Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Telefonnummer?«
Ich hatte meine Eltern völlig vergessen. »Sie haben keine Ahnung, dass ich weg bin.«
»Dann sollten wir sie besser jetzt wecken und ihnen sagen, dass du in Sicherheit bist, damit sie sich keine Sorgen machen, wenn sie dein leeres Bett entdecken.«
Zed sagte die Nummer an und Saul führte ein knappes Gespräch mit Simon. Ich wusste, dass sie am liebsten sofort ins Auto springen würden, um mich abzuholen, aber das wollte ich nicht, nachdem ich den ganzen Weg auf mich genommen hatte.
»Ich möchte hierbleiben«, flüsterte ich. Dann sagte ich noch mal etwas selbstbewusster: »Ich möchte hierbleiben.«
Saul warf mir einen Blick zu und nickte. »Ja, Simon, ihr geht’s gut. Ein bisschen durchgefroren, aber wir kümmern uns um sie. Sie möchte gerne hierbleiben. Warum kommen Sie sie nicht morgen nach dem Frühstück holen? Wozu sich unnötigerweise mitten in der Nacht aufmachen? Ja, das mache ich.« Er legte auf. »Er kommt morgen früh. Er sagt, du sollst dich ein bisschen ausruhen.«
»Kriege ich wieder Hausarrest?«
Zed strich mir übers Haar.
»Davon hat er nichts gesagt.« Saul lächelte.
»Bestimmt, da könnte ich wetten.«
»Bis du fünfzig bist«, sagte Zed.
»Genau das habe ich mir gedacht.«
Xav ließ meinen Fuß los. »Ich habe für deinen Seelenspiegel getan, was ich konnte.« Er benutzte das Wort mit sichtlichem Genuss. »Sky sollte sich jetzt warm einmummen und schlafen. Die Schnitte sind so gut wie verheilt.«
»Danke.« Zed hob mich vom Tresen herunter und setzte mich auf dem Boden ab. »Ich werde sie für heute Nacht in mein Bett stecken. Mom wird ihr trockenes Nachtzeug borgen.«
Unter Zeds warme Decke gekuschelt, fühlte ich mich kein bisschen müde. Er saß auf dem Fensterbrett, mit der Gitarre in der Hand, und zupfte ein paar sanfte Melodien. Karla hatte missbilligend die Augenbraue hochgezogen, da ich in Zeds Zimmer schlief, aber er war wild entschlossen, mich nicht aus den Augen zu lassen, und so lenkte sie schließlich ein und sagte, sie würde uns vertrauen, dass wir keinen Blödsinn machten.
Zed legte seine Stirn gegen die seiner Mutter, eine Geste, die ich eigentümlich rührend fand, da er so viel größer war als sie. »Sag mir, was du siehst, Mom. Ich habe mich nicht abgeschirmt.«
Karla seufzte. »Ich sehe, wie du über sie wachst und dich wie ein perfekter Gentleman benimmst.«
»Das ist richtig.« Er zwinkerte mir zu. »Manchmal ist es ein Segen, eine Mom zu haben, die die Zukunft sehen kann.«
Als ich ihn jetzt, umrahmt vom dunklen Nachthimmel, betrachtete, dachte ich, noch nie zuvor etwas so Vollkommenes gesehen zu haben.
»Ich liebe dich, Zed«, sagte ich leise. »Dafür brauche ich meine Erinnerungen nicht klarzukriegen, ich weiß auch so, dass ich es tue.«
Er hörte auf zu spielen. »Okay.« Er räusperte sich. »Es ist das allererste Mal, dass du mir das so direkt sagst.«
»Ich habe dir das bestimmt schon mal gesagt.«
»Nein, du hast es angedeutet, aber du bist nie mit der Sprache herausgerückt.«
»Doch, ich liebe dich. Ich bin ein bisschen schüchtern, drum fällt es mir nicht ganz leicht, so etwas zu sagen.«
»Ein bisschen schüchtern? Sky, du bist vermutlich die schüchternste Person, die mir je begegnet ist.«
»Tut mir leid.«
Er stand auf und setzte sich zu mir an die Bettkante. »Das braucht es nicht. Auch das liebe ich an dir. Du glaubst nie, dass dich irgendjemand mögen kann, und dann fällst du quasi aus allen Wolken, wenn du merkst, dass alle hin und weg sind von dir. Das ist so süß.« Er tippte mit dem Finger an meine Nasenspitze.
»Ich will aber nicht süß sein.«
»Ich weiß, dass du ernst genommen werden willst.« Er machte ein feierliches Gesicht, aber seine Augen lachten. »Und das tue ich auch - ich schwör’s.«
»Nein, das tust du nicht.«
»Du glaubst mir nicht?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann Emotionen lesen, weißt du.«
Er strich mir das Haar aus der Stirn. »Ich habe vielleicht kein Pokerface, aber ich kann nicht glauben, dass ich so leicht zu durchschauen bin.«
»Nein, du verstehst nicht richtig. Das ist meine Gabe - ich kann lesen, was du fühlst. Meine Gabe, sie ist freigesetzt.«
Er lehnte sich zurück, seine Aura schillerte in Malventönen als Ausdruck, wie fassungslos er war. Ich konnte sehen, wie bei ihm allmählich durchsickerte, was ich gesagt hatte. »Okay. Dann weißt du auch, dass ich es ernst meine, wenn ich sage, dass ich dich liebe. Du weißt, dass du mein Seelenspiegel
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