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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Mutter ist.«
    »Das ist nicht dein Ernst!« John lachte ungläubig, aber durch Frederics Bestätigung ergab der Irrsinn einen Sinn. Agatha hatte Paul als ihren Sohn stets bevorzugt.
    »Ich kannte Agatha lange vor deiner Mutter. Ich habe ihr Treue geschworen, und dann haben wir uns geliebt. Für Agatha war es Liebe, aber für mich gab es eher geschäftliche Gründe. Dann habe ich deine Mutter kennengelernt und zum ersten Mal in meinem Leben erfahren, was Liebe ist. Zu Anfang habe ich mich an den Treueschwur gebunden gefühlt und meine Gefühle für deine Mutter ignoriert. Aber diese Liebe zu opfern war mir unmöglich. Also habe ich die Verlobung mit Agatha gelöst und stattdessen Elizabeth geheiratet, obgleich ich wusste, dass Agatha ein Kind von mir erwartete.«
    John war entsetzt. »Kein Wunder, dass sie meine Mutter gehasst hat …«
    »Und dich«, ergänzte Frederic.
    »Also ist Paul doch älter als ich.«
    »Genau drei Monate.«
    Mit einer gewissen Wehmut erzählte Frederic die ganze Geschichte. Als er fertig war, holte John tief Luft. »Warum hast du denn Paul nie die Wahrheit gesagt?«
    »Ich habe mich geschämt.«
    John war erstaunt. In seinen Augen war sein Vater ein verbitterter Mann mit einem harten Herzen. »Und warum hast du mich als deinen Erben eingesetzt?«
    »Weil du ehelich geboren bist, weil du Elizabeths Sohn bist, und weil ich dich, als du älter wurdest, nur so für meine Ablehnung in deiner Kindheit entschädigen konnte.«
    Ungewohnte Worte, dachte John. »Und jetzt weiß Paul Bescheid und ist böse auf dich.«
    »Genau. Aber seinen Gästen zuliebe hat er sich während der Woche zusammengenommen. Der Schaden ist angerichtet, aber früher oder später musste es ja gesagt werden.«
    John nickte. Frederic deutete auf den Papierstapel. »Kannst du die Punkte so akzeptieren?«
    John grinste. »Nicht wirklich, Vater, aber was würde das ändern?«
    Yvette versuchte, das Gekicher im Flur zu überhören. Sie hatte versprochen, artig mit ihrer Schwester im Kinderzimmer zu warten, bis Charmaine oder John sie abholten. Dieser Morgen war der beste seit langem, aber am allerbesten war, dass John und Mademoiselle Charmaine jetzt verheiratet waren. John war nach unten gegangen, um etwas zu erledigen, und Charmaine hielt ein Schläfchen. Yvette saß mit dem Rücken zur Tür, die nur angelehnt war, und starrte geflissentlich in ein Buch. Als im Flur plötzlich jemand übermütig lachte, sah sie kurz zu Jeannette hinüber, doch die saß versunken an ihrem Pult und übte Schönschrift. Leise kroch Yvette auf allen vieren zur Tür und spähte durch den Spalt.
    John griff nach Geoffrey Elliots Verträgen. Er hatte nur einen einzigen unterschrieben. Doch statt sie einfach zu verlängern, hatte Elliot sie neu verfasst, und nun waren sie fehlerhaft.
    In der Halle lief er Travis über den Weg. »Ist Richecourt noch bei meinem Vater?«
    »Nein, Master John. Ihr Vater war allein, als ich gerade bei ihm war.«
    »Na, wunderbar«, brummte John unwirsch. »Dann muss ich ihm wohl oder übel nachreiten, wenn ich ihn noch erwischen will.«
    »Musst du überhaupt nicht, Johnny«, rief Yvette von oben.
    Er ging zur Treppe. »Hast du Mr Richecourt gesehen?«
    »Vielleicht …«
    John seufzte. »Also gut, wie viel?«
    »Zehn Dollar.«
    »Du bist ja verrückt.«
    »Also gut, dann einen.«
    »Das ist es nicht wert.«
    «Oh, doch. Du wirst schon sehen.«
    John neigte den Kopf, als ob er hinter ihrer Stirn lesen wollte. »Na gut … einen Dollar.«
    »Und dazu die fünf, die ich heute früh von Paul bekommen habe. So viel habe ich noch nie an einem einzigen Tag verdient!«
    Erstaunt sah John seine Schwester an, und dann dämmerte ihm, warum Paul sich heute Morgen so seltsam benommen hatte. Im Moment gab es jedoch Wichtigeres. »Also, wo ist er?«
    Yvette verzog die Lippen zu einem Grinsen. »In Felicias Zimmer. Wann bekomme ich mein Geld?«
    John stieß die Tür auf … und erblickte Edward Richecourt auf allen vieren über dem Hausmädchen. Sein blanker Allerwertester ragte aus einem See von Decken, Laken und Kleidungsstücken empor, und seine baumelnde Männlichkeit war allen Blicken preisgegeben. Entsetzt tauchte Richecourt unter die Decken und zog sie bis ans Kinn empor.
    »Heilige Kokosnuss, Pitchfork!«
    »Es ist nicht so … wie Sie denken …«, stotterte der Anwalt mit flammend rotem Gesicht.
    »Es liegt mir fern, irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen.« John grinste. »Für eine rechtliche Beratung kann man so oder so

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