Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
sich gerade in meinem Geist um. Zed hatte schon immer gemeint, ich würde anderen Savants zu viel von mir zeigen. So schnell ich konnte, errichtete ich ein paar Mauern.
Er trommelte träge mit seinen Fingern auf den Tisch. »Türkis? Eine ziemlich kitschige Farbe, findest du nicht?«
»Die Abschirmung ist nicht sehr stabil«, bemerkte die junge Frau; sie sah aus wie eine geschmeidige Raubkatze, geschleckt, aber tödlich. »Ich könnte sie für dich einreißen, Daddy.«
»Oh nein, ich will sie nicht gleich brechen.«
Ich verlor den Boden unter den Füßen. Die Benedicts hatten geglaubt, es wäre nur ein Savant in die Sache verwickelt; was sie nicht in Betracht gezogen hatten, war, dass die Kellys über die gleichen Kräfte verfügten wie sie selbst. Die ganze Sache war mit einem Schlag sehr viel komplizierter geworden.
»Du fragst dich, was wir mit dir Vorhaben, stimmt’s, Sky?« Kelly hielt mir eine Hand hin, sein Gesicht in mürrische Falten gelegt. Er sah aus, als wäre er zutiefst verbittert und wollte, dass andere dasselbe erlitten wie er.
Meine Hände blieben in den Hosentaschen vergraben. Eher noch hätte ich eine Schlange berührt, als ihm die Hand zu schütteln.
»Wir werden dich nicht umbringen, falls du das denkst. Du bist nicht unser Feind.« Er ließ seine Hand sinken. »Ich bin Geschäftsmann und kein Mörder.«
»Was haben Sie denn dann mit mir vor?«
Er erhob sich und strich sein Jackett glatt. Er kam auf mich zu, musterte mich dabei wie ein Kunstkritiker ein Exponat bei einer Vernissage. Seine Anwesenheit zerrte an meinen Nerven wie ein disharmonisches Musikstück.
»Wir werden allerbeste Freunde werden, Sky. Du wirst der Polizei erzählen, dass weder ich noch meine Familie irgendetwas mit deiner Entführung zu tun hatten und dass es zwei der Benedict-Jungs waren, die dich für ihre eigenen widerlichen und niederträchtigen Zwecke verschleppt haben.« Er lächelte boshaft. »Du weißt ja, wie schnell Savants auf die schiefe Bahn geraten können ... zu viel Macht und zu wenig, was sie bei Vernunft hält. Dass sie bei deinem Fluchtversuch ums Leben gekommen sind, ist keine Tragödie und spart den amerikanischen Steuerzahlern die Kosten für eine lebenslange Unterbringung in einem Gefängnis.«
»Das gefällt mir«, warf der junge Mann ein. »Sie zu schmähen ist noch besser, als sie einfach nur zu töten.«
»Ich dachte mir, dass dir das gefallen würde, Sean. Ich habe dir doch gesagt, du kannst mir vertrauen, dass ich mir eine geeignete Rache für deine Onkel einfallen lassen würde.«
Ich glotzte ihn an. »Sie sind wahnsinnig! Mit nichts, was Sie tun oder sagen könnten, werden Sie mich dazu bringen, dass ich der Polizei solch eine Lüge auftische. Auch nicht, wenn Sie mir drohen! Und ich werde nicht zulassen, dass Sie Zed oder seine Brüder umbringen! Niemals!«
Kelly fand meinen Wutausbruch amüsant. »So eine drollige kleine Ausländerin, nicht wahr? Faucht und spuckt wie ein junges Kätzchen und wirkt dabei genauso furchterregend wie eins.« Er lachte heiser. »Natürlich wirst du das sagen, was ich dir befehle, Sky. Das ist meine Gabe, verstehst du? Du wirst dich genau an das erinnern, woran ich möchte, dass du dich erinnerst. Das geht allen so. Wie diesem Gefängniswärter, der bald schon meine Brüder auf freien Fuß setzen wird, weil er meint, der Gouverneur habe ihn angewiesen, sie freizulassen. Widerstand ist zwecklos. Ich bin ausgezeichnet darin, Menschen meinen Willen aufzuzwingen. So bin ich reich geworden und dir wird es nicht anders ergehen.«
O mein Gott. Er hatte die gleiche Gabe wie Victor. Aber würde er mich wirklich dazu bringen können, etwas zu tun, was derart unvereinbar mit meinem Charakter war? Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass es möglich wäre, ein paar Gefängniswärter zu manipulieren, aber ich würde doch nie im Leben solch eine ausgeklügelte Lüge erfinden, die so offensichtlich im Widerspruch zu den Beweisen stand - oder etwa doch? Könnte ich mich selbst in diesem Maße vergessen und Zed tatsächlich verraten? Meinen Seelenspiegel verraten?
Ich verbarrikadierte diesen Gedanken hinter besonders dicken Mauern. Kelly durfte nicht erfahren, was Zed für mich war - er würde diese Schwachstelle gnadenlos für seine Zwecke ausnutzen, da er genau wusste, was Savants für ihre andere Hälfte tun würden.
Ganz großartig, Sky. Ich trat mir selbst in den Hintern. Hervorragendes Timing von dir, ausgerechnet jetzt Zed als deinen Seelenspiegel zu
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