Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2
einige trockene Blätter, die mit einer Schnur zusammengehalten werden, sowie ein sternförmiger Talisman, der genauso zartblau gefärbt ist wie der Anhänger an meinemHals. Es ist ein Loralit, der seltenste lorienische Edelstein, der nur tief im Innern des Planeten gefunden werden kann. Dann gibt es noch ein hellrotes rundes Armband und einen bernsteinfarbenen Stein in Form eines Regentropfens.
»Was glaubt du, was das ist?«, fragt Sam und zeigt auf einen flachen runden Stein in der Ecke des Kastens, der genauso mattweiß ist wie eine Perle.
»Keine Ahnung«, antworte ich.
»Und dies hier?«, fragt er und deutet jetzt auf einen kleinen Dolch, dessen Klinge aus Diamanten geschmiedet zu sein scheint.
Ich nehme ihn aus dem Kasten. Der Griff schmiegt sich perfekt in meine Handfläche, so als wäre er nur für mich gemacht worden – was vermutlich auch der Fall ist. Die Klinge ist nur zehn Zentimeter lang, doch allein an der Art, wie das Licht von der Kante reflektiert wird, kann ich erkennen, dass sie weit schärfer als jedes Rasiermesser ist, was sich auf Erden finden ließe.
»Was ist mit diesem Ding hier?«, fragt Sam wieder und zeigt auf etwas anderes. Ich habe keinen Zweifel, dass er diese Frage so lange wiederholen wird, bis er jeden Gegenstand aus dem Kasten untersucht hat.
»Hier«, sage ich, lege den Dolch beiseite und nehme die sieben Kugeln aus dem Beutel, um Sam weiter zu beschäftigen. »Sieh dir das mal an.«
Ich blase auf die Kugeln und winzige Lichter zucken über ihre Oberfläche. Dann werfe ich sie in die Luft. Sofort erwachen sie zum Leben und kreisen in einer Umlaufbahn um die orangengroße Sonne in der Mitte.
»Das lorienische Sonnensystem«, erkläre ich. »Sechs Planeten, eine Sonne. Und das hier«, füge ich hinzu und deute auf die vierte Kugel, die noch immer dieselbe aschgraue Farbe hatwie beim letzten Mal, »ist Lorien, so wie es heute aussieht. In diesem Moment. Nur das Leuchten im Zentrum ist übrig geblieben.«
»Wow«, sagt Sam, »die NASA-Typen würden sich die Hosen vollscheißen, wenn sie das sehen könnten.«
»Und schau mal jetzt.« Ich lasse meine rechte Hand aufleuchten. Dann streife ich mit dem Licht über die Kugel. Plötzlich verwandeln sich die bedrückenden Grautöne in das strahlende Blau und Grün der Ozeane und Wälder. »So war der Planet am Tag vor dem Angriff.«
»Wow«, sagt Sam noch einmal und starrt mit offenem Mund auf das Modell.
Während die Planeten seine Aufmerksamkeit fesseln, sehe ich erneut in den Kasten. »Irgendeine Ahnung, was das sein könnte? Oder was es bewirkt?«, frage ich Sechs, die mir aber nicht antwortet. Ich drehe mich um und sehe, dass sie von diesem schwebenden Sonnensystem genauso fasziniert ist wie Sam. Henri hat mir gesagt, dass es nicht zu meinem Erbe gehört, und so war es auch nicht im Kasten verschlossen. Anscheinend habe ich fälschlicherweise angenommen, dass Sechs es schon einmal gesehen hat. Aber dass das nicht der Fall ist, kommt mir nun logisch vor, denn das Modell kann nur nach dem Auftauchen des ersten Erbes aktiviert werden.
»Sechs«, sage ich erneut. Sie kehrt in die Realität zurück und dreht sich zu mir. Ich ertappe mich selbst dabei, dass ich wegsehe, nachdem wir Blickkontakt aufgenommen haben. »Weißt du, was das hier alles sein könnte?«
»Nicht wirklich«, gibt sie murmelnd zurück und lässt ihre Hände über die Oberfläche der Steine gleiten. »Das hier ist der Heilungsstein, den Henri und ich an der Schule benutzt haben.« Sie deutet auf einen flachen schwarzen Stein, den ich schon einmal gesehen habe. Plötzlich erstarrt sie und ein leises Stöhnenkommt über ihre Lippen. Sam und ich schauen uns erstaunt an. Sechs nimmt einen gelben Stein mit wachsartiger, weicher Oberfläche aus dem Kasten und hält ihn gegen das Licht. »Oh, mein Gott«, sagt sie staunend und dreht den Stein in der Hand.
»Was ist?«, frage ich und stupse sie an.
Sie sieht mir direkt in die Augen. »Xitharis. Er kommt von unserem ersten Mond.«
Sie legt den kleinen Stein an die Stirn und schließt die Augen. Der blassgelbe Farbton des Steins verdunkelt sich. Dann öffnet sie die Augen wieder und reicht ihn mir. Ich runzle die Stirn und nehme ihn entgegen, wobei meine Fingerspitzen über ihre Handfläche streichen.
Sam saugt plötzlich scharf die Luft ein. »Was zum …« Er sieht total verängstigt aus und berührt mein Gesicht so, als wäre er blind.
»Was ist los?«, frage ich und nehme seine Hand weg.
»Du bist
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