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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kurz schaue ichins Wohnzimmer, um zu sehen, ob Sam schläft. Wie eine Raupe in ihrem Kokon liegt er in eine Decke gewickelt auf dem Boden und pennt. Ich drehe mich um und gehe zurück. Das Zimmer von Sechs liegt meinem genau gegenüber, ihre Tür ist angelehnt. Ich stehe da, glotze die Tür an und höre Sechs auf dem Boden herumrascheln.
    »John?«, flüstert sie.
    Ich zucke zusammen, mein Herz beginnt zu rasen.
    »Ja?«, antworte ich, bleibe aber draußen stehen.
    »Was machst du?«
    »Nichts«, flüstere ich. »Ich kann nicht schlafen.«
    »Komm rein«, sagt sie. Ich schiebe die Tür auf. In ihrem Zimmer ist es stockdunkel, ich sehe nichts. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, alles okay«, gebe ich zurück und aktiviere mein Lumen, sodass das schwache Leuchten wie ein Nachtlicht wirkt. Ich sehe sie nicht an und starre auf den Boden. »Mir geht bloß viel zu viel im Kopf herum. Ich hab schon überlegt, einen kleinen Spaziergang zu machen.«
    »Das ist ganz schön gefährlich, findest du nicht? Vergiss nicht, dass du einer der meistgesuchten Leute des FBI bist und eine fette Belohnung auf deinen Kopf ausgesetzt ist.«
    »Ich weiß, aber … draußen ist es noch dunkel, und du könntest uns doch unsichtbar machen, oder? Also, falls du mitkommen möchtest.«
    Ich erhöhe die Helligkeit des Lichts in meinen Händen und kann Sechs nun erkennen. Sie sitzt mit einer Decke über den Beinen auf dem Boden. Ihr Haar ist zurückgebunden, aber ein paar lose Strähnen fallen ihr ins Gesicht. Sie zuckt mit den Achseln, legt dann die Decke beiseite und steht auf. Sie trägt eine schwarze Gymnastikhose und ein weißes Tanktop. Ich kann meinen Blick kaum von ihren nackten Schultern abwenden.Als mich das komische Gefühl beschleicht, dass sie es bemerkt, drehe ich mich weg.
    »Gern«, sagt sie, zupft das Band aus ihrem Haar und strafft ihren Pferdeschwanz. »Ich schlafe meistens auch schlecht. Besonders auf dem Boden.«
    »Das kann ich hören«, sage ich.
    »Ob wir wohl Sam aufwecken?«
    Ich schüttele den Kopf. Sie zuckt erneut mit den Schultern und reicht mir ihre Hand, die ich sofort ergreife. Sechs wird unsichtbar, aber meine Hand leuchtet noch und ich kann ihre Fußabdrücke auf dem Teppich erkennen. Schließlich lösche ich das Licht in meiner Hand. Auf Zehenspitzen schleichen wir durch den Flur. Bernie Kosar folgt uns.
    Als wir das Wohnzimmer erreichen, hebt Sam den Kopf und sieht uns direkt an. Sechs und ich bleiben stehen. Ich halte den Atem an. Sam hat sich ganz klar in Sechs verguckt und ich stelle mir vor, wie furchtbar enttäuscht er wäre, wenn er uns jetzt Händchen haltend sähe.
    »Hey, Bernie«, sagt er aber nur schläfrig. Dann fällt sein Kopf zurück aufs Kissen und er dreht sich von uns weg. Ein paar Sekunden bleiben wir ganz still. Dann führt uns Sechs quer durchs Wohnzimmer in die Küche, damit wir durch die Hintertür hinauskönnen.
    Die Nacht ist warm und erfüllt von den Geräuschen der Grillen und sich wiegender Palmwedel. Hand in Hand gehen wir weiter. Ich atme die Luft tief ein. Es kommt mir eigenartig vor, dass Sechs’ Hand trotz ihrer physischen Kraft in meiner Hand so klein und zerbrechlich wirkt. Bernie Kosar flitzt durch das Gebüsch neben der kiesbedeckten Einfahrt, während wir langsam geradeaus laufen. Die Einfahrt endet an einer kleinen Straße, wo wir nach links abbiegen.
    »Ich muss ständig daran denken, was du durchgemachthast«, sage ich schließlich, würde aber eigentlich lieber sagen, dass ich ständig an
sie
denken muss. »Ein halbes Jahr gefangen. Und dann musstest du auch noch mit ansehen, wie Katarina … Na, du weißt schon.«
    »Manchmal vergesse ich, dass es passiert ist. Und dann wieder kann ich tagelang an nichts anderes denken.«
    »Ja«, entgegne ich und suche nach den passenden Worten. »Ich muss wahrscheinlich nicht extra betonen, wie sehr ich Henri vermisse. Aber nachdem ich deine Geschichte gehört habe, kann ich mich ja fast glücklich schätzen. Immerhin konnte ich mich von ihm verabschieden. Außerdem war er bei mir, als ich mein erstes Erbe erhielt. Ich weiß nicht, wie ich das allein hätte durchstehen können.«
    »Es war eine wirklich, wirklich harte Zeit für mich. Ich hätte Katarina gut an dem Tag gebrauchen können, als meine Unsichtbarkeit erschien. Und ganz sicher hätte ich mich gern mehr mit ihr über persönliche Dinge unterhalten, als ich langsam erwachsen wurde. Schließlich waren sie hier auf der Erde so was wie unsere Eltern, nicht?«
    »Stimmt«,

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