Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
wahrhaben willst. Das werden wir noch herausfinden.«
»Aber bitte nicht jetzt.« Eigentlich wollte ich mich im Augenblick gar nicht eingehender mit der Savant-Thematik befassen - ihre Kräfte beunruhigten mich einfach.
»Nein, nicht jetzt. Jetzt ist Freizeit.«
Wir traten aus dem Wald heraus und es eröffnete sich ein atemberaubender Ausblick auf eine Art Natur-Arena. Vor uns lag eine Senke, die sich, einen sanften Bogen beschreibend, gen Tal neigte. Die Gipfel auf der anderen Talseite überragten den Horizont und sahen aus wie Zuschauer, die sich für eine Vorstellung versammelt hatten.
»Wow.«
»Toll, oder? Es kommen nicht viele Leute her, weil’s nirgendwohin führt, aber mir gefällt’s. Man kann hier ein bisschen extremboarden, ohne dass einem irgendwelche nervigen Skifahrer in die Quere kommen, so wie mein Bruder.«
»Auf Extremes bin ich nicht vorbereitet.«
»Ich weiß. Wir können auch ganz vorsichtig und langsam machen.« Er warf das Board vor sich in den Schnee. »Bist du schon mal gesurft?«
Ich lachte. »Du weißt wohl nicht so viel über London, was? In Richmond gibt’s nicht sehr viele Strandnixen.«
Er grinste. »Was hast du denn den ganzen Tag da gemacht?«
»Wir haben einen großen Wildpark mit Hirschen. Man kann Fahrrad fahren. Und da gibt’s noch die Themse, wenn man Rudern mag.«
»Raus mit der Sprache!«
»Ich ... äh ... bin shoppen gegangen. Darin habe ich eine Goldmedaille. Und dann habe ich natürlich noch Musik gemacht.«
»Dann wird’s Zeit, dass du deinen Horizont erweiterst. Renn mal los und dann schlittere ein Stück.«
»Wie?«
»Vertrau mir, mach einfach.«
Obwohl ich mir ziemlich dämlich vorkam, tat ich, was er verlangt hatte.
»Okay, du lenkst also mit dem rechten Fuß.«
»Und woher weißt du das?«
»Weil du mit dem rechten geschlittert bist. So, jetzt zeige ich dir, wie du dich hinstellen musst.« Er brachte das Board in Position und zeigte mir, wie ich meine Füße darauf platzieren musste. Er legte mir einen Arm um die Taille und wiegte mich hin und her. »Es ist alles eine Frage der Balance.«
»Das ist doch nur ein Vorwand, damit du mich begrapschen kannst.«
»Ich weiß. Super, oder?«
Zu meiner Überraschung stellte ich mich beim Snowboarden viel besser an als beim Skifahren. Ich fiel natürlich trotzdem oft auf die Nase, sah dabei aber eher aus wie ein stinknormaler Anfänger und nicht wie der peinliche Volltrottel, den ich auf Skiern abgegeben hatte.
»Lass mal sehen, ob du’s draufhast, Sexy«, neckte ich Zed, nachdem ich mich so viele Male auf den Hintern gesetzt hatte, dass ich für heute genug hatte.
»Okay, Zwerg. Mach’s dir da drüben bequem und rühr dich nicht von der Stelle. Ich zeig dir, wie’s geht. Ich geh nur noch ein Stück den Hügel rauf.«
Ich saß im Schutz eines Felsvorsprunges und suchte den Hang nach irgendwelchen Anzeichen von Zed ab, doch er schien ziemlich lange zu brauchen, um zum Einstieg der Piste zu kommen.
»Juhu!«
Ein Board schoss über meinen Kopf hinweg, dann landete Zed sechs Meter vor mir und kurvte rasant den Hang hinunter.
»Angeber!« Ich musste unwillkürlich lachen. Ich hätte mir denken können, dass er so etwas machen würde. Es dauerte eine Weile, bis er mit geschultertem Board zu mir zurückgestapft war, doch er grinste bei jedem Schritt.
»Und, was sagst du?«, rief er.
»Mhm.« Ich betrachtete meine Fingernägel. »Ganz passabel.«
»Ganz passabel! Das war genial!«
»Na ja, da war eben gerade dieser andere Typ, und der hat einen Salto gemacht. Dem habe ich schon zehn Punkte gegeben.«
Er warf sein Board zu Boden und schubste mich in den Schnee. »Ich will auch zehn Punkte.«
»Hm-hm. Nicht ohne dreifachen Axel.«
»Das ist Eiskunstlauf, du Depp.«
»Mein Kerl hat eben aber ein paar von diesen Axel-Dingern gemacht. Er hat die höchste Punktzahl bekommen.«
Zed vergrub sein Gesicht an meinem Nacken und knurrte. »Ich bin dein Kerl. Gib's zu: Es war gar niemand hier.«
Ich kicherte. »Ich kann dir trotzdem keine zehn Punkte für diesen Sprung geben.«
»Und wenn ich dich besteche?« Er küsste mich am Hals und arbeitete sich dabei bis zu meinem Mund hoch, nahm sich ausreichend Zeit, die richtigen Stellen zu treffen. »Und? Wie war ich?«
In der Hoffnung, dass seine Zukunftswahrnehmung gerade auf Stand-by war, sammelte ich heimlich eine Handvoll Schnee auf. »Hm, lass mich mal nachdenken. Mir scheint ... dass du noch ein bisschen üben musst!« Bevor er reagieren konnte, stopfte
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