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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Luft rang und sich seine Finger in panischer Angst in Johns Hände krallten. Aber der ließ sich nicht beirren und drückte unerbittlich zu.
    Für Blackford gab es nur eine letzte Hoffnung. Er tastete nach dem Messer, das er zum Schutz gegen die Verbrecher, die in der Umgebung seiner Klinik herumlungerten, immer im Stiefel bei sich trug. Als seine Fingerspitzen den glatten Griff fühlten, krümmte er sich etwas mehr, bis er den Dolch aus der Scheide lösen konnte. In einer letzten Anstrengung zog er ihn heraus und bohrte ihn mit aller Kraft in die Flanke seines Widersachers.
    John schrie laut auf und hielt sich die Seite, bevor er neben Blackford zu Boden sackte.
    Robert bog den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und rang keuchend nach Luft. Sobald er wieder atmen konnte, tastete seine Hand nach dem Messer. Er musste John erledigen, musste ihm die Kehle aufschlitzen und flüchten.
    Als er die Augen öffnete, fiel ein dunkler Schatten über ihn, und er blickte geradewegs in die Mündung von Frederic Duvoisins Revolver.
    Frederic drehte das Gesicht zur Seite und zog den Abzug durch. Ein Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Erst dann sah Frederic auf die furchtbare Szene hinunter, warf seinen Stock zur Seite und sank neben John auf die Knie.
    »Komm, John! Steh auf!« Frederic stieß ihn an. »Wir müssen verschwinden! Sofort!«
    »Vater …« Stöhnend kam John auf die Knie.
    Inzwischen roch es ekelerregend nach frischem Blut. Rasch schlang Frederic seinen Arm um Johns Mitte, kämpfte sich auf die Füße und zog John mit sich.
    Jemand schrie. Frederic sah auf, während er die Pistole in den Falten seines Mantels verschwinden ließ. Eine junge Frau stand unter der Tür und starrte sie an. »Mörder!«, schrie sie. »Mörder! Polizei!«
    Zusammen mit seinem Sohn humpelte Frederic direkt auf sie zu. »Gehen Sie aus dem Weg!«, herrschte er sie an. Als sie nicht gehorchte, richtete er die Waffe auf sie. Hastig gab sie den Weg frei, schrie aber hinter ihnen her. Unten im dunklen Treppenhaus waren weitere Stimmen zu hören.
    Frederic zwang sich zur Ruhe. »Hör zu, John, wir müssen jetzt die Treppe hinuntergehen. Hilf mir.« Mit zitternder Hand ließ er ihn los. Dann sah er, dass seine Hand blutig war.
    John umklammerte das Geländer und begann den Abstieg. Ein bohrender Schmerz, der in Brust und Bein ausstrahlte, brachte ihn beinahe um.
    Frederic folgte ihm mit gezogenem Revolver.
    Die ersten beiden Treppen schaffte John, indem er möglichst flach atmete, um dem Schmerz die Spitze zu nehmen. Aber auf den ersten Stufen der letzten Treppe gaben seine Knie nach. Er stürzte die Stufen hinunter und blieb am Fuß der Treppe liegen.
    Frederic rannte ihm nach, so schnell er konnte. Als er den unteren Flur erreichte, öffnete die Hauswirtin einen Spaltbreit die Tür. Frederic beugte ein Knie, doch als zwei Männer näher kamen, erhob er sich sofort wieder. Er zückte die Pistole. »Steh auf, John!«, brüllte er, während er die beiden mit der Pistole auf Abstand hielt. »Du musst aufstehen!«
    Der Befehl seines Vaters hallte wie durch einen Tunnel an Johns Ohr. Obgleich ihm beinahe die Sinne schwanden, zog er sich am Geländer in die Höhe.
    Wieder legte Frederic den Arm um ihn, und John stützte sich so schwer auf seinen Vater, dass dieser fast sein ganzes Gewicht tragen musste. Schwankend legten sie den Weg bis zur Haustür zurück und weiter hinaus auf die Straße.
    Zum Glück wartete der Mietwagen noch vor der Tür, da Frederic dem Fahrer den doppelten Lohn für den Rückweg versprochen hatte. Er schob seinen Sohn hinein, ließ sich auf den gegenüberliegenden Sitz fallen und befahl dem Fahrer, sich zu beeilen. Der alte Mann trieb die Pferde zu einem flotten Trab. Als sie einige Straßen weiter um die Ecke bogen, kamen ihnen zwei berittene Polizisten entgegen, die offenbar auf das Reihenhaus zusteuerten.
    John stöhnte, und sein Kopf sank zurück. Frederic rutschte auf die andere Seite hinüber und nahm seinen Sohn in die Arme. John kippte ruckartig nach vorn, aber gleich darauf brach er auf dem Schoß seines Vaters zusammen und zitterte unkontrollierbar. Seine Kleidung war von Blut durchweicht.
    »Halte durch, John«, flüsterte Frederic beschwörend und hüllte ihn in seinen Mantel. Seine Angst wuchs. »Wie konnte er das nur tun, Vater?« Tränen schwangen in Johns Stimme mit, und sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Wie konnte er meinen kleinen Sohn töten?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Frederic und

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