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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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die Zündhölzer und entzündete einen Span. Als der Docht in der Lampe aufflammte, verbreitete sich ein warmer Lichtschein in dem kalten Raum. Er rieb seine Hände und beschloss, seinen Mantel anzubehalten. Nach dreißig Jahren in der Karibik konnte er sich einfach nicht an diese durchdringende Kälte gewöhnen.
    Als er ein Feuer machen wollte, bemerkte er aus dem Augenwinkel den Schatten eines Mannes, der direkt neben dem Kamin auf einem Stuhl saß. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er begriff … und schon fuhr er herum und rannte zur Tür.
    Aber John war blitzschnell auf den Füßen und packte den wehenden Mantel. Blackford gelang es noch, die Tür zu öffnen, doch im nächsten Moment wurde er mit aller Macht ins Zimmer zurückgerissen. John würgte ihn und drehte ihm mit der anderen Hand seinen Arm so weit auf den Rücken, dass Blackford vor Schmerz jaulte.
    »Es ist Zeit für die Abrechnung, Blackford«, raunte ihm John ins Ohr. Dabei stieß er ihn zu einem Holzzuber neben dem Kamin, in dem das Waschwasser vom Morgen kalt geworden war. Er zerrte den Arm weiter nach oben und trat Blackford gleichzeitig in die Kniekehlen, sodass dieser stöhnend neben dem Zuber auf die Knie fiel.
    John tat es ihm nach. »Warum haben Sie das getan?«, herrschte er ihn an.
    »Was denn? Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, ächzte Blackford. Er spürte, wie sich eine Hand um seinen Kopf legte. »Das Ganze muss ein Irrtum sein. Worum geht es denn? Können wir nicht vernünftig reden?«
    »Sagen Sie mir nur, warum Sie es getan haben … und ich lasse Sie leben.«
    »Ich weiß nicht einmal, wovon die Rede ist!«
    »Warum leben Sie dann unter falschem Namen?«
    »Bitte, John …«
    Der Appell verhallte ungehört. John drückte Blackfords Kopf ungerührt immer tiefer über den Zuber. »Na, wie fühlt sich das an?«, schrie er. »Wie können Sie mit dem Wissen leben, was sie dem armen Pierre angetan haben?«
    Robert wehrte sich verzweifelt, wollte den Kopf zur Seite drehen … aber zu spät. Sein Gesicht berührte das kalte Wasser, wurde untergetaucht und so eisern festgehalten, dass keine Gegenwehr möglich war. In seiner Not sammelte er alle Kräfte, um sich nach hinten zu werfen, aber umsonst. Erst nach einer halben Ewigkeit ließ John los. Spuckend und keuchend tauchte er aus dem Zuber empor.
    John packte ihn fester und rammte ihm das Knie in den Rücken. »Also … warum haben Sie das getan?«
    »Es war nicht meine Idee … meine Schwester ist schuld! Paul ist ihr Sohn! Er sollte alles erben.«
    »Das reicht mir nicht, Blackford.«
    Wieder drückte John den Kopf nach unten. »Wissen Sie, wie sich das anfühlt, Sie Satan?« Er schluchzte beinahe. »Hat es Ihnen Spaß gemacht, ein unschuldiges Kind zu ertränken? Hier! Fühlen Sie selbst, Sie Teufel!«
    Diesmal tauchte er den Kopf tief ins Wasser und hielt ihn endlose Sekunden lang eisern fest. Luftblasen stiegen zur Oberfläche empor und zerplatzten so schnell, dass das Wasser über den Rand des Zubers spritzte. Blackfords Beine zuckten und zappelten über den glitschigen Boden, traten einen Stuhl um, während seine freie Hand nach allem griff, dessen er habhaft werden konnte. Als John endlich seinen Kopf losließ, tauchte er empor und schnappte keuchend nach Luft.
    »Sagen Sie es mir jetzt?« Johns Finger krallten sich noch immer in Blackfords Haar. »Es ging nicht nur ums Erbe. Heraus mit der Sprache! Warum haben Sie es getan?«
    »Ich habe meine Schwester sehr geliebt. Unser Vater hat ihr Leben ruiniert«, stieß er keuchend hervor, während ihm das Wasser aus den Haaren troff und übers Gesicht lief.
    »Das reicht mir nicht!«
    Ein drittes Mal drückte John den Kopf langsam nach unten. Bis auf das verzweifelte Zappeln der Beine war es totenstill im Raum. Er drückte ihn tiefer und tiefer hinunter. »In Ordnung, John!«, stieß Blackford im letzten Moment hervor. Und dann flüsterte er kaum hörbar: »Ich war Agatha verfallen … Ich war ihr Geliebter und hätte alles für sie getan.«
    John fühlte, wie ihm vor Entsetzen das Blut aus den Adern wich. Als sich der Griff seines Peinigers ein wenig lockerte, nutzte Blackford die Gelegenheit und warf sich nach hinten, woraufhin John aus dem Gleichgewicht geriet und auf dem nassen Boden ausglitt. Blackford rollte herum, um nach seinem Gegner zu greifen, aber da war John längst über ihm, packte ihn am Hals und presste ihn mit seinem ganzen Gewicht zu Boden. Blackfords Kopf wurde gegen den Zuber gedrückt, während er nach

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