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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wir nicht viel Zeit haben. Selbst mit meinen leuchtenden Händen kann ich mir nicht vorstellen, wie wir die Höhle im Dunkeln finden sollten.
    Sam hält die Karte in der Hand. Am rechten Rand hat Sechs ein dickes X eingezeichnet. Ein gewundener, fünf Kilometer langer Pfad verbindet das X mit dem Punkt, an dem wir uns jetzt befinden und der auf der linken Seite der Karte markiert ist. Auf dem Weg werden wir ein ausgetrocknetes Flussbett durchqueren und an verschiedenen Orientierungspunkten vorbeikommen. Sie alle können an ihrem typischen Aussehen erkannt werden und sind mit passenden Bezeichnungen versehen, damit wir uns nicht verlaufen. Turtle Rock. Fisherman’s Pole. Circle Plateau. King’s Throne. Lover’s Kiss. Lookout Point.
    Sam und ich schauen gleichzeitig von der Karte auf – und sehen in einem halben Kilometer Entfernung einen Felsen, der unverkennbar an den Panzer einer Schildkröte erinnert. Bernie Kosar bellt.
    »Dann wissen wir ja jetzt, wo wir langgehen müssen«, sagt Sam.
    Wir machen uns auf den Weg und folgen dem auf der Karte eingezeichneten Pfad. Es gibt keinerlei erkennbaren Hinweis, der verraten könnte, dass diese Berge hier von Bewohnern einer anderen Welt – oder auch von Bewohnern dieser Welt – manipuliert worden sind. Als wir am Turtle Rock ankommen, entdeckt Sam einen umgestürzten Baum, der in einem 45-Grad-Winkel über einen Felsvorsprung hinausragt und genauso aussieht wie eine Angelrute. Fisherman’s Pole. Wir wandern weiter und folgen dem eingezeichneten Pfad, während die Sonne im Westen langsam sinkt.
    Mit jedem Schritt könnten wir umkehren und weglaufen, aber keiner von uns beiden hat diese Absicht.
    »Mann, du bist echt ein guter Freund, Sam Goode«, sage ich.
    »Du bist auch nicht schlecht«, erwidert er und fügt dann hinzu: »Meine Hände hören gar nicht mehr auf zu zittern.«
    Nachdem wir am King’s Throne vorbeigekommen sind – einem großen schmalen Felsen, der einem Stuhl mit hoher Rückenlehne ähnelt –, fallen mir zwei aneinander gelehnte Bäume auf, deren Äste wie Arme aussehen, mit denen sie sich umklammert halten. Lover’s Kiss. Ich muss lächeln und vergesse für einen Augenblick, wie viel Angst ich eigentlich habe.
    »Ein Punkt fehlt jetzt noch.« Sam reißt mich in die Wirklichkeit zurück.
    Fünf Minuten später kommen wir zum Lookout Point. Alles in allem hat unsere Wanderung eine Stunde und zehn Minuten gedauert. Im Licht der Abenddämmerung sind die Schatten lang geworden. Plötzlich erklingt neben mir ein tiefes Knurren. Ich schaue nach unten. Bernie Kosars Zähne sind gefletscht, sein Fell hat sich entlang der Wirbelsäule aufgerichtet und er starrt in Richtung der Höhle. Mit langsamen Schritten weicht er zurück.
    »Ist schon in Ordnung, Bernie Kosar.« Ich klopfe ihm auf den Rücken.
    Sam und ich legen uns auf den Bauch und blicken über das kleine Tal hinweg auf den beinahe nicht wahrnehmbaren Höhleneingang. Er ist viel größer, als ich ihn mir vorgestellt habe, bestimmt sieben Meter lang und ebenso hoch. Außerdem ist er sehr gut versteckt. Irgendetwas – ein Netz oder vielleicht eine Plane – verdeckt den Eingang und lässt ihn mit der Umgebung verschmelzen. Man muss wissen, dass er da ist, um ihn erkennen zu können.
    »Perfekter Standort«, flüstert Sam.
    »Absolut.«
    Meine Nervosität verwandelt sich jetzt in totale Panik. Somysteriös und faszinierend die Höhle auch sein mag, weiß ich doch genau, dass es dort drinnen keinen Mangel an irgendwelchen Waffen, Monstern oder Fallen gibt, die uns töten könnten. Ich könnte innerhalb der nächsten zwanzig Minuten sterben. Sam genauso.
    »Wessen Idee war das hier eigentlich?«, frage ich.
    Sam grunzt. »Deine.«
    »Tja, anscheinend habe ich manchmal doofe Ideen.«
    »Stimmt, aber irgendwie müssen wir ja an deinen Kasten kommen.«
    »Da sind so viele Sachen drin, bei denen ich nicht mal weiß, wie ich sie benutzen könnte … Aber vielleicht wissen sie es mittlerweile.« Plötzlich fällt mir etwas auf. »Siehst du das da auf dem Boden vor dem Eingang?« Ich zeige auf ein paar vereinzelte dunkle Objekte.
    »Bei den Felsbrocken?«
    »Das sind keine Felsbrocken. Das sind tote Tiere.«
    Sam schüttelt den Kopf. »Na, toll.«
    Nach dem, was Sechs uns erzählt hat, sollte ich eigentlich nicht überrascht sein. Aber der Anblick der toten Tiere erfüllt mich mit einem Grauen, das ich kaum für möglich gehalten hätte. Mein Kopf läuft auf Hochtouren. »In Ordnung«, sage ich und setze mich

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