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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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mein Baby nicht zurücklassen.« Sie streckte die Hände aus und zerrte an meinem Schlafanzug.
    In diesem Moment erhob sich das brennende Bett wirbelnd in die Luft, riss sie mit sich und knallte zusammen mit ihr an die Wand.
    »Mami!« Ich kniff die Augen zu.
    Ich sah meine Eltern nie wieder.
    Ein anderes Bild. Tante Kussmund hatte mich aus dem Krankenhaus abgeholt. Ich hatte als Einzige das Feuer überlebt, war wie von magischen Händen getragen aus dem Haus befördert worden, wo man mich zusammengerollt auf einem Stück taufeuchtem Rasen fand. Jetzt wohnten wir in einer Wohnung. Mir war noch immer kalt, mein Kleid war schmutzig. Ich war winzig, reichte mit dem Kopf noch nicht mal bis an die Türklinken. Aus dem Wohnzimmer dröhnte laute Musik; man hatte mir gesagt, ich solle mich dünnemachen, und so versteckte ich mich in der Diele.
    »Glotz mich nicht so an!« Das war wieder der Fahrer aus dem Auto; diesmal hatte er einen Freund dabei. Er trat nach mir, als ich mich nicht sofort wegbewegte. Ich huschte zurück, schmiegte mich eng an die Wand und tat so, als wäre ich gar nicht da. Ich beobachtete, wie er dem anderen Mann etwas übergab und dafür Geld erhielt.
    »Er hat dich betrogen«, flüsterte ich.
    Der zweite Mann ging vor mir in die Hocke. Sein Atem roch abscheulich nach gebratenen Zwiebeln. »Was meinst du, Küken?« Offensichtlich fand er mich drollig.
    »Er hat gelogen. Und er freut sich, dass er dich ausgetrickst hat.« Ich schaukelte auf den Fersen vor und zurück, denn ich wusste, dass ich bestraft würde. Aber wenigstens würde ER auch bestraft werden.
    »Hey«, sagte ER mit aufgesetztem Lächeln. »Du willst doch nicht etwa auf die kleine Rotzgöre meiner Freundin hören? Was weiß die denn schon?«
    Der Zwiebelmann holte das Päckchen wieder aus seiner Jackentasche und drückte es mit den Fingern zusammen. Er lächelte nicht mehr. »Ist das Zeug rein?«
    »Hundert Prozent. Ich gebe dir mein Wort.«
    »Er lügt«, sagte ich. ER war von einem kränklichen Gelb umstrahlt.
    Zwiebelmann hielt ihm das Päckchen hin. »Danke, Küken. Ich will mein Geld zurück. Dein Wort ist keine fünfzig Mäuse wert.«
    Der Mann nahm das Päckchen entgegen und beteuerte seine Unschuld.
    Dann folgte der Schmerz.
    Später hörte ich, wie er dem Arzt erzählte, ich wäre die Treppe heruntergefallen und hätte mir dabei den Arm gebrochen. Ich war ungeschickt. Eine Lüge. Er war böse auf mich gewesen.
    Dann saßen wir wieder im Auto. Ein anderer Tag. Wir waren mal wieder am Weiterziehen, bevor irgendjemand zu neugierig auf uns wurde. Tante Kussmund war nervös. Sie hatte herumgejammert, dass ER sie wegen mir sitzen lassen würde. Sie konnte mich auch nicht leiden. Ich sah zu viel, sagte sie. Wie eine Hexe. Wie ihre dämliche, tote Halbschwester.
    »Wir könnten sie dem Jugendamt in Bristol übergeben und sagen, dass wir mit ihr nicht zurechtkommen.« Tantchen funkelte mich an.
    »Regel Nummer eins: Lass die Ämter nie wissen, dass wir überhaupt existieren. Wir gehen nicht zurück nach Bristol - das haben wir hinter uns gelassen.« Er schnitt ein anderes Auto beim Überholen.
    »Seit wann das, Phil?«
    »Seit die Bullen das ›Cricketer’s Arms‹ ham hochgehen lassen.«
    Ich starrte aus dem Fenster auf das blaue Schild, auf dem ein kleines Flugzeug abgebildet war. Die Straße führte irgendwohin und erhob sich dann auf einem Jumbojet in die Luft. Wie gern ich fortfliegen würde. Ich fing an zu singen ... Leaving on a jet plane ...
    »Das ist es!« Der Mann setzte den Blinker, fuhr von der Autobahn ab und steuerte eine Raststätte an. »Wir lassen die Missgeburt einfach hier.«
    »Wie?« Die Frau starrte ihn fassungslos an.
    Der Mann verströmte schleimgrüne Bosheit; ihre Aura war lila mit einem leichten Grünstich. Von dem Anblick der beiden wurde mir übel, ich schaute stattdessen auf meine schmutzigen Shorts.
    »Du machst Witze, hab ich recht?«
    »Irrtum. Ich lasse sie hier. Du kannst entweder bei ihr bleiben oder mit mir mitkommen. Deine Entscheidung.«
    »Verdammt noch mal, Phil, du kannst sie doch nicht einfach aussetzen!«
    Er fuhr in eine Lücke ganz am anderen Ende des Parkplatzes und warf nervös einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. »Warum nicht? Ich kann nicht meinen Geschäften nachgehen, wenn sie in der Nähe ist. Irgendwelche Gutmenschen werden sie schon finden. Sie ist dann deren Problem, nicht unseres, Jo. Sie ist Frannys Fehler. Sie hätte sie loswerden sollen. Sie geht dich - und mich - nichts

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