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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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später führte Gabriel mich zu einem Sitz und stupste mich dann an. »Findest du’s nicht schlimmer, die Schachtel nicht zu öffnen, als sie zu öffnen?« Ich blickte zu ihm hoch, und er legte den Kopf schief. »Du quälst dich doch mit der Frage, was dadrin sein könnte, Remy. Mach sie einfach auf und bring’s hinter dich!«
    Ich schaute mich um. Wir saßen allein in dem Waggon. Ängstlich zog ich die Schatulle aus der Tasche. Hastig atmete ich ein, hob den Deckel hoch und wollte mich dann beimAnblick des Inhalts umgehend übergeben. Eine blutige Fingerspitze.
    Gabriel nahm mir die Schachtel ab, während ich mich zusammenkrümmte und aufschluchzte. War mein Vater tot? Was hatten sie ihm angetan?
    »Remy, Süße, das ist eine Attrappe!«
    Es dauerte, bis seine Stimme durch mein blankes Entsetzen hindurchdrang. Ich setzte mich aufrecht und starrte ihn ausdruckslos an. Besorgt strich Gabriel mir eine Strähne aus der Stirn.
    »Die ist nicht von meinem Vater?«, flüsterte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist nur ein ausgesprochen wirklichkeitsgetreues Requisit, das dir einen Schreck einjagen sollte.«
    Ich lachte freudlos auf. »Volltreffer!« Ich atmete tief ein, um mich zu beruhigen. Was war Franc für ein Scheißkerl, dass er mir so was antat. »Ist eine Nachricht dabei?«
    »Hier.«
    Er gab mir einen Zettel. Ich faltete ihn auf und las die kurze Botschaft:
    Das ist die letzte Warnung, die du bekommst, Enkeltochter. Füge dich in dein Schicksal.

   Auch am nächsten Morgen war ich noch immer außer mir. Mein Großvater hatte auf den Zettel eine Telefonnummer geschrieben, als würde ich umgehend bei ihm anrufen und mich ihm ausliefern. Also bitte, Franc. Jetzt halt mal die Luft an! Bei unserer Rückkehr hatten wir den anderen den Inhalt des Päckchens gezeigt. Lottie hatte inzwischen Asher und Lucy Bescheid gegeben, und sie hatten alle auf uns gewartet. Ich hatte aufgepasst, dass Lucy die Fingerspitze nicht zu sehen bekam, damit sie sich nicht noch mehr beunruhigte. Danach waren alle alarmiert und seltsam still zu Bett gegangen, jeder von uns in die eigenen Gedanken über die sich zuspitzende Gewalt vertieft, die in dieser Nachricht steckte.
    Nach einem schnellen Müslifrühstück ging ich Richtung Küche, um mein Geschirr abzuwaschen, auch wenn ich lieber gleich in mein Zimmer gerannt wäre, um mich dort feige zu verstecken. Ich hatte nämlich das Gefühl, dass Gabriel mit mir reden wollte. So wie wir die Dinge vor fünf Tagen belassen hatten, gab es einiges zu klären, und dazu war der vorherige Abend gänzlich ungeeignet gewesen. Ehrlich gesagt, war ich ratlos,was ich machen sollte. Bis zu unserer Begegnung im Weingewölbe hatte ich noch nie auf diese Weise an ihn gedacht.
    Lügnerin.
    Frustriert schrubbte ich meine Schüssel und schob mit der Schulter eine Haarsträhne zurück, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte. Okay, vielleicht hatte ich schon immer ein Auge auf Gabriel geworfen – wie auch nicht, so wie er aussah? –, aber das hatte nichts zu sagen. Ich bewunderte ihn auf eine distanzierte Art, so wie eine hübsche Statue etwa. Tatsächlich hatte ich ihn anfangs gar nicht sonderlich gemocht, doch war er mir im Lauf der Zeit zu einem guten Freund geworden. Die Art von Freund, die einem in schweren Zeiten die Hand hält. Ich schrubbte die Schüssel ein bisschen fester. Alles hatte sich verändert, und das war seine Schuld! Gabriel hatte mit seinem Gerede, er wolle mich für sich haben, unsere Beziehung in völlig neue Bahnen gelenkt! Was sollte ein Mädchen dazu denn bitte sagen?
    »Was meinst du, müsste diese Schüssel nicht allmählich sauber sein?«
    Ich ließ die Schüssel ins Spülbecken fallen, sodass Wasser auf mein Shirt spritzte. »Gabriel, verdammt noch mal!« Als er an meiner Seite erschien, versetzte ich ihm einen Rippenstoß.
    Mit einem reuelosen Lächeln langte er um mich herum und drehte den Wasserhahn zu. »Du solltest öfter mal deine Beschützersinne trainieren. Wenn du deine mentale Mauer unten gehabt hättest, hättest du mich kommen hören.«
    Er gab mir ein Handtuch, und ich trocknete mir die Hände ab. »Wenn ich meine Mauer unten hätte, würdest du alles hören, was ich denke!«
    »Das wäre natürlich krass, aber dir zuliebe würde ich das auf mich nehmen«, erklärte er mit Unschuldsmiene und legte sich eine Hand aufs Herz.
    Ich schnaubte. »Das glaube ich dir aufs Wort!«
    Gemeinsam trockneten wir das Geschirr ab und räumten es dann weg. Unsere Hüften

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