Die Macht der verlorenen Zeit: Roman
Fall meines Todes stützen kannst. Schließlich müssen wir auch an Elizabeth denken.«
»Ich muss mich auf nichts stützen, Vater. Ich kann selbst für Agatha und mich sorgen. Aber wenn du dir um Elizabeth Gedanken machst, solltest du vielleicht sie mit Mr Duvoisin verheiraten. Es ist nicht zu übersehen, dass er von ihr angetan ist und sie auch von ihm.«
Als sein Vater schwieg, wusste Robert, dass auch ihm die Zuneigung zwischen den beiden nicht entgangen war. In diesem Moment verfiel er auf den Gedanken, die Hochzeit von Agatha und Frederic zu hintertreiben.
Nachdem das Datum festgesetzt war, lud Frederic die Familie ein, damit sie das Paradies kennenlernen konnte, wo Agatha in Zukunft leben würde. Sie waren fast fünf Monate unterwegs und verbrachten auch vierzehn Tage auf Charmantes. Agatha schwänzelte ständig um Frederic herum, der eifrig seine Rolle als zukünftiger Bräutigam spielte, nicht von ihrer Seite wich und aufmerksam jedem ihrer Worte lauschte.
Aber Robert beobachtete auch, wie Frederic Elizabeth ansah und wie seine junge Schwester reagierte. Irgendwann hatte er genug gesehen. In der Nacht vor ihrer Rückreise zur Hochzeit nach England passte Robert Elizabeth ab, als sie allein im Garten saß. Fast eine ganze Woche lang hatte er sich sorgfältig zurechtgelegt, was er sagen wollte. Letztlich machte ihm Frederic die Sache leicht, indem er erklärte, dass er nicht mit ihnen zurückfahren könne, da ihn Geschäfte nach Virginia und New York riefen und er mit einem anderen Schiff nachkommen wolle.
»Oh, Robert«, seufzte Elizabeth, als sie ihren Bruder kommen sah, »ich werde Charmantes vermissen! Die Insel ist so ganz anders als unser verregnetes England.«
»Bedauerst du, dass wir abreisen müssen oder dass Frederic uns nicht begleiten kann?«
»Weshalb fragst du mich das?«
»Ist das nicht offensichtlich? Du bist doch in ihn verliebt.«
Als sie verlegen hin und her rutschte, fuhr er fort: »Ich denke, dass es Frederic ebenso geht. Und du denkst das auch, nicht wahr?«
»Aber er liebt Agatha und wird sie heiraten!«
»Wahrlich eine Schande!«
»Was meinst du damit?«
»Agatha liebt ihn nicht. Sie heiratet ihn nur wegen Vater und um der geschäftlichen Verbindungen willen, die ihm diese Heirat eröffnet.«
»Du irrst dich«, widersprach Elizabeth. »Agatha liebt Frederic wirklich. Ich habe die beiden doch beobachtet. Sie hängt an jedem Wort, das aus seinem Mund kommt.«
»Wie eine gute Frau das auch tun sollte«, bemerkte er bitter.
Mit fragendem Blick sah Elizabeth ihn an, was seine Eifersucht noch anstachelte und ihm die nötige Kaltblütigkeit verlieh, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. »Sie hat mir selbst gesagt, dass sie ihn nicht liebt. Im Grunde möchte sie nicht einmal heiraten.«
Elizabeth schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben.«
Sein Zorn wuchs. Soll sie doch wissen, wie sich das anfühlt! Lass die Axt fallen! »Sieh doch dich an, Elizabeth! Du bist in Frederic verliebt und möchtest nicht wegfahren – und trotzdem bringen sie dich nach Hause, um dich mit diesem Fatzke Henry Davenport zu verheiraten.«
» Wie bitte? « Elizabeth erbleichte, und Robert jubelte innerlich. Offenbar verursachte ihr schon der Gedanke an diesen schrecklichen Menschen Übelkeit. Sie packte die Bank, als ob sie die Welt anhalten wollte. Kahlköpfig, fett und dreimal so alt wie sie! Henry Davenport hatte mehrmals um Elizabeths Hand angehalten, aber selbst Robert senior hatte sich vor ihm geekelt.
»Genauso ist es«, fuhr Robert fort und trieb damit den letzten Nagel in Elizabeths Sarg. Er kannte seine Schwester. Sie war sehr impulsiv und würde sich ihren Weg in die Freiheit schon suchen. »Am Vorabend unserer Abreise hat er Vater im Pub überredet, und Vater hat nachgegeben.«
Elizabeth schlug die Hand vor den Mund. »Das würde Vater niemals tun! Er weiß, dass ich diesen Mann verabscheue!«
»Das mag schon sein, aber Mr Davenport hat Mutter für seine Idee gewonnen, und die hat die Sache nicht ruhen lassen. Irgendwann konnte Vater das Genörgel nicht mehr hören und hat nachgegeben. Schade, dass ihr euch nicht versteht. Da Agatha nicht mehr lange zu Hause ist, will sie dich auch möglichst bald loswerden.«
»Nun gut.« Trotzig hob Elisabeth das Kinn. »Dann werde ich eben mit Vater sprechen und ihn …«
»Und wenn deine Bitte auf taube Ohren stößt? Vater muss mit dieser Frau leben. Letztlich setzt Mutter immer ihren Kopf durch.«
Langsam begriff Elizabeth die ganze
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