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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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alles sauber gemacht worden.
    »Hast du Ella gesehen?«, frage ich die zehnjährige Valentina. Sie schüttelt den Kopf. Ich laufe zurück zum Schlafraum. Auch hier keine Spur von Ella. Als ich mich auf ihr Bett setze, lugt plötzlich etwas Silbernes unter Ellas Kopfkissen hervor. Es ist eine winzige Taschenlampe. Ich schalte sie ein. Ein heller Lichtstrahl erscheint. Dann schalte ich sie wieder aus und verstecke sie sorgfältig unter dem Kissen, damit die Schwestern nichts merken.
    Während ich durch den Flur gehe, schiele ich in die anderen Schlafräume. Wegen des Regens sind die meisten Mädchen zu Hause geblieben, schwirren in kleinen Grüppchen umher, lachen, quatschen und spielen Spiele.
    Im oberen Stockwerk, wo sich der Flur teilt und dann in die beiden Kirchenflügel führt, biege ich nach links ab in einen dunklen, staubigen Korridor. Hier gibt es viele leere Räume. Ein paar altertümliche Statuen sind in die Felswände und die Spitzbogendecke gemeißelt. Ich laufe weiter. Keine Spur von Ella. Der Korridor verengt sich und der muffig-staubige Geruch wird von einem feuchten und erdigen Duft abgelöst. Am Ende des Korridors komme ich zu einer mit einem Vorhängeschloss versehenen Eichentür, die ich vor anderthalb Wochen auf der Suche nach dem Kasten bereits aufgehebelt habe. Hinter der Tür liegt eine steinerne Treppe. Sie windet sich den schmalen Turm hinauf zum nördlichen Glockenstuhl, wo sich eine der beiden Glocken von Santa Teresa befindet. Auch hier habe ich den Kasten nicht gefunden.
     
    Eine Weile surfe ich im Internet, finde aber nichts Neues über John Smith. Danach gehe ich in den Schlafraum, lege mich hin und tue so, als wäre ich eingeschlafen. Zum Glück kommen weder La Gorda noch Gabby oder Delfina herein. Ella ist aber auch nicht da. Ich krabbele wieder aus dem Bett und gehe hinaus.
    Ella sitzt in der hinteren Bankreihe der Kirche. Während ich mich neben sie setze, lächelt sie mich an, sieht aber müde aus. Heute Morgen habe ich ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, aber es hat sich schon wieder gelöst. Als ich ihr das Haarband abstreife, dreht sie sich um, damit ich alles wieder richten kann.
    »Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?«, frage ich. »Ich habe dich gesucht.«
    »Ich war auf Entdeckungstour«, erwidert sie stolz. Augenblicklich überkommt mich wieder ein Schuldgefühl, weil ich sie auf dem Schulweg ignoriert habe.
    Wir verlassen die Kirche und gehen zu unserem Schlafraum. Dann wünschen wir einander gute Nacht, schlüpfen unter die Decke und warten darauf, dass das Licht gelöscht wird. Ich fühle mich traurig und hoffnungslos. Am liebsten würde ich mich zu einem Ball zusammenrollen und weinen. Das tue ich dann auch.
    ***
    Als ich mitten in der Nacht aufwache, weiß ich nicht, wie spät es ist, nehme aber an, dass ich zumindest ein paar Stunden geschlafen habe. Ich drehe mich auf die Seite. Doch irgendwas kommt mir komisch vor. Im Raum gibt es irgendeine Veränderung, die ich nicht genau erklären kann. Die Angst, die ich die ganze Woche verspürt habe, wird mit einem Mal größer.
    Ich öffne die Augen. Genau in der Sekunde, in der sie sich andie Dunkelheit gewöhnt haben, wird mir klar, dass mich jemand anstarrt. Erschrocken schnappe ich nach Luft, weiche zurück und drücke mich an die Wand hinter mir.
Ich bin gefangen,
denke ich,
gefangen in der hintersten Ecke. Wie idiotisch, dass ich unbedingt dieses Bett haben wollte.
Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Gerade als ich schreien und dem Gesicht vor mir einen heftigen Schlag verpassen will, erkenne ich die braunen Augen.
    Ella.
    Sofort entspanne ich mich. Wie lange hat sie wohl schon hier gehockt?
    Mit langsamen Bewegungen legt sie ihren Zeigefinger an die Lippen. Ihre Augen werden groß, als sie sich zu mir herunterbeugt und eine Hand an mein Ohr legt.
    »Ich hab den Kasten gefunden«, flüstert sie.
    Ich weiche ein Stück zurück, sehe mit ernstem Ausdruck in ihr strahlendes Gesicht und weiß sofort, dass sie die Wahrheit sagt. Jetzt sind es meine Augen, die groß werden. Ich kann meine Erregung kaum verbergen.
    Dann ziehe ich Ella dicht an mich heran und umarme sie so heftig, wie es ihr zarter Körper eben noch zulässt. »Oh, Ella. Du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz ich auf dich bin.«
    »Ich hab doch gesagt, dass ich ihn finde. Wir sind ein Team und helfen einander.«
    »Das stimmt«, flüstere ich.
    Als ich sie loslasse, glüht ihr Gesicht vor lauter Stolz. »Komm. Ich zeig dir, wo er ist.« Dann nimmt

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