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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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frieren würde, aber die Luft war noch immer lauwarm.
    Er stand auf, klopfte die Hose aus und legte die Hände wie ein Megaphon an den Mund. »Wartet einen Moment!« Dann murmelte er: »Verrückte Bastarde, verrückte dumme Arschlöcher« und lief ins Haus. »Nur einen Augenblick!«
    Er kam mit einer Baumwolltasche zurück, die alle Konserven und Kleidungsstücke enthielt, die er für notwendig erachtete. Falls Nan zurückkam, würde sie eine Notiz auf dem Küchentisch vorfinden. Es gab noch genug, das sie zur Rückkehr hätte motivieren können, aber wenn nicht… nun, dann würde sie es nie erfahren.
    Er fühlte sich wie ein Kind, das von zu Hause ausriß, aber dieses Gefühl versetzte ihn in Hochstimmung. So etwas Verrücktes hatte er noch nie zuvor getan.
    »Ich will euch begleiten«, sagte er, als er auf der Straße zu ihnen stieß.
     
    Sie wanderten bei Nacht – was weniger Sicherheit bot, als man hätte annehmen können, denn die meisten Reisenden nutzten die Nacht und versuchten nach Möglichkeit, die Hitze des Tages geschützt auszusitzen. Daher waren sie vorsichtig und gingen den Gründern von Kanaan aus dem Weg.
    Kahn und Jeshua schritten unermüdlich aus, aber aus Rücksicht auf Arthur legten sie alle paar Stunden eine Pause ein. Ihre erste Rast erfolgte in Sichtweite von Bruderschaft, und sie saßen auf einem umgestürzten Baumstamm, während der vom warmen Boden aufsteigende Nebel um ihre Beine wallte.
    »Wenn ihr Menschen oder Stadt-Teile oder was auch immer ihr seid, Fähigkeiten besitzt, von denen ich nichts weiß – fliegen, sich unsichtbar machen, wie Dämonen kämpfen –, dann zögert nicht, es mir zu sagen«, verlangte Arthur. »Laßt es mich wissen, damit ich nach Möglichkeiten suchen kann, eure Fähigkeiten zu nutzen.«
    Kahn lächelte. »Keine Magie. Der Proviant ist für dich allein, denn ich brauche keine Nahrung, und Jeshua kann jetzt nichts essen. Das Wasser können wir uns teilen, aber du wirst wesentlich mehr brauchen als wir. Wenn du müde wirst, sag uns Bescheid.«
    »Ich muß das Tempo ab und zu etwas verlangsamen«, meinte Jeshua. »Ich mache mir Sorgen wegen Thinner.« Der Kopf schwieg die meiste Zeit und hatte die Augen geschlossen, als ob er schliefe. »Ich kann ihn jetzt kaum füttern.«
    »Mein Großvater hat mir erzählt, daß man früher Stadt-Teile einfing und als Reittiere oder Fahrzeuge verwendete. Aber es gibt jetzt fast keine solchen Teile mehr. Ich habe mich nur gefragt, wieviel Ähnlichkeit du wohl mit einem Stadt-Teil hast.« Arthur schaute Kahn an.
    »Im Grunde nicht sehr viel. Die Block-Technologie war fortgeschrittener als die Technologie, die mir in den Städten zur Verfügung stand. Ich hatte eigentlich nicht viel mit dem Block zu tun, und deshalb kann ich auch nichts zu meinem Funktionsprinzip sagen… jedenfalls nichts Genaues.«
    Arthurs Augen verengten sich. »Klingt plausibel. Ich weiß auch nicht viel über mein Funktionsprinzip. Wäre auch irgendwie pervers, wenn wir es wüßten, als ob man zu intensiv in den Spiegel schaut.«
    »Ich weiß ziemlich genau, wie ich funktioniere«, sagte Jeshua. »Aber ich hatte ja auch viel Zeit zum Lernen und konnte ausgezeichnete Bibliotheken benutzen.«
    Arthur nickte, als ob er eine ganz alltägliche Konversation pflegen würde. »Ich kann das alles noch nicht so recht glauben, wißt ihr«, meinte er sachlich.
    »Wir werden dich wohl nur überzeugen können, wenn du uns im Einsatz siehst«, folgerte Kahn. Er stand auf.
    »So ist es«, sagte Arthur.
    Ein einziger Mond beleuchtete den nebligen Pfad, auf dem sie ein Viertel des Umfanges von Bruderschaft abschritten. An den Außenbezirken der Stadt bückte Kahn sich und hob einen Silikatsplitter auf. »Ich habe mich schon gefragt, welchem Zweck die wohl dienten. Ich erinnere mich, daß ich eine schwächere Stadtverteidigung installiert hatte, aber nicht solche Kaliber.«
    »Früher haben die Städte nur so vor diesen Dingern gestarrt, um die Leute fernzuhalten«, sagte Arthur.
    »Ich habe die Defensiveinrichtungen auf Wunsch installiert«, sagte Kahn und ließ das Fragment fallen. »Sie hatten danach verlangt. Wollten sie für den Fall, daß die Welt von Heiden überfallen wurde.«
    Ein Teil der Stadtrandbegehung erfolgte auf festem Bodenbelag. Die Stadtmauern waren trocken, und dort, wo sie vom Mondlicht angestrahlt wurden, schimmerten sie weißgrau, wie transparente Knochen.
    »Ich habe Bruderschaft als Stätte der Kontemplation konzipiert«, erläuterte Kahn. »Ein

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