Die Macht Der Könige
etwas guthabe bei dir. Sag mir, wer und wo.«
»Wo ist Moria?«
»Im Palastwachhaus. Sie ist in Sicherheit. Es wird ihr nichts geschehen. Ich lasse sie gehen, sobald ich Crit zurück habe, verstehst du. Du willst einen Gefallen von uns, wir wollen einen von dir. Ein Tauschgeschäft.«
Anhaltendes Schweigen.
»Ein Tauschgeschäft!« schrie er sie an. »Verdammt!«
»Ein bemerkenswerter Tag«, sagte sie. »So viele Leute wollen einen Gefallen von mir. Und Magie ist heutzutage sehr teuer. Du brauchst nicht mich, du brauchst eine Wahrsagerin. Jemand, der Verlorengegangenes aufspüren kann. Bestimmt kannst du unter den Gauklern und Mimen im Basar eine finden.«
»Lenk nicht ab, Ischade, ich bin nicht in der Stimmung für deine Art von Humor!«
»Du mißverstehst mich. Willst du meine Hilfe?«
»Ja.« Er atmete schwer. »Verdammt, ich brauche sie!«
Sie drehte die Schulter, und die Tür schwang auf. »Kommt herein.«
Er stieg die Stufen hinauf, dicht gefolgt von Stilcho. Es war ganz und gar nicht wie in alter Zeit in diesem vertrauten Gemach, das irgendwie das gleiche war und doch irgendwie chaotischer in all seiner Unordnung. Er war hier, wo er am Morgen so gern gewesen wäre und viel dafür gegeben hätte. Und nun war ihm, als hätte er einen Eisklumpen im Magen, denn plötzlich ging es um das Leben seines Partners, und er hatte Ischades Ärger provoziert, während Crits Leben vielleicht an einem seidenen Faden hing.
Falls er überhaupt noch lebte!
Ischade faßte einen Stuhl an der Lehne und warf ihn aus dem Weg, schob den Tisch zurück, stieß einen Haufen Umhänge zur Seite und setzte sich mit verschränkten Beinen auf den Boden. Sie legte die Hände vor sich, Ihre Augen rollten zurück, ihre Lippen öffneten sich leicht.
Ein Licht wuchs zwischen ihren Händen und drehte sich. Es drehte sich auf eine Weise, wie er es bereits öfter als einmal gesehen hatte.
Wie eine kleine Machtkugel. Es wirbelte und tönte Ischades Hände und ihr Gesicht und das ganze Gemach mit seinem kalten Glühen.
Er hockte sich auf die Fersen, verkrampfte die Hände vor seinen Lippen und wartete, denn was sie tat, war nicht die Magie, die er in ihr kannte, wie Pyromantie und Nekromantie. Das hier war etwas anderes, etwas, das es eigentlich gar nicht gab.
»Ich finde ihn nirgendwo an der Oberfläche«, murmelte sie -und das war kein Hokuspokus; Ischade konnte reden und gleichzeitig Zauber wirken; ein laufendes Gespräch führen, während sie etwas tat, bei dem so mancher Zauberer der Magiergilde ins Schwitzen käme. »Da ist eine Seherin in der Stadt. Ich werde schauen. Ihre Fähigkeiten schwanken. Manchmal hat sie recht.«
»Um der Götter willen, finde ihn!«
»Was.!« Sie preßte die Lider zusammen und öffnete sie wieder, war wach und erschrocken, als sie die Hände zusammenschlug und das Licht löschte.
»Aaah!« schrie Stilcho und drückte die Hände auf die Augen.
Da wechselten Straton und Ischade einen Blick, der etwas verstand, was Stilcho nicht verstand.
»Was ist, verdammt?«
Ischade biß sich auf die Lippe und sog den Atem ein. »Nichts, was dich betrifft.« Sie raffte ihre Röcke, um aufzustehen. »Ich werde ihn finden. Von hier aus kann ich nichts mehr tun. Wir müssen die Spur suchen. Stilcho!« Sie streckte ihm die Hand entgegen, und er half ihr auf.
»Was ist?« fragte Strat aufs neue.
Doch Ischade antwortete ihm nicht. Sie hüllte sich in ihren Umhang und ging durch die Tür, welche die immer wieder verblüffende Angewohnheit hatte, sich genau dann zu öffnen, wann sie es sollte.
Er trat als letzter hindurch und sie knallte in dem Augenblick zu, als das Gartentor aufschwang. Stilchos geborgtes Pferd scheute und zerrte am Zügel, mit dem es festgebunden war.
Der Braune stand ganz ruhig, und als Strat durch das Gartentor trat, hielt Ischade seine Zügel.
»Ich setze mich hinter dich«, sagte sie.
Alte Gewohnheiten wurden wieder lebendig. Er öffnete den Mund, dann schloß er ihn. Sinnlos, bei Ischade. Man tat etwas entweder so, wie sie es wollte, oder eben gar nicht; ihr war das völlig egal. Und nun brauchte er ihre Hilfe wie ein Ertrinkender, auch wenn die Hilfe für einen anderen war.
Er stemmte sich in den Sattel und machte die Steigbügel für sie frei. Sie schwang sich anmutig hinter ihn und schlang die Arme um ihn, auf zu verdammt vertraute Weise.
»Hüüüaaa!« brüllte er den Braunen an, der so heftig herumwirbelte, daß er sie und ihn leicht hätte abwerfen können, wenn er nicht er und
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