Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
akzeptieren.
Bisher hatte ich einfach nur Angst gehabt, doch jetzt empfand ich blanke Panik. Ich versuchte dennoch, mir nichts anmerken zu lassen.
»Wie ich sehe, glaubst du mir allmählich, dass ich dazu fähig bin.« Kelly schob den BlackBerry in seine Brusttasche. »Aber keine Sorge: Du wirst nicht leiden. Du wirst glauben, dass du die Wahrheit sprichst. Natürlich wirst du in meiner Nähe bleiben müssen, damit sichergestellt ist, dass du so lange bei deiner Version bleibst, bis der Vorfall in Vergessenheit geraten ist, aber das lässt sich bewerkstelligen, nicht, Maria?«
Die junge Frau nickte. »Ja, Daddy. Ich glaube, wir können sie als Zimmermädchen in einem der Hotels unterbringen, wenn sie die Highschool hinschmeißt, um nach Vegas abzuhauen. Tragischerweise werden die Erinnerungen an Wrickenridge zu schmerzlich sein, als dass sie je wieder dahin zurückkehren kann.«
»Aber meine Eltern ...« Das war schlimmer als ein Albtraum.
Kelly seufzte heuchlerisch. »Sie werden glauben, dass sie versagt haben, weil sie dich nicht beschützen konnten. Und ich werde sie davon überzeugen, dass sie den Rat meiner Ärzte befolgen und dir zur Verarbeitung deines Traumas so viel Abstand geben sollen, wie du brauchst. Wir wissen alles über sie und deine Adoption - und wie labil deine Psyche ist. Sie werden viel zu beschäftigt damit sein, ihre Karriere voranzutreiben, um sich allzu große Sorgen zu machen, solange wir ihnen erzählen, dass du glücklich bist - und du wirst ihnen das Gleiche erzählen.«
Woher wusste er so viel über mich? »Sie nehmen mir mein Leben weg.«
»Besser, als dich umzubringen - und das wäre die einzige Alternative.«
Sean stellte sich neben seinen Vater. Er war gut einen Kopf größer, aber viel dicker als dieser, sein Bauch hing in einer Rolle über dem dünnen Ledergürtel, der seine tief im Schritt sitzende Hose oben hielt. Über seiner Oberlippe wölbte sich ein zorromäßiger Schnurrbart, der an jemandem, der nur ein paar Jahre älter war als ich, total lächerlich aussah, so als hätte ihm jemand das Ding im Schlaf hingemalt und er hatte es noch nicht gemerkt.
»Du sagst, sie trägt Dunkelheit in sich?«
Kelly runzelte die Stirn. »Kannst du es nicht spüren?«
Sean ergriff meine Hand und hielt sie sich an die Nase, dann schnüffelte er mit geschlossenen Augen an meiner Handfläche, so als versuchte er, eine schwache Parfümnote wahrzunehmen. Ich versuchte, mich loszumachen, aber sein Griff war zu fest. »Ja, jetzt kann ich es spüren. Köstliche Schichten von Schmerz und Verlassenheit.«
Als er mich berührte, fühlte ich, wie mein Entsetzen wuchs; die gelassene Haltung, die ich mühevoll aufrechtzuerhalten versuchte, wurde zerfetzt wie Geschenkpapier beim Auspacken eines Mitbringsels.
»Warum überlässt du sie nicht mir? Es wäre mir eine Freude, ihre Gefühle abzuzapfen - ich kann spüren, dass sie mir ein stundenlanges Vergnügen bereiten würde.«
Daniel Kelly lächelte seinen Sohn nachsichtig an. »Ist ihre emotionale Energie so stark?«
Er nickte. »So etwas habe ich bisher noch nie erspürt.«
»Dann kannst du sie haben, sobald sie in puncto Benedicts ihren Zweck erfüllt hat. Pass nur auf, dass sie in einigermaßen guter Verfassung bleibt, damit ihre Eltern auch keinen Zweifel daran hegen, dass sie aus freien Stücken hier ist.«
»Dafür werde ich sorgen.« Sean Kelly küsste meine Handfläche, bevor er mich losließ. Mit einem Schaudern wischte ich die Hand an meinen Shorts ab. »Hmm.« Er leckte sich die Lippen. »Du und ich, wir werden uns noch sehr gut kennenlernen, meine Süße.«
»Was bist du?« Ich schlang die Arme um den Körper und wich ans Fenster zurück. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschrien, aber damit hätte ich nur preisgegeben, wie viel Angst ich hatte.
Maria Kelly verdrehte ungeduldig die Augen. »Mein Bruder ist ein Emotionenschürfer - es macht ihm Spaß, den Leuten das Zeug aus den Hirnen zu saugen. Ich hätte ein neues Zimmermädchen gut gebrauchen können, Daddy: Das ist echt nicht fair. Und auch kein gutes Geschäft. Wenn Sean sie erst mal in die Finger kriegt, wird sie zu nichts mehr zu gebrauchen sein. Die letzte konnten wir gerade mal einen Monat behalten und dann mussten wir sie loswerden.« Ihre Stimme wurde schrill und weinerlich.
»Ich mache es wieder gut, Liebling.« Daniel Kelly setzte der Diskussion mit einer gebieterischen Handbewegung ein Ende. »Und jetzt Schluss damit. Ich muss mich mit unserem Gast an die
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