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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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doch ich weiß, daß du nicht mehr so bist wie früher, und bei mir ist das ebenfalls so. Auch ich bin kein normaler Mensch mehr.« Sie breitete die Arme aus und wirkte dabei sehr pathetisch, als wollte sie ihre kleine Welt einfach umfassen. »Das hier ist unsere Heimat geworden. Nicht mehr die Stadt, sondern Medusas Revier.«
    Miranda hatte sich alles genau angehört. So ganz konnte sie die Worte der Freundin nicht nachvollziehen. Sie verstand den Wechsel nicht und fragte: »Haben wir das denn nicht gewollt? Haben wir uns denn nicht freiwillig in diese Lage hineinbegeben?«
    »Ja...«
    »Dann müssen wir es auch akzeptieren.«
    Alina lächelte plötzlich. »Das tue ich auch. Aber ich muß mich erst an mein Anderssein gewöhnen und mich damit abfinden, daß ich nicht mehr die Herrin über mich selbst bin. Ich gehöre Medusa und werde ihr immer gehören.«
    Miranda erwiderte nichts. Sie befürchtete nur, daß diese Worte ihrer Herrin nicht gefallen konnten, falls Medusa sie hörte. Aber seit ihrem Erwachen hatte sich die Gorgonin nicht mehr gezeigt.
    Alina breitete wieder ihre Arme aus und lächelte dabei. »Ich weiß, daß wir es nicht ändern können. Wahrscheinlich ist es auch nicht weiter tragisch. Ich werde nur etwas Mühe damit haben, mich daran zu gewöhnen. Und du sicherlich auch.«
    »Ja, das denke ich auch. Aber das ist nicht weiter tragisch. Bitte, wir werden...«
    Wasser plätscherte.
    Miranda sprach nicht mehr weiter. Sie blieb starr auf dem Fleck stehen und lauschte.
    »Wasser«, flüsterte Miranda schließlich.
    »Ja, der Teich.«
    Beide drehten sich sehr langsam um. Als ahnten sie, etwas Besonderes zu sehen.
    Das Wasser lag nicht mehr ruhig da. Auf der dunkelgrünen Oberfläche schwappten Wellen, aber es war noch niemand zu sehen, der sie in Bewegung gesetzt hätte. Sie liefen dem Ufer entgegen, sie berührten das dort wachsende Gras und sorgten dafür, daß es sich vor und zurück bewegte.
    Es flatterten keine Vögel über ihnen. Die Luft hatte sich mit Wärme und Feuchtigkeit gefüllt. Dicker Dunst schwebte am Himmel. Die Luft drückte noch stärker. Die Umgebung hier am Teich war zu einer besonderen Welt geworden.
    Das Wasser war einfach zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Nichts Gläsernes hatte es an sich. Ein stiller Teich, der das Grauen verbarg, es aber ankündigte Von Grund her stieg der Schlamm in die Höhe. Auch er bestand aus dunklen Wolken, die das Wasser noch finsterer machten. Schlangen tauchten nicht auf, aber sie waren da, denn sie huschten mit geschmeidigen und züngelnden Bewegungen durch das Wasser und tauchten auch nicht in den Schutz der Wolken ein. Sie wollten beweisen, daß es sie noch gab.
    Ein Vlies erschien. Noch unter Wasser wehte er wie ein dunkler Vorgang. Schwarze Haare, die in Wirklichkeit keine mehr waren, sondern Schlangen, die ihren Platz auf dem Haupt der Medusa gefunden hatten. Sie trieben hoch und dies zusammen mit der Gestalt, die in der Tiefe gelauert hatte.
    Medusa kam...
    Ihre beiden Helferinnen wußten es. Sie hatten sie noch nicht gesehen, aber die Atmosphäre hatte sich für sie verändert. Innerlich merkten sie, daß jemand etwas von ihnen wollte. Der Kontakt war hergestellt worden.
    Dann kam sie selbst.
    Miranda saugte scharf den Atem ein. Sie faßte ihre Freundin hart an und kniff sie in den Arm. Auch die Schlangen in ihrem Körper spürten etwas von der Veränderung. Sie begannen sich zu bewegen, zuckten dabei hin und her.
    Die Gestalt war noch unter Wasser, aber sie näherte sich dem Ufer. Sie ging durch den Schlamm und wühlte ihn auf, so daß sie wieder von den Wolken umspielt wurde. Die Wellen nahmen Gestalt an. Ihre Kämme sahen aus wie kleine, spitze Segel, und einen Moment später durchbrach der Kopf die Wasserfläche.
    Sie war da!
    Sie zeigte nur ihr Gesicht! Bleich war es und auch naß. Starr, trotzdem hatte sich die frühere Schönheit in den Zügen gehalten. Ein Teil ihrer Schlangenhaare lag noch im Wasser und wurde von den anlaufenden Wellen in die Höhe gespült.
    Auch die Medusa drückte sie hoch.
    Der Hals tauchte auf.
    Beim nächsten Schritt auch ein Teil des Oberkörpers. Beim übernächsten war sie ganz zu sehen, und das erwartungsvolle Lächeln auf den Gesichtern der beiden Frauen erstarb.
    Was sie sahen, war grauenhaft...
    ***
    Wir suchten den Teich. Was wir schon gefunden hatten, war der Weg, der uns zu ihm führen wollte. Es war ein schmaler Pfad, der in die Einsamkeit hineinführte, denn in diese feuchte Gegend verirrten sich

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