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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Doch ein Blick in sein Gesicht sagte ihr, dass er es ernst meinte. Mit einem Freudenschrei warf sie sich in seine Arme. »Aber natürlich will ich dich!« Er hob sie hoch und wirbelte sie herum, und als er sie absetzte, zitterte sie am ganzen Körper, und ihre Wangen waren tränennass.
    Zusammen betraten sie die Kapelle, wo Father Benito eine festliche Messe für die zahlreichen Gäste vorbereitete. John fasste Charmaine an der Hand und führte sie zum Altar. Als er den Grund ihres Kommens erklärte, widersprach der Priester sofort. Während der Fastenzeit könne er das Sakrament der Ehe nicht spenden. »Heute ist Passionssonntag. Das ist ganz unmöglich. Das nächste Problem ist die Beichte«, fuhr er fort. Bevor er weitersprechen konnte, wedelte ihm John mit einem Bündel Zehn-Dollar-Noten vor der Nase herum. Charmaine konnte kaum glauben, wie schnell der Priester zugriff, sich wortlos bekreuzigte und ihnen die Absolution erteilte.
    In diesem Moment betraten Mercedes und George die Kapelle.
    »Unsere Trauzeugen, my charm «, erklärte John.
    Keine fünf Minuten später hatten sie das Eheversprechen abgelegt und waren Mann und Frau. Charmaine meinte zu träumen.
    »Und was machen wir jetzt, my charm ?«, fragte John. »Die Messe beginnt erst in einer Stunde. Wir können uns doch nicht in alle Ewigkeit verstecken.«
    »Stimmt. Wahrscheinlich suchen auch die Mädchen noch immer nach mir.«
    »Warum gehst du nicht einfach ins Kinderzimmer, als ob nichts gewesen wäre?«, schlug John vor. Am liebsten hätte er sie natürlich in sein Zimmer mitgenommen, doch das musste bis zum Abend warten.
    Auf dem Weg nach oben begegneten sie vereinzelten Gästen, die müde und unausgeschlafen umherirrten und keine Notiz von ihnen nahmen. Charmaine seufzte erleichtert, als sie den Flur vor dem Kinderzimmer erreichten. Hoffentlich musste sie Paul nicht so bald von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Doch genau in diesem Augenblick öffnete sich wie auf ein Stichwort seine Zimmertür.
    »Also hast du sie gefunden?«, sagte er.
    Charmaine fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Paul musterte sie abschätzend von Kopf bis Fuß, als ob er nach irgendwelchen Geheimnissen suchte. Sie fühlte sich schrecklich unbehaglich.
    »Und zwar genau dort, wo ich vermutet habe«, antwortete John. »Sie hat in der Kapelle gebetet.«
    Yvettes Stimme schallte durchs Treppenhaus. »Da sind Sie ja! Jeannette und ich haben Sie überall gesucht.«
    »Wo waren Sie denn, Mademoiselle?«, fragte Jeannette. »Wir haben überall nach Ihnen gesucht.«
    Charmaine sah von einem zum anderen und reagierte schnell auf Pauls prüfenden Blick. »Nach all der Aufregung konnte ich nicht schlafen.«
    »Soll das heißen, dass Sie gar nicht im Bett waren?«, fragte er ungläubig.
    Zu Johns Überraschung sah sie Paul geradewegs an. »Ich habe mich über etwas aufgeregt, das ich nachts vom Balkon aus gesehen habe.«
    Paul schien beeindruckt.
    Yvette war neugierig. »Und was war das?«
    »Nichts Wichtiges.« Charmaine ermahnte die Mädchen, dass sie sich zur Messe ankleiden mussten.
    Wenig später betrat sie die Kapelle ein zweites Mal, aber diesmal mit Yvette und Jeannette an der Hand. Außer ihnen war noch niemand da.
    Nachdem sie ihre Gebete gesprochen hatten, erschien John. Yvette sah ihn als Erste. »Was machst du denn hier?«, flüsterte sie, als er Jeannette über seinen Schoß hinweg auf die andere Seite hob, damit er neben Charmaine sitzen konnte.
    Er zwinkerte ihr zu. »Ich besuche die Messe.«
    Charmaine staunte nicht schlecht. Vorhin hatte er sich verabschiedet, um zu baden und sich zu rasieren, und sie hatte erwartet, dass sie ihn erst beim Frühstück wiedersehen würde. Strahlend vor Stolz sah sie ihn an, weil er hier an ihrer Seite saß. Im Gegenzug hob er ihre Fingerspitzen an seine Lippen und küsste sie. Die Zwillinge warfen sich vielsagende Blicke zu und kicherten.
    Charmaine konnte nur raten, was die anderen Mitglieder der Familie dachten, als sie John in der Kirchenbank sitzen sahen. Bescheiden hielt sie den Kopf gesenkt, doch John nickte allen freundlich zu, sobald sie in seine Richtung sahen. Frederic zog eine Braue in die Höhe, und Agatha runzelte die Stirn. Anne reckte die Nase in die Luft, Rose lächelte wissend, und Paul schmollte.
    Als Father Benito vor den Altar trat, erhoben sich alle Anwesenden. »Diese Messe ist auf Bitten von Frederic Duvoisin und seiner Kinder dem Gedenken an Colette Duvoisin gewidmet«, erklärte er nach dem

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