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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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über ihren Bauch. »Ich glaube, das ist schon passiert«, murmelte sie fast unhörbar. Sie war unendlich froh, dass Paul sie in der vergangenen Nacht gesucht und mit seinem Antrag ihren Ängsten und den Wutausbrüchen ihres Bruders ein Ende gesetzt hatte.
    Rasch bedeckte er ihre Hand, sodass sich seine dunklen Finger auf ihrer blassbraunen Haut abzeichneten. »Habe ich es mir doch gedacht«, sagte er. Der Gedanke, dass schon ihre erste leidenschaftliche Umarmung sie untrennbar miteinander verbunden hatte, entfachte seine Lust aufs Neue. Seine Hand glitt über ihren Bauch und streichelte sie zwischen ihren Schenkeln. Als ihr ein lustvolles Stöhnen entfuhr, war es um seine Beherrschung geschehen.
    Während John die schlafende Charmaine umschlungen hielt, dachte er an das Wunder, das ihn wieder nach Hause gebracht hatte. Ohne Schwierigkeiten fand er an den strahlend hellen, unwirklichen Ort zurück, wo ihn seine Mutter, Colette und Pierre umarmt hatten. In Gedanken war er wieder im Paradies, hielt seine verlorene Familie umschlungen … seinen Sohn und die Frau, die seine Frau hätte werden sollen.
    Tod … Die Lösung war so einfach.
    »John«, hauchte Colette, als er seine Umarmung ein wenig lockerte, »wie geht es deinem Vater?«
    Der Friede, der ihn gerade noch umfangen hatte, war dahin. »Meinem Vater?«
    »Er weint. Er betet für dich. Er will nicht, dass du stirbst.«
    »Warum müssen wir über meinen Vater reden, wenn ich doch hier bin? Ich kann jetzt auf dich aufpassen.«
    »Das hast du getan«, hauchte sie. »Agatha und Robert …«
    »… sind fort, und wir sind endlich vereint. Mit unserem Sohn.«
    »Aber das ist uns nicht bestimmt, John«, erwiderte sie bekümmert. »Frederic ist ein Teil von mir. Ich gehöre zu ihm, und er gehört zu mir.« Sie hob seine Hand an ihre Lippen und küsste sie zärtlich. »Du musst zurückkehren und dich mit deinem Vater versöhnen.«
    »Ich verstehe kein Wort …«
    »Frederic wollte dir niemals wehtun. Er liebt dich von Herzen. Hörst du denn nicht, wie er um dich weint?« Sie sah ihn traurig an … da konnte er ihn hören. »Charmaine liebt meine Kinder so sehr … und sie liebt dich. Sie braucht dich so nötig, wie Frederic mich braucht. Das hast du schon immer gewusst, nicht wahr?«
    Die blauen und blonden Farbtöne verschwammen zu einem hellen Braun, als seine Mutter ihn lächelnd ansah. Pierre war plötzlich nicht mehr auf seinem Arm, sondern schmiegte sich an Elizabeth. Hinter sich hörte John ein Baby schreien. »Du gehörst nicht hierher, John«, sagte Elizabeth. »Geh zurück. Geh zu deinem Vater und sag ihm, dass ich ihn liebe. Sag ihm auch, dass du ihn liebst. Geh nach Hause zu deiner hübschen kleinen Tochter, geh zurück zu Charmaine. Sie liebt dich so sehr …«
    Wieder schrie das Baby. Sein Vater sagte etwas zu ihm. Er flehte um Gottes Segen, und John spürte seinen Schmerz. Er wollte ihn trösten, seine Qualen lindern. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, und er musste tief atmen, um den Krampf zu lösen. Plötzlich sehnte er sich danach, Charmaine im Arm zu halten. Wenn er zu seinem Vater zurückkehrte, konnte er auch Charmaine wieder umarmen …
    Er kehrte dem Licht den Rücken zu … und fand sich an der Decke seines Zimmers wieder. Sein Vater beugte sich noch immer über sein Bett. Ein Priester murmelte Gebete. Es war Michael. John sah sich noch einmal um, doch das Licht verblasste, je länger er hinsah. Dann wanderte sein Blick zum Fußende des Betts. Die Frau, die dort stand, sah aus wie Charmaine … Es war Marie. Sie lächelte und winkte. Er streckte die Hand nach ihr aus. Er besaß so viel, wofür es sich zu leben lohnte. Er wollte um sein Leben kämpfen.
    Dann war er wieder in seinem Bett und schlief. Noch einige Augenblicke lang schwelgte er in dem friedvollen Gefühl, dass sein Sohn sicher und glücklich in den Armen seiner Mutter geborgen war. Als seine Lider zitterten und sich schließlich öffneten, sah er die Erleichterung und Freude seines Vaters. Als Frederic seine Hand umschloss, fühlte John sich getröstet. »Vater …«, stöhnte er nur, bevor ihm die Augen zufielen. Er war froh, dass er sich für das Leben entschieden hatte.
    Wenn er heute Nacht an diese unglaubliche Erfahrung zurückdachte, während seine Frau in seinen Armen schlief und seine kleine Tochter geborgen in der Wiege lag, so wusste er, dass ihn nur dieses »Wunder« nach Hause zurückgebracht hatte. Elizabeth und Colette und sogar Marie hatten ihn zu Charmaine

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