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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Eilig hob Mercedes das teure Etwas auf und errötete verlegen, als Paul und Stephen sich nach ihr umdrehten. »Lass dir vom Butler mein Zimmer zeigen, und bringe die restlichen Sachen nach oben.«
    »Wer ist das, Mademoiselle?«
    »Vermutlich Mrs London.«
    Yvette zog eine Grimasse. »Zum Glück ist Johnny nicht da!«
    Charmaine schmunzelte.
    Wieder hörten sie Geräusche auf dem Flur. Travis trug gerade die ersten beiden Koffer in Johns Zimmer. »Was machen Sie da, Mr Thornfield?«, rief Charmaine aufgebracht, als er mit leeren Händen zurückkehrte.
    »Ich bringe Mrs Londons Gepäck in ihr Zimmer, Miss. Warum fragen Sie?«
    »Weil es das falsche Zimmer ist.«
    »Master Paul hat Anweisung gegeben, wohin ich die Sachen bringen soll, Miss Ryan.«
    Aber Charmaine ließ nicht locker. »Dann bringen Sie die Sachen eben in ein anderes Zimmer. Nur eine oder zwei Türen weiter.«
    »Wie bitte?«
    In diesem Augenblick kamen Anne London und Paul die Treppe herauf. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Paul.
    »Miss Ryan meint, dass ich das Gepäck ins falsche Zimmer bringe.«
    Fragend sah Paul Charmaine an, und Annes Blick folgte dem seinen.
    Als Mrs London verächtlich das Näschen rümpfte, wusste Charmaine, was sie dachte: Dies ist also die Gouvernante. Miss Ryan, die Tochter eines Mörders …
    »Darf ich Sie kurz unter vier Augen sprechen, Paul?«, sagte sie und freute sich über Annes entsetztes Gesicht, als sie Paul mit seinem Vornamen ansprach. »Es dauert nur eine Sekunde.«
    Paul schien den Blickwechsel nicht bemerkt zu haben. Mit höflichem Lächeln entschuldigte er sich bei Mrs London und folgte Charmaine ins Kinderzimmer.
    »Dies sind Johns Räume«, sagte Charmaine vorwurfsvoll, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Mrs London sollte besser in einem der Gästezimmer wohnen.«
    Paul war verwirrt und begriff überhaupt nichts. »Und welchen Unterschied macht das?«
    »Ich bitte Sie lediglich, die Räume Ihres Bruders zu respektieren. Beim letzten Mal hatte man mich in seinem Zimmer einquartiert, aber das sollte sich nicht wiederholen. Es gehört sich einfach nicht.«
    »Aber John ist doch gar nicht da. Außerdem glaube ich nicht, dass es ihn stören …«
    »Aber mich stört es.« Sie ließ den Einwurf nicht gelten. »Und was, wenn er zu Ihrem Fest kommt?«
    »Das ist eher unwahrscheinlich«, gab Paul zurück, doch Charmaines enttäuschtes Gesicht ließ ihm keine Ruhe. Er rieb seinen Nacken. »Also gut.«
    Dann ging er in den Flur und gab Travis Anweisung, die Koffer in die benachbarten Räume zu bringen. »Die Kinder sind nämlich schon früh auf den Beinen, liebe Anne«, erklärte er gewandt. »Mit etwas Abstand zu ihnen lebt es sich deutlich ruhiger.«
    »Wie rücksichtsvoll.« Mit erzwungenem Lächeln sah Anne London zu der Gouvernante hinüber.
    Charmaine und die Zwillinge blieben an der weit geöffneten Tür zu Mrs Londons Zimmer stehen. »Möchten Sie uns nicht beim Lunch Gesellschaft leisten?«
    Die junge Frau vor dem Schrank drehte sich um. »Zuerst muss ich noch die Kleider auspacken.«
    »Aber es ist schon spät. Sie müssen halb verhungert sein. Können Sie nicht nach dem Lunch fertig auspacken?«
    »Ich mache es lieber gleich. Mrs London wird sonst wütend … ich meine, sie mag es nicht, wenn ihre Sachen zerknittert sind.«
    »Na gut, dann helfen wir Ihnen eben, damit Sie mit uns essen können. Na los, Mädchen.«
    Charmaine betrat das Zimmer, und die Zwillinge folgten ihr. »Ich bin Charmaine Ryan, die Gouvernante von Yvette und Jeannette«, stellte sie alle vor und streckte Mrs Londons Zofe die Hand entgegen. »Willkommen im Haus der Duvoisins.«
    »Ich bin Mercedes Wells. Welch nette Begrüßung!« Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft lächelte die junge Frau, und Charmaine wusste, dass sie eine Freundin gewonnen hatte.
    Donnerstag, 1. März 1838
    George saß im Lehnstuhl und hatte, wie schon an den beiden letzten Abenden, nur Augen für Mercedes. Paul hatte Mrs Londons Zofe aufgefordert, der Familie nach dem Dinner Gesellschaft zu leisten. George war überglücklich, auch wenn er Mercedes nur von fern bewundern durfte. Außerdem nagten noch die Worte an ihm, die er zuvor mit Paul an der Sägemühle gewechselt hatte.
    »Die nicht, Paul … von der lässt du die Finger.«
    Fragend hatte Paul ihn angesehen. »Was meinst du?«
    »Das weißt du genau … Miss Wells aufzufordern, sich nach dem Dinner zur Familie zu gesellen!«
    »Aber Charmaine und Miss Wells haben sich ein wenig

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