev gestikulierte in Richtung Bett. »Ich hätte das nicht mit dir machen dürfen. Es wird nicht wieder vorkommen. Du, Liv, Tony und Tante Rosa werdet heute mit Seth, dem Freund meiner Brüder, auf diese Insel in den San Juans fahren. Ich werde dir vom Leib bleiben. Und wer weiß, vielleicht hast du dort sogar eine Überlebenschance.«
Edie stürzte sich auf ihn und schlug auf
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