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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Ischade nicht Ischade gewesen wären.
    Der Braune würde auch nicht ausrutschen, auch wenn die Pflastersteine noch so glatt waren. Er drückte ihm die Fersen in die Weichen, und so dick war die nebelige Luft und so laut hallte das Echo von den Häusern, daß man manchmal glauben konnte, nur die Hufe von Stilchos Pferd schlügen auf dem Pflaster auf.
    »Mein Sohn«, sagte Nas-yeni. Es schadete nicht, ihm das zu sagen. Es gab viele Söhne. Es hatte bestimmt viele gegeben. »Ihr habt meinen Sohn umgebracht und zum Abfall geworfen.« Er setzte sich im Schneidersitz dicht vor sein Opfer, auf das der Laternenschein fiel. »Dich würde ich gern am selben Ort liegen lassen, wenn ich mit dir fertig bin. Vielleicht tue ich es auch.«
    Der Stiefsohn hatte nie viel gesagt, nur die Luft eingesogen, wenn Nas-yeni ihn bearbeitet hatte. Und manchmal hatte er geschrien, soweit er überhaupt noch einen Ton herausbrachte, denn durch das Erbrechen war ihm nicht viel Stimme zum Schreien geblieben. Sehen konnte er noch. Nas-yeni hob sich die Augen bis zum Schluß auf. Und die Zunge, die sollte zuletzt drankommen. Momentan waren die Fingernägel an der Reihe; Nas-yeni zog die weißglühende Nadel aus dem kleinen Kohlenbecken, das er für gewöhnlich zum Kochen benutzte.
    »Mach dich bereit, Critias. Nehmen wir uns noch einen vor.«
    Critias spuckte nach ihm und versuchte ihn zu treten, aber sein Gesicht verriet bereits Panik. Nas-yeni kannte sich aus. Er hatte geübt, ehe er sich Critias vornahm.
    Auch seine Versuche zu schreien ließen die Panik erkennen. Das war wie erwartet. Nas-yeni hatte das alles genau studiert; hatte gewissen Banden diesen Dienst erwiesen. Von Rankanern hatte er die Finger gelassen. Er hatte sich nie in Gefahr gebracht. Seine Mission war zu heilig, seine Rache zu wichtig, um möglicherweise Schwierigkeiten mit Rankanern heraufzubeschwören. Nur interne Angelegenheiten.
    Nie zu hastig. Sich immer Zeit nehmen. Nie zulassen, daß das Opfer sich wappnen kann oder vergißt, daß noch Schlimmeres folgt.
    »Er war siebzehn, du Schwein!«
    Langsam durch die nachmittäglichen Straßen, immer noch im Nieselregen, die Geschäfte fast menschenleer und die Bürger, die unterwegs sein mußten, dick vermummt. Doch nicht wenige von ihnen rissen die Augen auf beim Anblick eines Stiefsohns mit einer schwarzgewandeten Frau auf einem Pferd, und einem Einäugigen, ebenfalls hoch zu Roß, an ihrer Seite, die langsam und entschlossen durch die Straßen jenes Viertels ritten, in dem Stiefsöhne den ganzen Tag Lagerhäuser durchsucht hatten.
    Vielleicht lag es an der eigenartigen, unheimlichen Ausstrahlung, die von ihnen ausging und die Strat selbst bis in den Knochen spürte.
    »Falsch«, sagte Stilcho leise über das gedämpfte Klappern der Hufe hinweg. »Falsch.«
    »Bin ich es, die du siehst?« flüsterte Ischade. »Oder was?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Stilcho hohl, und seine Stimme allein jagte einem schon einen Schauer ein.
    »Hier in der Nähe«, flüsterte Ischade. »Irgendwo in der Nähe. Ruhig, Straton, erschrick nicht.«
    Er spürte etwas am Rücken - es fühlte sich wie Feuer und Eis an, brannte durch seine Rüstung in seine Knochen. Und plötzlich wieherte sein Brauner, er warf sein Hinterteil herum, rutschte vorwärts und bog von sich aus in eine Gasse ein, in ein Labyrinth von Vorbauten und Abfallhaufen und herumliegenden Fässern. Er war wie besessen. Er führte sie zum Ende einer schmalen Sackgasse und blieb stehen.
    »Hier«, sagte Ischade.
    » Wo ?« Kahle Wände umgaben sie. Strat blickte sich verzweifelt um und drehte sich um, als Ischade abstieg.
    »Das Pferd weiß es. Es hat die Witterung.«
    Er saß ab, ließ die Zügel los, zog sein Schwert und hielt nach Fenstern oder sonstigen Öffnungen über ihnen Ausschau.
    Der Braune scharrte auf dem Kopfsteinpflaster, senkte den Kopf und wühlte mit der Nase in Abfällen.
    Sie gaben eine eiserne Falltür mit Angeln frei, die in das Kopfsteinpflaster eingelassen war.
    »Verdammt!« fluchte Strat. »Verdammt!«
    Er sank davor auf die Knie und zog mit den Fingern. Sie ließ sich nicht öffnen.
    »Verriegelt!« keuchte er. »Verdammt, verdammt!« Verzweiflung stieg in ihm auf.
    Blaues Feuer loderte um die Falltür und durch die Angeln. Metall knirschte.
    »Jetzt!« sagte Ischade.
    Er zog und schlug die Falltür zurück.
    Der Laut, dieser kaum noch menschliche Laut, der von irgendwo aus der Tiefe kam, ging ihm durch und durch.
    Straton hielt nicht an. Er sah die Stufen

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