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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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schlich Yvette vorsichtig näher und huschte im letzten Moment blitzschnell auf den Balkon, um den »Geist« zu überraschen. Aber da war niemand.
    Als sie wieder hineingehen wollte, ließ ein Geräusch sie herumfahren. Vorsichtig spähte sie über die Balustrade und sah gerade noch, wie sich die Außentür der Kapelle schloss. Ein dumpfes Geräusch bestätigte ihr, dass sie keine Gespenster gesehen hatte. Irgendjemand war in den Besitz eingebrochen, doch was genau hatte dieser Jemand mitten in der Nacht in der Kapelle zu suchen?
    Mit entschlossenem Schritt durchquerten Giovanni und Ryan die Kapelle. Bisher war ihre Flucht ohne Zwischenfall verlaufen, und bald würden sie vom Meer aus den Sonnenaufgang beobachten. Ryan hob die Laterne in die Höhe, während Benito an den Altar trat. Kelch und Ziborium standen wieder auf dem Altar, aber keiner hatte sie ins Tabernakel eingeschlossen. Ein gutes Zeichen … denn den Schlüssel zum Tabernakel besaß nur er allein. Idioten, dass sie ihn nicht von mir verlangt haben! Er steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete den Schrein. Die Schmuckstücke und Münzen, um die er Agatha erleichtert hatte, waren unberührt. Er wog den schweren Beutel in der Hand, bevor er ihn sich mit Hilfe des Seils um den Bauch knotete und sorgfältig unter dem Hemd verbarg.
    Misstrauisch kniff Ryan die Lider zusammen. »Ist das alles?«, flüsterte er.
    »Keine Sorge, es ist genug«, versicherte der Priester.
    »Genug für Sie, das kann schon sein«, brummte Ryan, während sein Blick über die steinernen Mauern bis zum Vorraum glitt, durch den sie die Kapelle betreten hatten. Rasch entwickelte er seinen eigenen Plan. »Dies ist ein prächtiges Haus. Da ist sicher noch mehr zu holen.« Dabei deutete er auf die Seitentür, die zum Ballsaal führte. »Bis Sonnenaufgang ist noch Zeit. Kommen Sie, lassen Sie uns sehen, was wir noch mitnehmen können.«
    »Kommt nicht infrage!«, widersprach Giovanni energisch. »Das haben wir oft genug besprochen. Es ist zu gefährlich!«
    » Sie haben das entschieden«, schimpfte Ryan. »Aber jetzt bin ich an der Reihe!«
    »Dann gehen Sie doch. Ich stelle es Ihnen frei. Aber das Boot wartet nicht!«, drohte der Priester.
    »Und wenn ich die Familie aufwecke? Das wollen Sie doch sicher vermeiden, oder nicht?«
    Giovanni zögerte. Dieser John Ryan war mit allen Wassern gewaschen. Er hätte den Vogel schon in der Hütte abknallen sollen, wo der Wald das Geräusch verschluckt hätte. Im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als nachzugeben.
    In seiner Gier versuchte Ryan den Priester umzustimmen. »Da die Hausherren ausgeflogen sind, können wir doch leicht noch mehr erbeuten. Sie kennen das Haus wie Ihre Westentasche. Wo fangen wir an?«
    Im Grunde kein schlechter Gedanke , überlegte Giovanni . Es soll mir recht sein, wenn er noch mehr Schätze stiehlt. Umso reicher werde ich, wenn ich ihn abknalle. »In den Räumen des Hausherrn und der Hausherrin«, flüsterte er und überließ den anderen stillschweigend seinem Triumph.
    »Gehen Sie voran.«
    Im Ballsaal konnte sich Yvette gerade noch rechtzeitig in den Schatten drücken. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass sich die Tür zur Kapelle öffnete, und musste einen Aufschrei unterdrücken. Und dann fielen ihr beinahe die Augen aus dem Kopf, als sie Father Benito erblickte. Um zu erraten, wer der andere war, musste man kein Genie sein. Wenn Charmaine wüsste, dass ihr Vater ins Haus eingedrungen war, wäre sie sicher zu Tode erschrocken.
    Vor dem großen Tor hielt Wade inne. Das mächtige Herrenhaus wurde vom Mond beleuchtet, aber alle Fenster waren dunkel. Er lehnte sich gegen das Gitter und war überrascht, als das Tor nachgab. Normalerweise schlossen die Pferdepfleger das Tor um zehn Uhr ab und öffneten es wieder bei Sonnenaufgang. Seltsam. Offenbar war es heute vergessen worden. Er stieß das Tor auf und ging die Zufahrt entlang.
    Je länger ihre Schwester ausblieb, desto unruhiger wurde Jeannette. Leise schlich sie auf den Balkon und spähte über die Balustrade zur Kapellentür hinüber. Aber dort war alles ruhig. Als sie sich aufrichtete, blieb ihr vor Schreck das Herz stehen. Ein Mann näherte sich dem Haus. Blitzschnell duckte sie sich hinter das Geländer und kroch in ihr Zimmer zurück. Es war an der Zeit, Charmaine zu wecken.
    Yvette folgte den beiden Eindringlingen in sicherer Entfernung durch den Ballsaal und dann weiter durch die Küchenräume bis zur rückwärtigen Treppe für die Bediensteten.

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