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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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springt plötzlich aus dem Gebüsch hervor und trottet zu uns. Sein Fell ist voller Kletten. Ich lasse Sechs los, um sie alle abzuzupfen.
    Wir haben das Ende der Straße erreicht. Vor uns liegen hohes Gras und ein gewundener Fluss. Wir kehren um und schlendern zum Haus zurück.
    »Ärgert es dich eigentlich, dass du deinen Kasten nicht wiederbekommen hast?«, frage ich nach ein paar Minuten der Stille.
    »Irgendwie denke ich, dass mich das nur weiter angetrieben hat. Der Kasten war nicht mehr da und ich konnte nichts dagegen ausrichten. Stattdessen tat ich das einzig Vernünftige und konzentrierte mich auf die Suche nach euch anderen. Ich wünschte nur, ich hätte Nummer Drei gefunden, bevor es
ihnen
gelang.«
    »Immerhin hast du mich gefunden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so lange überlebt hätte, wenn ich dir nicht begegnet wäre. Oder Bernie Kosar. Ja, sogar Sarah.« Als ich Sarahs Namen ausspreche, lockert sich Sechs’ Griff um meine Finger ein wenig.
    Während wir zum Haus zurücklaufen, überkommen mich Schuldgefühle. Ich liebe Sarah, kann mir aber im Augenblick nicht vorstellen, mit ihr zusammen zu sein. Schließlich bin ich weit weg, auf der Flucht, und habe nicht die geringste Ahnung, wohin die Zukunft mich führen wird. Das einzige Leben, das ich mir momentan vorstellen kann, ist genau das, das ich gerade führe.
    Das Leben mit Sechs.
    Als wir zum Haus zurückkommen, wünsche ich mir, unser Spaziergang wäre noch nicht zu Ende. Ich versuche, ihn hinauszuzögern, verlangsame meine Schritte und bleibe an der Einfahrt stehen.
    »Hör mal, ich kenne dich nur unter dem Namen Sechs«, sage ich. »Hattest du irgendwann mal einen richtigen Namen?«
    »Natürlich, aber ich habe ihn nicht oft benutzt. Ich bin nicht wie du zur Schule gegangen.«
    »Und wie war er?«
    »Maren Elizabeth.«
    »Wow, echt?«
    »Warum bist du so überrascht?«
    »Ich weiß nicht. Maren Elizabeth klingt sehr anmutig und weiblich. Wahrscheinlich hätte ich eher etwas Kraftvolles und Mystisches erwartet, wie Athena oder vielleicht Xena. Du weißt schon, die Kriegerprinzessin. Oder Sturm. Sturm würde perfekt zu dir passen.«
    Sechs muss lachen. Dieses Geräusch ruft in mir den Wunsch hervor, sie an mich zu drücken. Ich mache es natürlich nicht.Ich würde aber gern. Und das sagt vielleicht am meisten aus.
    »Nimm bitte zur Kenntnis, dass ich mal ein kleines Mädchen war, das Schleifen im Haar trug.«
    »Echt? Welche Farbe?«
    »Pink.«
    »Wow, ich würde Geld zahlen, um das sehen zu können.«
    »Vergiss es. So viel hast du nicht.«
    »Und nimm du bitte zur Kenntnis«, imitiere ich ihre gestelzte Redeweise, »dass mir ein ganzer Kasten seltener Edelsteine zur Verfügung steht. Du musst mir bloß den Weg zur nächsten Pfandleihe zeigen.«
    Sie lacht wieder. »Ich halte die Augen offen.«
    Wir stehen immer noch an der Einfahrt. Ich schaue zu den Sternen und zum Mond hoch, der gerade dreiviertel voll ist. Ich höre den Wind und das Geräusch von Sechs’ Füßen im Kies, während sie ihr Gewicht von einem Bein aufs andere verlagert. Dann hole ich tief Luft. »Das war ein schöner Spaziergang.«
    »Das finde ich auch«, sagt sie.
    Ich schaue in ihre Richtung und wünsche mir, sie wäre sichtbar, sodass ich ihren Gesichtsausdruck sehen könnte. »Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn du dein Leben leben könntest, ohne dir Gedanken darüber zu machen, wer oder was da vielleicht im Dunkeln lauert? Wie es wäre, wenn du nicht dauernd über deine Schulter schauen müsstest, um zu sehen, wer dich gerade verfolgt? Wenn jede Nacht so wie diese wäre? Wäre es nicht fantastisch, wenn du nur einmal vergessen könntest, was dich hinter dem Horizont erwartet?«
    »Das wäre natürlich toll«, antwortet sie. »Und so wird es auch werden, wenn wir uns diesen Luxus irgendwann gönnen können.«
    »Ich mag überhaupt nicht, was wir tun müssen. Ich mag dieganze Situation nicht. Ich wünschte, alles wäre anders.« Ich schaue zum Himmel und suche nach Lorien. Dann lasse ich Sechs’ Hand los. Sie wird plötzlich sichtbar. Ich fasse nach ihren Schultern und drehe sie zu mir.
    Sechs atmet tief ein.
    Gerade als ich meinen Kopf näher zu ihr schiebe, erschüttert eine Explosion die Rückseite des Hauses. Sechs und ich schreien und fallen gleichzeitig hin. Ein Feuerstoß erhebt sich über das Dach des Hauses und im Innern breiten sich Flammen aus.
    »Sam!«, brülle ich. Aus fünfzehn Metern Entfernung fege ich die vorderen Fenster aus ihrer

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