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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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durchflutete mich. Würde Lucy es mir verzeihen, wenn ich sie wegschickte? Ich verspürte einen schmerzvollen Stich und schob den Gedanken beiseite.
    Dafür ist es noch zu früh. Denk nicht darüber nach, Remy.
    Ich strich ihr eine schwarze Locke aus dem Gesicht. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.« Als hätten wir uns abgesprochen, redeten wir ganz leise, damit wir unseren Vater nicht störten.
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr. Hauptsache, wir sind wieder zusammen.« Sie biss sich auf die Lippen und betrachtete ihre Hände. »Vorhin ist er aufgewacht und hat sich nach Mom erkundigt. Ich musste es ihm sagen. Er hat geweint.«
    Schon einmal hatte ich meinen Dad weinen sehen. Das war, als Dean mich zusammengeschlagen hatte, nachdem meine Mutter gestorben war. Die Misshandlungen, denen ich ohne ihn ausgesetzt gewesen war, waren für Ben sehr real geworden,als er sie aus erster Hand miterlebte. Seit dem Tag, an dem er im Krankenhaus in Brooklyn erschienen war, war zwischen meinem Vater und mir nichts einfach gewesen. Doch irgendwann ging es aufwärts mit uns. Aber dann hatte ich den Fehler begangen, Franc ausfindig zu machen. Mir wurde flau im Magen. »Wie ist …« Mir brach die Stimme und ich musste noch einmal anfangen. »Wie ist es denn? Hasst er mich?«
    »Remy?« Beim Klang seiner Stimme zuckte ich zusammen, und beinahe hätte ich dem Drang nachgegeben und wäre aus dem Zimmer geflohen. Doch da sagte er auch schon: »Komm her!«
    Genau diesen strengen Unterton in seiner Stimme hatte ich erwartet, und mir rutschte das Herz in die Hose. Ich stand auf und trat mit gesenktem Kopf an sein Bett. Ich konnte es nicht ertragen zu sehen, dass sich die Art, wie er mich ansah, verändert hatte.
    »Dad, es war nicht ihre Schuld …«, fing Lucy an, verstummte jedoch, als er eine Hand hochhielt.
    »Remy, sieh mich an!«, schnauzte mein Vater.
    Ich zwang mich, seinen wütenden Blick zu erwidern, und wappnete mich gegen seinen Hass. Doch in seinen marineblauen Augen entdeckte ich keinen Hass, konnte seine Gedanken aber nicht ergründen.
    »Deine Schwester hat mir alles erzählt, und Asher hat auch schon reingeschaut und mich über den Rest ins Bild gesetzt.«
    Was konnte ich zu meiner Verteidigung vorbringen? Ich hatte gelogen und ihm so vieles verheimlicht. Ich hatte zahlreiche dumme Fehler gemacht. Ich wollte erneut wegsehen, konnte es aber nicht.
    »Sie haben mir erzählt, dass du auf alle aufgepasst hast«, fuhr er in sanfterem Ton fort, »und dass du dich immer wieder Gefahren ausgesetzt hast, um sie zu beschützen. Ja, und dassdu bei dem Versuch, eure Mutter retten, beinahe gestorben wärst!«
    Trauer stieg in mir hoch.
    »Dich hassen?« Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Glaubst du, ich weiß nicht mehr, was du im Wald getan hast, bevor ich entführt wurde?« Er griff nach meiner Hand, und ich reichte sie ihm, ohne nachzudenken. »Dein Großvater hat dir befohlen, mich zu töten. Aber du hast dich geweigert. Stattdessen hast du mich gerettet.«
    Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass er das von mir glaubte, aber es ging nicht. »Es ist meine Schuld, dass Franc uns gefunden hat. Hätte ich nicht unbedingt zu ihm nach San Francisco gewollt, würde Laura noch leben.«
    Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu winden, aber er hielt meine Hand ganz fest.
    Mein Dad sprach weiter. »Hast du am Steuer des Wagens gesessen, mit dem deine Mutter angefahren wurde?«
    »Nein«, krächzte ich. »Aber …«
    »Nichts aber! Xavier hat den Wagen gefahren und ist damit absichtlich auf sie zugesteuert. Es war also seine Schuld oder die deines Großvaters, weil er Xavier dorthin mitgenommen hatte.« Er setzte sich auf und lehnte sich an das Kopfende des Betts. Ich sah, dass er eines von Gabriels T-Shirts trug. »Weißt du, es macht mich fuchsteufelswild, dass du dastehst und dir dafür die Schuld gibst. Genauso wie du dich für Annas Tod verantwortlich gefühlt hast.«
    »Du verstehst nicht«, sagte ich.
    »Ach nein? Deine Gaben sind eine große Last. Größer, als sie jemandem aufgebürdet werden sollte. Du heilst Menschen, indem du sie berührst, Remy. Weißt du, wie sehr mich das verblüfft? Wie stolz ich bin, wenn ich daran denke, wie selbstlos du gibst, wo dir so viel genommen wurde?«
    Jetzt war es um mich geschehen. Die Dämme brachen, und Tränen, die in letzter Zeit nicht mehr fließen wollten, fegten mich fast davon. Meine Mutter hatte nie zugegeben, dass sie wusste, wozu ich imstande war, ganz zu schweigen

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