Die Macht der ewigen Liebe
aus meinem Kopf!«
Er hielt die Hände hoch, als wolle er seine Unschuld beteuern. »Hey, ich bin es nicht, der für Kosmetika so starke Gefühle hegt, dass er seine Gedanken förmlich rausschreit!«
»Was auch immer«, murmelte ich. Ich hob das Buch vom Boden auf und folgte ihm die Treppe hinunter. Insgeheim lobte ich mich, wie gut ich die Situation gemeistert hatte. Immerhin hatte ich einen Kuss vermieden. Da konnte ich beim Runtergehen doch wohl seinen Hintern bewundern? Und wer konnte es mir verübeln, wenn ich mir wünschte, es gäbe mehr Stufen, wenn er sich bewegte, wie er es nun mal tat? Ich merkte, dass es nur im Schneckentempo voranging, und plötzlich wurde mir auch klar, wieso! Ich verstärkte meine Mauer zu einem Bollwerk und hoffte, dass meine lüsternen Gedanken sich nun nicht mehr hinausschleichen konnten.
Gabriel warf mir über die Schulter ein befriedigtes Lächelnzu und sagte: »Remington, was bist du doch für eine Spaßbremse!«
»Und du, du bist ein alter Spitzel!«
Er zuckte die Achseln, und ich wusste, es war ihm piepegal.
Schließlich erreichten wir das Esszimmer, wo sich die anderen schon versammelt hatten. Pappbehälter lagen auf dem Tisch verstreut, und alle nahmen sich Essen wie in jeder anderen Familie an einem Freitagabend. Der Duft von Curry hing in der Luft, und ich atmete ihn begierig ein. Seitdem ich nach Maine gezogen war, hatte ich nicht mehr indisch gegessen. Ich machte mir gerade einen Teller zurecht, als ich Gabriels Blick auf mir spürte. Mit einem selbstgefälligen Lächeln verdoppelte ich meine Portion an Knoblauchreis und Fladenbrot mit Knoblauch, den am intensivsten riechenden Lebensmitteln auf dem Tisch. Er hob nur höhnisch die Augenbraue und fügte dem eigenen Teller die dreifache Menge Sauce mit Knoblauch hinzu.
Ich werde dich nicht küssen!
Er lächelte, als würde ihn das völlig kaltlassen. Allerdings hatte er mich vielleicht auch gar nicht gehört. Sein Blick schweifte zu meinen Lippen. Na ja, vielleicht ja doch.
»Kannst du mir die Samosas reichen?«, bat Erin Gabriel.
Er wandte sich ihr zu, und ich konnte mich endlich auf die anderen konzentrieren. Wir nahmen Platz. Ich spürte, dass Gabriel sich neben mich setzte, beachtete ihn aber nicht. Lucy, die am Kopfende des Tisches Platz genommen hatte, mied jeglichen Augenkontakt mit mir, indem sie auf ihren Teller starrte.
Schließlich war es Asher, der Lottie und Gabriel zurief: »Jetzt spannt uns doch nicht länger auf die Folter! Was habt ihr zwei herausgefunden?«
Ich erwartete nicht, dass sie sagten, sie hätten meinen Vatergefunden, denn das hätte Gabriel mir sofort erzählt. Was nicht hieß, dass ich nicht enttäuscht war, als er genau das sagte.
»An die Morrisseys sind wir nicht rangekommen. Die rücken jetzt enger zusammen, und es hätte verdächtig gewirkt, wenn wir plötzlich aufgetaucht wären. Aber wir haben uns umgehört, um zu sehen, ob die anderen etwas wissen.« Gabriels Gesicht wurde grimmig, und ich machte mich auf weitere schlechte Nachrichten gefasst. »Erinnert ihr euch an euren Freund Xavier?«
Als ob ich dieses Schwein vergessen könnte, das auf Asher geschossen und mich gefoltert hatte. Er hatte auch geholfen, meinen Vater zu kidnappen und Laura anzufahren. Ich ballte die Hände in meinem Schoß zu Fäusten. Wenn ich den in die Finger bekam, würde ich ihm jeden Knochen im Leib brechen. »Ist er hier?«, fragte ich fast schon hoffnungsvoll.
Auf der anderen Tischseite knirschte Asher mit den Zähnen. Er sah so blutrünstig aus, wie ich mich fühlte, und das konnte ich ihm nicht verdenken.
Gabriel schüttelte den Kopf, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck geändert hätte. Unter dem Tisch legte er seine warme Hand auf meine Faust. Er streichelte meine Finger, bis ich mich entspannte, dann zog er sich wieder zurück. Er nahm erneut seine Gabel zur Hand und fuhr dann fort: »Er ist zwar nicht hier, aber er war es. Spencer kennt ihn. Xavier hat herumgeprahlt, was für ein abgekartetes Spiel Franc und er spielen.« Er wandte sich an mich. »Dein Großvater ist ein echtes Herzchen. Er hat dich den Beschützern versprochen, wenn sie dich fangen. Anscheinend hat er den Gedanken, dich für seine Pläne einzusetzen, aufgegeben und sinnt nur noch auf Rache.«
»Ich glaube eher, er treibt ein Doppelspiel.«
Ich hatte das irre Leuchten in Francs Augen gesehen. Einsolcher Fanatiker schmiss nicht so einfach das Handtuch. Nicht, wenn er davon überzeugt war, im Recht zu sein und dass der
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