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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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begann zu wirken.
    »Noch einmal hilf mir, du großer Gott. Gib meinem Herzen größere Kraft. Kraft, das kranke Herz zu zwingen und zu heilen. Dann nimm meine Seele dafür hin.«
    Erik Truwor hielt in seinen Bewegungen allmählich inne. Seine gestraffte Gestalt sank langsam in sich zusammen. Dann plötzlich schien er sich der fremden Kraft, die über ihn gekommen, bewußt zu werden. Er wandte den Kopf Atma zu. Ihre Blicke vergruben sich ineinander. Bewegungslos standen sich die beiden Männer gegenüber. Ein Zweikampf… furchtbar… stumm… Bebendes Hoffen zog durch Atmas Seele. Der Kampf war angenommen… Durchhalten! Sein Gebet war erhört!… Da… ein Wölkchen schob sich vor den roten Sonnenball und raubte sein Licht. Einen kurzen Augenblick nur… Da war es geschehen. In dem plötzlichen Halbdunkel verlor Atmas Blick die Schärfe… für einen Moment nur entglitt ihm die eben gewonnene Gewalt.
    »Ha… ha… haha…« Da war es wieder, das kurze, abgerissene Lachen des Wahnsinns.
    Mit einem Sprung hatte sich Erik Truwor gedreht und den bannenden Blicken Atmas entzogen. Mit schaurigem Hohngelächter sprang er in die Kabine und warf die Tür hinter sich zu.
    Zerbrochen, besiegt, geschlagen stand Atma. Der Rapid Flyer verließ den Boden und schoß in die Höhe.
    »Erik… Erik Truwor!«… Der Ruf Atmas verhallte ungehört in der eisigen Luft. Schon ward das Flugzeug klein und immer kleiner. Jetzt nur noch ein Punkt… Jetzt nicht mehr sichtbar.
    Demütig senkte Atma sein Haupt vor dem Willen des Schicksals. Er ging in den Berg zurück und suchte am dämmernden Himmel, bis das Flugzeug gefaßt war und auf dem Bildschirm erschien. Da… Einen Kampf sahen seine Augen… Einen Kampf, wie ihn noch nie ein Sterblicher erschaut… Einen Kampf gelenkter und gebändigter Naturgewalt gegen die fessellosen Naturkräfte des Firmaments.
    Ein Schrei rang sich aus Atmas Brust… Entsetzen sprach aus seinen Zügen… Seine Zunge stammelte Gebet… Hilferuf… Er barg das Gesicht in den Händen, um das grausige Bild nicht weiter zu sehen.
    *

Die beiden großen amerikanischen Parteien der Sozialisten und der Plutokraten waren durch den Staatsstreich der Patrioten in gleicher Weise überrumpelt worden. Die ersten Tage nach dem Sturz Cyrus Stonards herrschten lähmende Überraschung und Verblüffung in ihren Reihen. Die Revolution war von einer dritten, viel jüngeren und, wie sie meinten, viel schwächeren Partei gemacht worden. Aber sie mußten sehen, daß die Masse des Volkes diese Revolution guthieß, mußten mit der Macht der Tatsachen rechnen.
    So waren die Patrioten in der Lage, ihr eigenes Programm ohne nennenswerte Widerstände durchzuführen. Viel glatter, schneller und besser, als es eine der anderen Parteien jemals gekonnt hätte.
    Die amerikanische Presse aller Schattierungen erging sich in Erinnerungen an frühere glückliche Zeiten, in denen Amerika das wahre Land der Freiheit gewesen, der Patriotismus allein den Ausschlag für alle politischen Handlungen gegeben hatte. Mit wenigen Ausnahmen wurden auch die Nachrufe für Cyrus Stonard dem gestürzten Diktator gerecht. Sie achteten seine Größe und gaben der Meinung Ausdruck, daß er das Beste des Landes gewollt, wenn auch seine Mittel nicht immer die richtigen waren.
    In der neuen Regierung übernahm Dr. Glossin das Ministerium des Äußeren. Er erhielt es wegen seiner Verdienste um die Durchführung der Revolution und seiner genauen Kenntnis der bisher betriebenen äußeren Politik der Vereinigten Staaten. Aber er fühlte vom ersten Tage seiner Amtsführung an, daß er auf unsicherem Boden stand. Die Patrioten hatten Cyrus Stonard stets bekämpft. Dr. Glossin war erst in der zwölften Stunde von ihm abgefallen, nachdem er so lange Jahre sein williges Werkzeug gewesen war. Das brachte ihn in den schlimmen Ruf eines Renegaten, heftete seinem Namen einen schweren Makel an.
    Nur ein glänzender Wahlsieg konnte ihn in seiner Stellung festigen. Deshalb hatte er sich in New York im Trinity Church Distrikt aufstellen lassen. Dort hatte er seine Anhänger, und dort hoffte er durch geschickte Verhandlungen mit den Führern der Sozialisten auch viele Stimmen dieser Partei für sich zu gewinnen.
    Es war ein gefährlicher Boden, auf den er sich wagte. Nur die raffinierte Schlauheit eines Dr. Glossin konnte es wagen, die Stimmen einer fremden Partei im geheimen Einverständnis mit deren Führern zu erlisten. Er unternahm es, weil er darin die einzige Möglichkeit sah, sich in

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