Die Macht der Dunkelheit
dem anderen aus, und jedes ist eine neue Last für dich. Die Menschenfreunde sind unsere letzte Hoffnung. Wir vertrauen euch.«
Mehr als ich mir selbst! Schwarzlicht wollte nicht sagen, daß er seinen hohen Posten aufgab, nur um einem Mädchen nachzulaufen, das ihn verlassen hatte.
Von seinem Trübsinn ein wenig aus der Fassung gebracht, drehte der Inspektor sich um.
Wieder zwang Schwarzlicht sich zu einem Lächeln und ein paar freundlichen Worten. »Finde Wasser, finde Frieden!«
»Wasser!« verabschiedete sich der Inspektor wieder glücklich. »Frieden!«
Schwarzlicht eilte weiter. Er sah Thornwall bereits durch das Auge kommen. Mit dem Zweifingersalut der Bruderschaft begrüßten sie sich. Schwarzlicht blickte seinen alten Gönner, der ihn herzlich anlächelte, ein wenig verlegen an. »Ich wollte, Sie wären böse auf mich«, murmelte er. »Sie hätten Grund dazu. Ich habe Sie enttäuscht.«
»Sie wissen, daß es Ihnen jederzeit freisteht, die Bruderschaft zu verlassen. Wir zwingen niemanden, bei uns zu bleiben. Aber ich würde mich trotzdem freuen, wenn Sie mir verrieten, was schiefgegangen ist.«
»Es sind zweierlei Probleme, Sir. Das erste werden Sie draußen gleich selbst bemerken. Das andere ist Schneefeuer.«
»Ich weiß, daß Sie sich liebten, deshalb haben wir Sie auch gemeinsam Nggongga zugeteilt, nachdem Sie die Jagd so gut überstanden hatten. Als das Mädchen Sie verließ, dachte ich, die Liebe sei zu Ende.«
»Nicht für mich.« Er fuhr fort, als Thornwall ihn fragend ansah. »Wir hatten verschiedene Anschauungen über die Liebe. Als Ingenieur, oder vielmehr Manager Werkzeugmacher uns aus den Jagdgründen zurückbrachte, verliebte sie sich in ihn. Sie wollte uns beide haben. Da ich aber Nggongganer bin, war ich eifersüchtig. Sie nannte mich egoistisch. Wir taten einander weh. Als er zur Schwarmwelt I zurückkehrte, ließ ich sie mit ihm gehen, obgleich ich das Gefühl hatte, daß sie wollte, ich würde sie bitten, zu bleiben. Das gestattete aber mein Stolz nicht.« Er biß sich auf die Lippe. »Jetzt weiß ich, daß das falsch war. Ich werde ihr folgen und, wenn es nicht anders geht, sie bitten, mich als dritten im Bund aufzunehmen.«
»Sie können nicht mehr zur Schwarmwelt I. Sie ist etwa fünftausend Lichtjahre entfernt, und die Sternentore dorthin sind alle geschlossen. Die Schwarmweltler sind nicht sehr gastfreundlich. Ihre Einstellung ist anders als unsere. Wir, vom Hilfswerk, versuchen, primitiven Rassen mit unserer fortgeschrittenen Technologie zu helfen. Die Schwarmweltler sind dagegen, weil sie glauben, daß fremde Technologien schädlich für unterentwickelte Welten sind. Sie haben ihre Kultur nie mit anderen geteilt.« Er blickte Schwarzlicht ernst an. »Schlagen Sie es sich aus dem Kopf und bleiben Sie als unser Beauftragter hier.«
»Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb ich das nicht kann«, erwiderte Schwarzlicht. »Sie werden ihn gleich sehen.« Das Laufband rollte aus der Kuppel. Rennende Schritte näherten sich. »Vorsicht. Sir«, flüsterte Schwarzlicht. »Sie sind in ihrer Verzweiflung zu allem fähig.«
Gut zwanzig halbnackte Bettler umringten sie: ein Einbeiniger, der sich auf seine Lanzengraskrücke stützte, eine zum Skelett abgemagerte Frau, die ein totes Kind auf den Armen trug, ein blindes kleines Mädchen, das ihnen einen Hut entgegenstreckte, und viele andere.
»Wie schrecklich!« stöhnte Thornwall und fischte nach Münzen in seiner Tasche. »Vorsicht. Sir«, warnte Schwarzlicht erneut. »Überlassen Sie es lieber mir.«
»Ihr nennt euch Menschenfreunde?« kreischte die Frau. »Ihr reist zu den Sternen und tut, als wärt ihr Götter – aber seht euch mein Kind an! Warum helft ihr uns nicht?«
»Wir versuchen es.« Schwarzlicht verstreute Thornwalls Münzen auf dem Boden. »Wir versuchen es. Verzeiht uns.«
Die Meute stürzte sich auf das Geld. Die Frau blieb mit dem aufgedunsenen Baby stehen. Der Gestank der Leiche drehte ihm den Magen um. »Kommen Sie, Sir, schnell.« Er eilte mit Thornwall zum nächsten öffentlichen Transportband. »Hier sehen Sie unsere Probleme. Überfälle auf den Verkehrswegen; Demonstrationen vor unserem Büro. Die Leute schreien nach etwas zu essen. Ein Haß auf uns, den ich nicht ertrage. Ihre Führer geben uns die Schuld an allem, was auf Nggongga schiefgeht, und das wird mit jedem Tag mehr.«
»Geduld«, beruhigte ihn Thornwall. »Unsere Aufgabe war nie leicht.«
»Aber hier auf Nggongga ist sie unmöglich. Der
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