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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sechs war so schnell an ihnen vorbeigelaufen, dass sie nicht erkennen konnte, was sie dort trieben. In einem riesigen Raum saßen über tausend Mogadori vor Computerbildschirmen und Sechs vermutete, dass sie alle nach Spuren von uns suchten.
Genau wie Henri
, denke ich.
    Ein langer Tunnel war von Stahltüren gesäumt, hinter denen sich offenbar weitere Gefangene befanden. Sechs eilte weiter, weil sie wusste, dass ihr Erbe noch nicht voll entwickelt warund sie daher befürchtete, nicht die ganze Zeit unsichtbar zu bleiben. Die Sirene heulte ununterbrochen weiter. Schließlich erreichte sie das Herzstück des Mogadori-Lagers, eine große höhlenartige Halle von einem halben Kilometer Durchmesser, so trüb und dunkel, dass sie das andere Ende kaum erkennen konnte.
    Die Luft war stickig. Sechs schwitzte. Wände und Decken waren mit enormen, gitterartigen Holzkonstruktionen versehen, die die Höhle vor dem Einsturz bewahren sollten. Schmale, in den Fels gehauene Vorsprünge verbanden die zahlreichen Tunneleingänge, die überall an den Wänden hervortraten. Über ihr befanden sich mehrere aus dem Fels gehauene Übergänge, welche die Halle von einer Seite zur anderen überspannten.
    Sechs presste sich an eine Felswand und ließ ihren Blick hin- und herwandern, um einen Fluchtweg zu finden. Es gab unendlich viele Gänge. Überwältigt von diesem Anblick suchte sie nach einem Ausweg, entdeckte aber nichts, was Rettung versprach. Doch dann sah sie am Ende der schluchtartigen Halle den schwachen Abglanz natürlichen Tageslichts aus einem der größeren Tunnel aufglimmen. Sie war schon kurz davor, an dem hölzernen Gitter hinaufzuklettern, das sie zu einer in den Tunnel führenden Felsbrücke bringen würde, als ihr Blick auf etwas anderes fiel: der Mogadori, der Katarina getötet hatte. Sie konnte ihn einfach nicht entkommen lassen und folgte ihm.
    Der Mogadori betrat den Raum, in dem er Katarina umgebracht hatte.
    »Ich ging direkt zu diesem Schreibtisch, nahm die schärfste Klinge, die ich finden konnte, packte den Kerl von hinten und schlitzte ihm die Kehle auf. Als ich sah, wie das Blut über den Boden spritzte und er kurz darauf zu Asche zerfiel, wünschte ich mir, dass ich ihn etwas langsamer hätte töten können. Oder dass ich ihn noch einmal töten könnte.«
    »Was hast du getan, als du da endlich rausgekommen bist?«, frage ich.
    »Ich kletterte den gegenüberliegenden Berg hinauf. Als ich oben ankam, beobachtete ich eine Stunde lang den Höhleneingang und versuchte, mir jedes noch so kleine Detail zu merken. Als ich fertig war, lief ich fünf Kilometer bis zur nächsten Straße und prägte mir den Weg dorthin genauestens ein. Schließlich sprang ich auf die Ladefläche eines langsam vorbeifahrenden Trucks. Als er ein paar Kilometer weiter anhielt, um zu tanken, stahl ich dem Fahrer eine Landkarte, einen Notizblock und ein paar Kugelschreiber. Oh, und eine Tüte Kartoffelchips.«
    »Hmmmm. Welche Sorte war es?«, fragt Sam.
    »Hey, Alter«, unterbreche ich ihn.
    »Was?«
    »Es waren Barbecue-Chips, Sam. Ich habe den Standort der Höhle auf der Karte markiert, die ich euch im Motel gezeigt habe. Und auf dem Notizblock habe ich alles notiert, woran ich mich erinnern konnte. Eine Tabelle, die jeden, der sie zu lesen versteht, zu dem Höhleneingang führen könnte. Irgendwie geriet ich dann aber in Panik und habe diese Tabelle in der Nähe der Tankstelle versteckt. Die Karte habe ich behalten. Dann hab ich ein Auto gestohlen und bin direkt nach Arkansas gefahren. Aber natürlich hatten sie den Kasten schon längst gefunden.«
    »Das tut mir alles so leid, Sechs.«
    »Mir auch«, sagt sie. »Aber ohne mich können sie ihn sowieso nicht öffnen. Vielleicht bekomme ich ihn irgendwann zurück.«
    »Immerhin haben wir meinen noch«, versuche ich sie zu trösten.
    »Du solltest ihn bald öffnen«, sagt sie. Ich weiß, dass sie recht hat; ich hätte ihn schon längst aufmachen sollen. Was immer sich im Kasten befindet, welches Geheimnis er auch immerbirgt – Henri hätte gewollt, dass ich es herausfinde.
Die Geheimnisse. Der Kasten.
Das hatte er mit seinem letzten Atemzug gesagt. Ich komme mir dumm vor, es so lange hinausgeschoben zu haben. Doch was immer in dem Kasten ist – ich glaube, dass uns vier noch eine lange, beschwerliche Reise bevorsteht.
    »Das werde ich«, erwidere ich. »Lasst uns erst mal diesen Zug verlassen und einen sicheren Ort finden.«

9
    Wenn morgens die Glocke läutet, bin ich als Erste wach. Immer.

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