Die Macht der Angst (German Edition)
verändert hätten, doch es war noch immer dieselbe schmale, tintenfleckige Hand. Sie öffnete sein erstes Buch und rief sich mühsam in Erinnerung, was von ihr erwartet wurde. Ach ja. Es signieren. Ihr Füller schwebte schon über dem Papier, als sie innehielt. »Wie ist Ihr Name?«
Etwas blitzte in seinen Augen auf. »Sie kennen ihn nicht?«
Edie starrte zu ihm hinauf. Woher denn? Müsste sie ihn wissen? Sie schüttelte wortlos den Kopf.
»Ich heiße Kev«, sagte er leise. »Kev Larsen.«
Edie kritzelte irgendetwas Unleserliches in jedes der vier Bücher, dann schob sie sie vor ihn hin. Er nahm sie und trat höflich beiseite, um die nächste Person vorzulassen, entfernte sich jedoch nicht. Oh Gott. Er wartete auf sie. Oh Gott.
Aufregung brodelte in ihr hoch. Sie war sich seiner Präsenz neben dem Tisch mit jeder Zelle bewusst, während sie mit ihren letzten eingefleischten Fans ein Schwätzchen hielt.
Julie, ihre Presseagentin, kam herüber und musterte Kev mit kaltem Blick. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
Er ignorierte sie. »Dürfte ich Sie eventuell auf einen Kaffee einladen?«, fragte er Edie. Seine tiefe, ruhige Stimme war angenehm resonant. Voller wohlklingender Schwingungen, die ihren Körper zum Summen brachten.
Edie zögerte, da klinkte sich Julie ein. »Kennt ihr beide euch?«
»Ja.« Der Nachdruck in seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
Julie schaute Edie prüfend an. »Stimmt das? Kennen Sie diesen Mann?«
Ob sie ihn kannte? Das konnte man nicht gerade behaupten. Aber das der praktisch veranlagten, nüchternen Julie zu erklären war ein Ding der Unmöglichkeit. Sie verstand es ja selbst kaum.
Sie nickte unsicher. Nun ja, sie kannte ihn. Irgendwie.
»Hm, na gut. Ich muss jetzt los. Wir sprechen später, in Ordnung?« Mit einem weiteren misstrauischen Blick zu Kev fragte sie Edie: »Es ist auch bestimmt alles okay?«
Okay? Was für eine schwache Umschreibung dafür, dass sie keine zwei Meter von ihrem ultimativen Traummann, ihrem Fade Shadowseeker, trennten, der auf wundersame Weise ein Mensch aus Fleisch und Blut geworden war und sie auf einen Kaffee einlud. Sie brachte ein weiteres Nicken zustande.
Sobald das Geklapper von Julies Absätzen in der Ferne verhallte, schlüpfte Edie in ihren Mantel, schnappte sich ihre Zeichentasche und riskierte einen weiteren verstohlenen Blick.
Natürlich ertappte er sie wieder dabei. Stumm und perplex starrte sie hinauf in seine Augen, geriet völlig in den Bann seines überwältigenden Charismas.
Er bot ihr seinen Arm an. Zu ihrer Erleichterung lösten sie diese höfliche Geste und sein winziges Lächeln aus ihrer Hypnose. Edie hakte sich bei ihm unter, dann zogen sie los.
Er kramte eine Sonnenbrille heraus und setzte sie auf. Sie kamen an dem Café der Buchhandlung vorbei, das jedoch von Fans belagert wurde, deren Bücher sie gerade signiert hatte. Auf Kevs fragenden Blick hin schüttelte sie den Kopf. »Lieber irgendwo anders.«
Nachdem sie das Gebäude verlassen hatten, spazierten sie schweigend den Block hinunter, bis sie auf ein anderes, fast leeres Café stießen. Kev hielt ihr die Tür auf, dann orderte er zwei Tassen Kaffee an der Theke. Er wartete geduldig, bis Edie ihr Getränk mit verschiedenen zucker- und sahnehaltigen Schadstoffen versetzt hatte, und folgte ihr dann zu einem Tisch in der hinteren Ecke.
Er setzte die Sonnenbrille ab und rieb sich die Augen. »Sie müssen entschuldigen, dass ich dieses Ding auch drinnen trage«, sagte er. »Ich weiß, es wirkt affig, aber ich habe mir kürzlich eine Kopfverletzung zugezogen, und das Tageslicht ist zu grell für meine Augen.«
»Oh. Das tut mir leid. Bitte, lassen Sie sie auf, wenn das angenehmer für Sie ist«, drängte sie ihn.
»Nein, hier geht es. Es ist nicht allzu hell. Außerdem habe ich so lange darauf gewartet. Ich will Ihre echten Farben sehen«, lautete seine kryptische Antwort. Auf Edies verwirrte Miene hin setzte er hinzu: »Ich möchte Sie nicht durch grün getönte Gläser anschauen.«
»Wie Sie meinen.« Edie senkte den Blick. Es war leichter gewesen, solange er die Sonnenbrille getragen hatte. Nun schien es, als würde sie direkt in die Sonne gucken. Seine hinreißende Schönheit versengte ihr die Netzhäute. Diese Augen. So strahlend hell.
»Also«, begann sie, krampfhaft bemüht, locker zu klingen. »Was hat das alles zu bedeuten?«
»Ich hatte gehofft, dass Sie es mir erklären können.«
Das löste spontanes Unbehagen bei ihr aus. »Was
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