Die Macht der Macht
in jedem Unternehmen wird Ihre Position mit einem Titel verknüpft, an dem sich in der Regel nicht nur Ihre Verantwortung, sondern auch Ihr Einflussbereich erkennen lässt. Unterhalb der Managementebene beispielsweise gibt es den Spezialisten, in angelsächsisch geprägten Unternehmen auch gerne als Associate bezeichnet. Wenn Sie Verantwortung für ein Budget und für Mitarbeitende tragen, gehören Sie der Managementebene an. Das ist in Deutschland häufig ein Abteilungsleiter Personalwirtschaft oder beispielsweise ein Manager Human Resources. Und so geht es weiter immer schön die Hierarchieleiter empor bis zum Geschäftsführer oder Vorstand. Obwohl in einschlägigen Artikeln und Büchern immer wieder ein Ende der Hierarchie ausgerufen wird, finden sich doch in allen Branchen fein differenzierende Berufsbezeichnungen. So bietet beispielsweise die erfolgreiche Werbeagentur Jung von Matt Jobs für Junior Projektmanager brand activation, Senior Berater brand activation oder auch für Technische Projektmanager an. Sie können dort aber auch Informationsarchitekt werden, Junior Konzeptioner oder auch Senior Designer brand activity. Jede Branche hat ihre eigene Sprache. Ohne Titel alsZeichen für Verantwortung und damit verbunden für entsprechende Macht geht es allerdings nirgendwo.
Achten Sie darauf, dass Ihre Position mit einem werthaltigen Titel bezeichnet ist.
Akzeptieren Sie Titel nicht als Ersatz für echte Beförderungen, eine entsprechende Ausstattung der Position oder gar eine Gehaltserhöhung.
Aus den Titeln Ihres Gegenübers können Sie einiges herauslesen, wenn Sie die Hierarchie in dem betreffenden Unternehmen kennen.
Nehmen Sie Titel nicht zu ernst – der Chief Sales Officer in einem kleinen Internet Start-Up hat häufig weit weniger Einfluss als ein Accountant im Großunternehmen.
Stellen Sie Ihren Jobtitel nicht heraus – der Pate muss nicht betonen, dass er der Pate ist, das merkt jeder auch so.
Erstarren Sie nicht in Ehrfurcht vor den Titeln anderer – fragen Sie vielleicht sogar gezielt danach, was Ihr Gegenüber in seinem Unternehmen denn so macht.
Auch der Besuch der richtigen Schule oder der passende Abschluss kann ein Statussymbol sein. Besonders von einem Doktortitel lassen wir uns leicht blenden. Verliehen wird ein Doktortitel eigentlich für den Nachweis der Befähigung zu vertiefter wissenschaftlicher Arbeit. Eine Ausnahme ist der Doktortitel in der Medizin: 80 Prozent aller Ärzte promovieren. Der Wissenschaftsrat bewertet dementsprechend das Niveau der medizinischen Dissertationen in Deutschland als gleichwertig mit Diplom- oder Masterarbeiten in anderen Fächern. Auch im System internationaler Wissenschaftsförderung wird der deutsche Dr. med. nicht mehr als PhD-Äquivalent akzeptiert.
Eine Promotion ist in der Wissenschaft und in der industriellen Forschung und Entwicklung die Voraussetzung für eine weitere Karriere. Doch auch außerhalb dieser exklusiven Sphäre ist die Promotion wertvoll. In unserer Gesellschaft ist der Doktortitel d a s Statussymbol. Der »Dr.« steht bei vielen im Ausweis, auf der Visitenkarte und sogar auf dem Türschild. Trotz der etwa 25 000 Promotionen, die pro Jahr in Deutschland vorgelegt werden, lässt sich mit einem Doktortitel immer noch Eindruck schinden. Roger Boyes, langjähriger Deutschland-Korrespondent der britischen Tageszeitung The Times und Kolumnist im Tagesspiegel, schreibt dazu: »Die Deutschen leiden an einer Doktortitel-Manie … Das Attribut ›Dr.‹ vor dem Namen fungiert als Schlüssel zum Erfolg, als Kennzeichen von Seriosität. Im Alltagsleben der Angelsachsen hat die Doktorwürde außerhalb der akademischen und medizinischen Welt überhaupt keine Bedeutung. So wie Erwachsene schwerlich über ihre Abiturnoten reden, ist es höchst uninteressant, ob jemand seine Doktorarbeit über den auffälligen Mangel an blau gepunkteten Schmetterlingen in Südperu verfasst hat«.
Für die Karriere ist der Doktortitel in der deutschen Wirtschaft durchaus förderlich: Etwa zwei Drittel der Vorstände von Dax-Firmen sind promoviert, bei der Münchener Rück, bei der BASF, bei Eon und SAP sowie bei ThyssenKrupp sind die Doktoren sogar in der Mehrheit. Das Signal ist klar: Wer den Doktortitel trägt, schafft es leichter bis ganz nach oben. In vielen Fällen ist er sogar Voraussetzung für den Aufstieg.
Auch in der Politik ist der Doktortitel begehrt und anscheinend eine klare Hilfe beim Aufstieg: 19 Prozent, also fast jeder fünfte
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