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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schlamm einsanken. Nach einer Weile wurde das eisige Wasser wärmer und klarer, der Schlamm wurde von Felsen und dann Sand abgelöst. Schließlich tauchte mein Kopf aus dem Wasser. Ich hörte die Mädchen, einschließlich La Gorda und Bonita, erleichtert aufschreien und sah sie auf mich zustürzen. Am Strand angekommen ließ ich einen prüfenden Blick über meinen Körper gleiten und entdeckte einen Kratzer an meiner Schulter. Ein paar Blutstropfen liefen mir am Arm herab und formten ein zartes S.
    Die Schwestern ließen mich den Rest des Nachmittags an einem Tisch unter einem Baum sitzen, doch es war mir egal. Ich hatte ein weiteres Erbe.
     
    Im Badezimmerspiegel sieht Ella, wie ich die an ihrem Arm herablaufende Zahnpasta beobachte. Sie fühlt sich irgendwie ertappt. Als sie versucht, meine Art des Zähneputzens zu kopieren, tropft noch mehr schäumende Zahnpasta aus ihrem Mund.
    »Du bist ja die reinste Schaumfabrik«, sage ich lächelnd und fasse nach einem Handtuch, um ihr alles abzuwischen.
    Wir verlassen das Badezimmer, als die anderen Mädchen hereinkommen, ziehen uns schnell an und gehen nach draußen, während die ersten wieder in den Schlafraum zurückkommen. Wir sind der Gruppe immer ein kleines Stückchen voraus, so, wie ich es am liebsten habe. Wir holen uns unser Frühstück aus der Cafeteria und treten in die kühle Morgenluft. Auf dem Weg zur Schule esse ich einen Apfel. Ella folgt meinem Beispiel. Ich bin heute Morgen zehn Minuten früher dran, was es mir möglich macht, ins Internet zu gehen, um nach neuen Nachrichtenüber John Smith zu suchen. Der Gedanke an ihn lässt mich lächeln.
    »Warum lachst du? Freust du dich auf die Schule?«, fragt Ella. Ich sehe zu ihr hinüber. Der halb aufgegessene Apfel sieht in ihrer kleinen Hand riesengroß aus.
    »Es ist ein schöner Morgen«, erwidere ich. »Und außerdem habe ich heute nette Gesellschaft.«
    Wir laufen die Straße entlang, während die Verkäufer im Dorf ihre Stände aufbauen. Der Schnee ist noch nicht geschmolzen und türmt sich zu beiden Seiten am Rand der Calle Principal auf, aber die Straße selbst ist geräumt. Vor uns auf der rechten Seite öffnet sich die Haustür von Héctor Ricardo. Er schiebt seine Mutter hinaus, die in einem Rollstuhl sitzt. Seit langer Zeit leidet sie an der Parkinson-Krankheit. Fünf Jahre ist sie bereits an den Rollstuhl gefesselt, seit drei Jahren kann sie nicht mehr sprechen. Héctor stellt den Rollstuhl in die Sonne und zieht die Radbremse fest. Die Sonne scheint seiner Mutter gut zu tun. Héctor selbst schleicht in den Schatten und lässt sich mit gesenktem Kopf auf einen Stuhl fallen.
    »Guten Morgen, Héctor!«, rufe ich ihm zu.
    Er hebt den Kopf und blinzelt mit einem Auge. Dann winkt er mir mit einer zitternden Hand zu. »Marina wie die Königin der Meere«, sagt er krächzend. »Nur die Zweifel von heute beschränken den morgigen Tag.«
    Ich bleibe stehen und lächle ihn an. Ella bleibt ebenfalls stehen. »Das ist ja mal eine deiner klügeren Weisheiten.«
    »Lass dich von Héctor nicht täuschen. Er hat noch immer was Besseres auf Lager«, sagt er.
    »Geht es dir gut?«
    »Stärke, Vertrauen, Bescheidenheit und Liebe. Héctor Ricardos vier Grundsätze für ein glückliches Leben«, antwortet er. Seine Worte stehen zwar in keinem Zusammenhang mit meinerFrage, geben mir aber dennoch ein gutes Gefühl. Héctor richtet seinen Blick auf Ella. »Und wer ist dieser kleine Engel?«
    Ella fasst meine Hand und versteckt sich hinter mir.
    »Ihr Name ist Ella«, sage ich und schaue auf sie hinab. »Das ist Héctor. Er ist mein Freund.«
    »Héctor ist einer von den Guten«, fügt er hinzu, doch Ella drückt sich immer noch an mich.
    Während wir unseren Weg zur Schule fortsetzen, winkt uns Héctor noch einmal zu.
    »Weißt du, wohin du musst?«, frage ich sie.
    »Ich gehe in die Klasse von Señora Lopez«, sagt sie lächelnd.
    »Aah, du hast Glück. Ich war auch bei ihr. Sie ist einer der guten Menschen in der Stadt, so wie Héctor«, sage ich.
    ***
    Ich bin am Boden zerstört. Alle drei Schulcomputer sind besetzt. Drei jüngere Mädchen aus der Stadt versuchen verzweifelt, eine naturwissenschaftliche Aufgabe zu beenden. Ihre Finger fliegen über die Tastatur. Ich gleite durch den Tag und bleibe für mich allein, während mich ein einziger Gedanke beschäftigt: John Smith, der in Amerika auf der Flucht ist und irgendwie den Gesetzeshütern entkommt, während ich hier in Santa Teresa feststecke, einer alten,

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