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Die Macht der Disziplin

Die Macht der Disziplin

Titel: Die Macht der Disziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Baumeister
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Kontrolle der Körperhaltung die besten Resultate. Das ermüdende »Setz dich gerade hin!« der Eltern bewirkte mehr, als irgendjemand erwartet hätte. Die Verbesserungen fielen umso größer aus, je gewissenhafter die Teilnehmer die Übung umgesetzt hatten (das ging aus den Aufzeichnungen hervor, die sie parallel dazu führen mussten).
    Das Experiment ergab außerdem einen wichtigen Unterschied zwischen Willenskraft und Willensausdauer. Im Eingangstest hatten die Teilnehmer zunächst so lange sie konnten einen Handmuskeltrainer gedrückt (eine Übung, die bekanntermaßen nicht nur mit Muskel-, sondern mit Willenskraft zusammenhängt), dann eine Übung zur Erschöpfung ihrer Willenskraft gemacht (»Denken Sie nicht an einen Eisbären«) und schließlich die Übung mit dem Handmuskeltrainer wiederholt, um zu sehen, wie weit ihr Wille geschwächt worden war. Als sie nach zwei Wochen Haltungstraining ins Labor zurückkamen, zeigten sie in der ersten Runde Muskeltrainerdrücken keine Verbesserung, was bedeutete, dass ihre Willens
kraft
nicht gestärkt worden war. Was sich dagegen verbessert hatte, war ihre
Ausdauer
, denn in Runde zwei zeigten sie deutliche Verbesserungen gegenüber den Werten des ersten Labortermins. Dank der Haltungsübungen wurde ihre Willenskraft nicht so schnell geschwächt wie zuvor, und sie besaßen mehr Energie für weitere Aufgaben.
    Sie können diese Übung selbst machen, um Ihre Willenskraft zu trainieren, Sie können aber auch andere Übungen ausprobieren. Es ist nicht die Sitzhaltung an sich – der Schlüssel ist die Änderung einer gewohnheitsmäßigen Verhaltensweise.
    Versuchen Sie beispielsweise einmal, bei Routinetätigkeiten die andere Hand zu verwenden. Rechtshänder neigen dazu, automatischalle Aufgaben mit der rechten Hand zu erledigen. Wenn Sie die linke Hand verwenden, müssen sie dazu Selbstdisziplin aufbringen. Zum Beispiel könnten Sie mit der linken Hand Zähne putzen, die Maus Ihres Computers betätigen, Türen öffnen oder eine Tasse zum Mund heben. In einigen Experimenten sollten Teilnehmer von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends die linke statt die rechte Hand verwenden; wenn sie abends erschöpft waren, durften sie zu ihrer starken Hand zurückkehren. (Anmerkung für Linkshänder: Diese Strategie funktioniert in Ihrem Fall vermutlich weniger gut, da viele Linkshänder beidhändig sind und gelernt haben, in einer Welt der Rechtshänder auch ihre rechte Hand zu verwenden. Deshalb stellt der Wechsel auf die rechte Hand keine echte Stärkung des Willens dar.)
    Oder versuchen Sie, Ihre Sprechgewohnheiten zu verändern. Sie könnten zum Beispiel versuchen, nur vollständige Sätze zu verwenden oder »Ähs« und »Öhs« zu vermeiden. Sagen Sie »ja« und »nein« statt »jo« und »ähem« oder »nee« und »nö«. Oder Sie könnten versuchen, Schimpfwörter zu vermeiden. Viele Menschen halten dieses Tabu heute für altmodisch: Warum sollte die Sprache diese Wörter hervorbringen, wenn man sie nicht verwenden darf? Aber der Wert dieser verbotenen Wörter liegt vielleicht genau darin, dass wir die Disziplin aufbringen müssen, sie nicht auszusprechen.
    Diese Techniken bilden eine gute Aufwärmübung für größere Willensanstrengungen wie mit dem Rauchen aufzuhören oder Ihre Ausgaben einzuschränken. Es kann sein, dass es Ihnen schwerfällt, diese Techniken lange durchzuhalten. Es stellt eine echte Herausforderung dar, Übungen durchführen zu müssen, die keinen unmittelbaren Nutzwert haben.
    Die Ergebnisse sorgten für großes Aufsehen unter Psychologen, zumal die Selbstdisziplin eine der beiden Eigenschaften ist, die bekanntermaßen am meisten zu unserem Wohlbefinden beitragen. (Die zweite Eigenschaft, die Intelligenz, ist kaum zu steigern. Programme wie »Head Start« 98 verbessern zwar die Leistung der Teilnehmer, doch nach dem Ende des Kurses verfliegt die Wirkung schnell wieder. UntermStrich ist Intelligenz weitgehend angeboren. Umso interessanter wurde die Selbstdisziplin.) Daher machten sich Sozialwissenschaftler daran, systematische Trainingsprogramme zu entwickeln. Dabei stellten sie fest, dass die Schwierigkeit vor allem darin bestand, die Teilnehmer bei der Stange zu halten. Es reichte nicht aus, die Übungen auf dem Reißbrett zu entwickeln – sie mussten auch in der Praxis funktionieren.
    Einfach zu mehr Willenskraft
    Die erfolgreichsten Strategien entwickelten die beiden australischen Psychologen Meg Oaten und Ken Cheng. 99 Sie arbeiteten vor allem mit Menschen,

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