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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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entflohene Sklaven. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie sich im Schutz der Dunkelheit hier in der Gegend herumtreiben.«
    Mit unbewegter Miene hörte John dem Mann zu. Als er nicht gleich reagierte, trat ein anderer vor und reichte John einen Zeitungsausschnitt. »Ein kräftiger Nigger und seine Frau. Vor zwei Nächten wurden sie dreißig Meilen südlich von hier gesichtet. Sehen Sie sich den Mann genau an, Mr Duvoisin. Ich wüsste gern, ob Sie einen Nigger gesehen haben, auf den die Beschreibung passt.«
    Auf die Flüchtigen war eine Belohnung von hundertfünfzig Dollar ausgesetzt. Außerdem war das Datum der Flucht und der Staat vermerkt, aus dem sie geflohen waren, und der Name des Besitzers. Die Belohnung stieg mit der Entfernung, in der die Sklaven aufgegriffen wurden.
    John zuckte die Schultern. »Für mich sehen sie alle gleich aus.« Er reichte den Zeitungsausschnitt an Michael weiter.
    Die Männer murmelten beifällig, doch ihr Anführer blieb hart. »Uns ist bekannt, dass Sie Ihre Sklaven freigelassen haben und dass sie gegen Entlohnung für Sie arbeiten. Es drohen Ihnen harte Strafen, falls Ihre Nigger fremdes Eigentum verstecken. Am besten reden Sie mit ihnen.«
    »Die Männer und Frauen auf dieser Plantage sind nicht dumm, Mr …« Er wartete geduldig auf den Namen.
    »Reynolds.«
    »Mr Reynolds.« John nickte dem Mann zu. »Meine Leute würden sofort ihre Arbeit verlieren. Im Gegensatz zu den Yankees werfe ich dem Süden nicht vor, dass er die Sklaverei noch immer duldet. Schließlich wurde das Vermögen meiner Familie hier im Süden begründet. Dass ich meine Sklaven freigelassen habe, war eine rein geschäftliche Entscheidung. Meiner Meinung nach arbeiten Menschen härter, wenn sie dafür entlohnt werden. Ich brauche keine Peitsche und muss auch keine kostspieligen Prämienjäger engagieren. Meine Arbeiter laufen mir nicht davon.«
    Misstrauisch beäugten ihn die Männer, doch sie konnten dem nichts entgegenhalten.
    »Trotzdem würden wir uns gern die Hütten ansehen.«
    »Wie Sie wünschen.«
    John trat von der Veranda hinunter und führte die Männer zu den bescheidenen Hütten hinter dem großen Haus. Als sie an Stuarts Hütte vorbeigingen, kam dieser heraus und nickte ihnen zu. »Mein Verwalter«, sagte John.
    Angesichts der Fremden hörten die Kinder auf zu spielen. John ging auf eine der Hütten zu und klopfte. Brian öffnete sofort, was nur heißen konnte, dass er sie durchs Fenster beobachtet hatte.
    »Brian, diese Männer suchen nach zwei geflohenen Sklaven aus North Carolina. Vor zwei Nächten hat man sie südlich von hier gesehen. Ist das so weit richtig, Gentlemen?« Sie nickten. »Haben Sie oder sonst jemand die beiden zu Gesicht bekommen?«
    »Nein, Sir.«
    »Leider reicht in diesem Fall Ihr Wort nicht. Ich fürchte, die Gentlemen werden nicht ruhen, bevor sie nicht Ihre Hütte durchsucht haben.«
    Zustimmendes Gemurmel.
    »Ja, Sir.« Brian trat zur Seite und ließ zwei der Männer eintreten.
    Die anderen teilten sich paarweise auf und durchsuchten eine Hütte nach der anderen. Als sie mit leeren Händen zurückkamen, drehte sich Reynolds zu John um. »Wir bedauern die Störung, Mr Duvoisin.«
    John lächelte nur. »Keine Ursache. Ich werde auf jeden Fall die Augen offen halten.«
    Dann begleitete er die Männer zu ihren Pferden und ging zurück auf die Veranda. Während er ihnen nachsah, rieb er sich nachdenklich den Nacken. Als sie außer Sichtweite waren, kam Michael aus dem Haus. »Sind sie fort?«, fragte er besorgt.
    Den Zeitungsausschnitt hielt er noch immer in der Hand.
    »Ja. Darf ich den Ausschnitt haben? Ich sammle sie nämlich als Erinnerung an meine Arbeit und als Mahnung.«
    Michael gab ihm den Ausschnitt, und John sagte: »Dann wollen wir mal sehen, ob sie es letzte Nacht bis nach Freedom geschafft haben.«
    Michael lachte in sich hinein, während sie zu den Hütten zurückgingen. Mit erleichtertem Lächeln kam ihnen Stuart entgegen.
    »Also sind sie hier?«, fragte John.
    »Ja, seit der Morgendämmerung. Ich wusste allerdings nicht, dass Sie zu Hause waren.«
    »Es ist ja nichts passiert«, beruhigte ihn John. »Sie haben wahrlich einen Glückstag erwischt. Da sie nur zu zweit sind, kann Father Michael sie gleich morgen früh mit seinem Wagen ins Waisenhaus mitnehmen.«
    Michael nickte. Demnach musste er doch hier übernachten.
    Zusammen schoben sie die schwere Kiste über zwei losen Dielenbrettern zur Seite, damit das Paar aus dem niedrigen Versteck unter Stuarts

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