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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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zog seinen Mantel noch enger um ihn. »Ich weiß es nicht.«
    »Ist er tot?«
    »Ja, er ist tot.«
    John sah zu seinem Vater auf. Er hatte die Antwort nicht gehört, weil die Welt um ihn herum ständig verschwamm. »Ist er tot?«
    »Ja, John. Er ist tot.«
    John schloss die Augen. »Charmaine …«
    »Halte durch, John. Halte einfach nur durch. Es wird alles gut. Ich rufe einen Arzt.« Wie versteinert starrte er auf das Blut an seinen Händen, auf seinen blutigen Mantel, und hatte Angst, dass sein Sohn in seinen Armen sterben könnte.
    Als der Wagen vor dem Stadthaus hielt, wollte der Fahrer ins Innere des Wagens blicken. Aber Frederic wusste das zu verhindern.
    Michael hatte den Wagen gehört und kam heraus. Er war vor zehn Minuten zurückgekommen, da die Praxis um diese Zeit geschlossen war. Frederic war bereits ausgestiegen, und sein Blick bedeutete Michael, den Mund zu halten.
    Wie ausgemacht drückte Frederic dem Fahrer den doppelten Lohn in die Hand. »Wenn Sie den Mund halten, bekommen Sie morgen noch einmal das Doppelte.« Der Mann nickte nur und wartete, bis Frederic und Michael den bewusstlosen John aus dem Wagen gehoben hatten. Sie legten seine Arme über ihre Schultern und schleppten ihn gemeinsam hinauf in sein Schlafzimmer.
    »Was ist geschehen?« Angesichts des blutdurchtränkten Mantels war Michael sehr besorgt, aber wirklich entsetzt war er, als Frederic John den Mantel auszog und das blutige Hemd zum Vorschein kam.
    »Es hat ein Handgemenge gegeben.« Frederic riss das Hemd auf und presste ein Taschentuch auf die Wunde. »Blackford hat ihn mit dem Messer verletzt.«
    »Lebt er noch?« Besorgt legte Michael die flache Hand auf Johns Brustkorb, um den Herzschlag zu fühlen.
    »Ja, aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Er braucht unbedingt einen Arzt, damit er nicht verblutet. Ich mache mich sofort auf die Suche. Schließen Sie die Tür hinter mir ab und löschen Sie die Lampen.«
    »Warum denn das?«
    »Blackford ist tot. Es gab Zeugen. Die Polizei wird nach uns suchen.«
    Voller Abscheu sah Michael ihn an. »Hat John …«
    »Nein. Ich habe es getan.«
    Sie erstarrten, als es an der Haustür klopfte.
    »Verdammt!« Auf Zehenspitzen trat Frederic ans Fenster. Zu seiner Erleichterung erkannte er eine Frau, die im Regen auf Einlass wartete. »Vermutlich nur eine neugierige Nachbarin. Können Sie die Frau abwimmeln, Michael?«
    Michael eilte nach unten. Gütiger Gott, wie bin ich nur da hineingeraten? Einem Mörder zu helfen? Welche Lügen muss ich mir jetzt ausdenken? Er schloss die Augen und sprach ein stilles Gebet. Dann öffnete er die Tür … und staunte nicht schlecht, als er eine Frau erblickte, die er aus Richmond kannte. Als John vor ungefähr drei Jahren sie und ihre Familie nach New York mitnahm, hatten sie sich kennengelernt. » Lily? «
    »Father Andrews? Was machen Sie denn hier?«
    »Kommen Sie herein. Kommen Sie. Rasch.« Mit einladender Geste trat er zur Seite und bat sie ins Haus.
    »Wo ist John?« Lily war beunruhigt, als sie merkte, wie bleich und nervös der Priester war.
    »Er wurde verletzt.«
    » Verletzt? « Erschrocken sah sie Michael an. »Wie denn? Wo ist er?«
    »Oben.«
    Lily stürmte die Treppe hinauf und in Johns Schlafzimmer, wo sie mit Frederic zusammenstieß. Er hielt sie am Arm fest. »Wer sind Sie?«, fragte er, während sie verzweifelt zu John hinübersah.
    Michael folgte ihr.
    »Himmel, lassen Sie mich doch los!«
    »Wer sind Sie?«, wiederholte Frederic.
    »Eine Freundin!« Sie machte sich los. »John hat mich aus Virginia hierher nach New York gebracht. Und wer sind Sie?«
    »Sein Vater.«
    Überrascht sah sie ihn an, und als er sie losließ, trat sie sofort zum Bett und ergriff Johns kalte Hand. »John! Mein Gott, John, kannst du mich hören?« Sie hob die Hand an ihre Lippen und küsste sie. »Guter Gott!« Sie strich ihm das Haar aus der Stirn. »So viel Blut! Wach auf, John! Bitte!«
    Sie sah sich kurz über die Schulter um. »Er ist völlig durchweicht. Wir müssen ihm die Sachen ausziehen und ihn wärmen. Und das viele Blut … dieses Taschentuch nützt nichts!« Sie fing an, ihm das Hemd auszuziehen. »Holen Sie saubere Handtücher.«
    »Sofort, Miss.« Frederic wunderte sich darüber, wie sie sich benahm. Offenbar waren John und sie mehr als nur Freunde. »Kennen Sie einen Arzt, der uns helfen kann? Er muss sofort kommen, aber wir kennen die Stadt nicht gut genug …«
    »Ja, ich kenne einen.«
    »Könnten Sie ihn noch heute Nacht herbringen?«
    »Ich

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