Die Macht der Macht
viele Chefs treten gerne vor den Schreibtisch des Mitarbeiters und geben dann von oben herab ihre Anweisungen. Gegen das niedrigere Sitzen können Sie wenig unternehmen, außer wenn andere Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen. Wählen Sie im Zweifel den vorteilhafteren Platz, d.h. höher, fester, vor und nicht gegenüber dem Fenster oder einer anderen starken Lichtquelle. Das überlegene Stehen hebeln Sie leicht aus, indem Sie ebenfalls aufstehen.
Eine gezielte Grenzüberschreitung ist die Verletzung Ihres Territoriums. Manche Zeitgenossen unterschreiten gerne den Mindestabstand – klassisch ist hier der Chef, der Mitarbeiter unablässig berührt oder Mitarbeiterinnen in den Arm nimmt. Klassisch sind auch die Typen, die sich gerne von hinten nähern, um uns über die Schulter zu schauen – manchmal geben Sie von hinten oben dann auch noch Anweisungen oder stellen Fragen. Sie setzen sich auf Ihren Schreibtischstuhl, kramen in den Schubladen (oder in Dateien), nehmen Ihre persönlichen Gegenstände in die Hand oder in Anspruch und benutzen wie selbstverständlich Ihre Unterlagen. Auch hier gilt: Wehret den Anfängen! Nach mehreren erfolgreichen Versuchen hat der andere gewonnen, das Verhalten hat sich als Regel etabliert, und Ihnen bleibt, sich unwohl und missachtet zu fühlen. Sprechen Sie eine klare und präzise Sprache, und sagen Sie, was Sie wollen. »Legen Sie bitte meinen Füllerhin!«, »Ich mag es nicht, wenn Sie mich umarmen. Lassen Sie das bitte!« Unterstreichen Sie Ihre Worte durch deutliches Handeln: Schieben Sie den anderen weg, nehmen Sie sich Ihren Füller oder Ihre Unterlagen zurück oder schalten Sie Ihren Computer aus.
Wenn Sie offensiv sein wollen, konterkarieren Sie das Verhalten, indem Sie es spiegeln oder übersteigern: Holen Sie einen weiteren persönlichen Gegenstand: »Hier bitte, meine Sachen scheinen Sie ja sehr stark zu interessieren.« Umarmen Sie den Partner Ihrerseits. Nehmen Sie die Situation aber bitte als Einstieg in ein ernsthaftes Gespräch über akzeptiertes und unerwünschtes Verhalten.
3
MACHT UND SPRACHE
Von Sprechen bis Streiten
Stimmeinsatz und kommunikative Machtverteilung
Den Gästen beim Deutschen Fernsehpreis hat das Zuhören anscheinend wenig Spaß bereitet: »Man erträgt es, wenn Laudatoren wie Bettina Zimmermann oder Heiner Lauterbach derart monoton vom Teleprompter ablesen, dass Sprachroboter wie eine verlockende Alternative wirken … Blacky Fuchsberger … zeigte in seiner kurzen Dankesrede mehr Witz und besseres Timing als alle Lauterbachs und Zimmermanns zusammen«.
Die Stimme ist ein wesentliches Werkzeug des Erfolgs. Ohne Sprechen geht es in kaum einem Beruf, häufig ist die Stimme sogar das wesentliche Werkzeug. Gerade Ihre Stimme kann den positiven Eindruck Ihrer Persönlichkeit verstärken. Untersuchungen bestätigen immer wieder, dass wir Menschen mit guter Stimme und Sprechweise den Vorzug vor weniger guten Sprechern geben. Das Zuhören ist angenehmer, der Sprechende wirkt interessierter und interessanter. Eine flache, monotone Sprechweise ermüdet die Zuhörenden und langweilt sie. VivienZuta hat ihre Magisterarbeit über »Phonetische Merkmale attraktiver Männerstimmen« verfasst. Dabei hat sie herausgefunden, dass die entscheidenden Merkmale einer wirkungsvollen Stimme die Sprachmelodie, das Pausenverhalten und die Geschwindigkeit sind.
Es geht nicht darum, Pavarotti oder Celine Dion Konkurrenz zu machen – Sie können aber daran arbeiten, dass Tonfall, Lautstärke, Modulation oder Stimmhöhe Ihren Gesprächspartnern und dem Raum angemessen sind. Sie können sich darauf einstellen, mit wem Sie sprechen, worüber und was Sie mit Ihrer Art zu sprechen unterstreichen wollen. Soll die Stimme schmeicheln, bitten oder Kritik ausdrücken?
Konzentrieren Sie sich also auch auf das Sprechen – nicht nur auf den Inhalt. Wichtige Aspekte zum richtigen Stimmeinsatz sind die richtige Atmung, die Nutzung der stimmlichen Modulationsfähigkeit und die Entwicklung der Artikulation. Finden Sie Ihre Stimmlage und versuchen Sie, diese auch in kritischen Situationen zu halten. Achten Sie dabei vor allem auf Ihre Atmung. Zu wenig Luft führt zum Verschlucken von Silben oder einer Stimme, die sich besonders bei Aufregung leicht überschlägt.
»I c h gehe nach Hause.« – »Ich g e h e nach Hause.« – »Ich gehe n a c h H a u s e.« Je nachdem, welches Wort Sie in dem Satz betonen, bekommt derselbe Inhalt eine unterschiedliche Bedeutung.
Entscheidend für
Weitere Kostenlose Bücher