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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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ab. »Frühstück. Iss schnell. Der Boss will dich sehen.«
    Ich glaubte zwar nicht, auch nur einen Bissen essen zu können, wollte ihn jedoch nicht unnötig reizen, indem ich mich verweigerte, und nahm den Deckel vom Tablett. Ausgeschlossen, diese Eier würde ich auf gar keinen Fall herunterbringen. Stattdessen nippte ich am Orangensaft und knabberte an einer Toastbrotscheibe. Gator blieb, wo er war. Er stand mit dem Rücken zu mir am Fenster und tat so, als würde er auf die Vögel schießen, die über dem Gebäude herumflogen. Ich hatte ausgiebig Gelegenheit, mir seinen Pferdeschwanz genau anzusehen, den er mit einem Lederbändchen zusammengebunden hatte.
    Er wirkte gut gelaunt und - für jemanden, der an einer Entführung beteiligt war - geradezu entspannt. Es kam mir der Gedanke, dass wer auch immer Drahtzieher hinter meiner Entführung war, vermutlich das gesamte Hotel kontrollierte. Ansonsten hätten mich meine Kidnapper nicht so sorglos hier gefangen halten können.
    »Ich bin satt, danke.« Ich erhob mich. Die Tatsache, dass ich dem Boss gleich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen sollte, ließ nichts Gutes erahnen, was ihre weiteren Absichten anbetraf. Ich versuchte mir ein Szenario vorzustellen, in dem sie mich letztlich nicht umbrachten, um ihre Identität zu schützen, aber es gelang mir nicht.
    »Okay, dann wollen wir mal.« Er packte mich fest am Oberarm und schleifte mich hinaus auf den Flur. Wir gingen nach links, am Fahrstuhl vorbei und kamen in eine Art Wartebereich. Hinter großen Milchglasscheiben sah ich Leute um einen Konferenztisch sitzen. Gator klopfte ein Mal an, wartete darauf, grünes Licht zu bekommen, dann betrat er mit mir im Schlepptau den Raum.
    Die Angst schärfte meine Wahrnehmung für die Umgebung. Ich versuchte, mir so viele Einzelheiten wie möglich einzuprägen für den Fall, dass ich durch irgendein Wunder doch mit heiler Haut davonkäme. Drei Leute saßen an dem Tisch. Mein Augenmerk richtete sich auf den Ältesten in der Runde: ein Mann mit schwarz gefärbten Haaren und einer zweifelhaften Bräune, der rabiat auf den Tasten seines BlackBerrys herumtippte. Sein Anzug sah aus wie ein Designerteil, seine Krawatte ließ jedoch guten Geschmack vermissen - der orangerote Ton biss sich mit seiner Gesichtsfarbe. Er hatte den Platz am Kopf des Tisches. Rechts und links von ihm saßen eine Frau und ein Mann. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen war so groß, ich hätte wetten mögen, dass die beiden entweder seine Kinder oder nahe Angehörige waren.
    »Hier ist sie, Mr Kelly. Ich werde draußen warten.« Gator gab mir einen leicht Schubs in Richtung Tisch und verließ den Raum.
    Mr Kelly saß da, die Fingerspitzen seiner Hände aneinandergelegt, und betrachtete mich eine Weile, ohne ein Wort zu sagen. Die anderen warteten offensichtlich darauf, dass er als Erster das Wort ergriff. Ich hatte keine Ahnung, was hier ablief. Ich wusste nur, dass zwei Mitglieder der Kelly-Familie mithilfe der Benedicts hinter Gitter gebracht worden waren. Wie er da so strotzend von Selbstbewusstsein in diesem Sessel saß, vermutete ich, den berühmten Daniel Kelly höchstpersönlich vor mir zu haben, Chef des Kelly-Firmenimperiums, ein Mann, dessen Gesicht häufiger auf den Seiten der Wirtschaftsmagazine erschien als das von Donald Trump oder Richard Branson.
    »Komm her.« Kelly winkte mich zu sich heran.
    Widerstrebend ging ich um den Tisch herum.
    »O’Halloran sagt, du seist ein Savant?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich schob die Hände in die Hosentaschen, um mein Zittern zu verbergen.
    »Du bist einer. Ich kann’s sehen. Es ist wirklich ein Jammer, dass du in diese Geschichte verwickelt worden bist.« Er sah mich mit einem dreisten Grinsen an, bei dem er seine unglaublich ebenmäßigen Zähne entblößte.
    Der Mann zu seiner Rechten regte sich. »Dad, bist du dir sicher, dass sich die Benedicts im Tausch gegen sie selbst ausliefern werden?«
    »Ja, das werden sie tun. Sie können gar nicht anders, als jemand Unschuldiges wie sie schützen zu wollen.«
    Der jüngere Kelly schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Und die Polizei? Sie wurden mittlerweile doch bestimmt informiert?«
    »Sie werden die Spur niemals bis zu uns zurückverfolgen können. Und unser Mädchen hier wird ihnen genau das sagen, was ich ihr befehle, ihnen zu sagen.« Mr Kelly lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Faszinierend. In ihrem Geist gibt es stockdunkle Nischen.«
    Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Offenbar sah er

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