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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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bezahlen. Ah, wusste ich doch, dass ich eines Tages Ihr Horn zu Gesicht bekommen würde, Pitchie.«
    »Ich habe keine Hörner!«
    »Da wird Felicia aber enttäuscht sein.«
    »Es ist unhöflich, einfach so hereinzuplatzen«, brummte Richecourt. »Gibt es etwas Wichtiges?«
    »Ich habe Juniors Verträge gelesen.« John hob die Papiere in die Höhe. »Sie wollen sie vermutlich noch durchsehen, bevor Sie sie weitergeben. Es sind einige Nachbesserungen nötig.«
    »Geben Sie her.« Richecourt streckte den Arm aus.
    »Holen Sie sie doch!«
    Der Anwalt funkelte ihn an. »Legen Sie sie auf die Kommode. Ich sehe sie später durch.«
    »Das geht nicht. Wir müssen noch ein paar Notizen durchsprechen.« John grinste und wedelte herausfordernd mit den Papieren.
    Felicia schmiegte sich eng an Richecourt und kicherte.
    Der Anwalt sah sich suchend nach seinen Kleidern um, doch die lagen auf einem kleinen Haufen neben Johns Füßen. Nach kurzem Zögern schwang Richecourt die haarigen Beine über die Bettkante und packte das Laken. Er zog es so lange mit sich, wie der Stoff reichte, und streckte die Hand aus, aber John hielt die Papiere noch ein Stück weiter nach hinten. Verzweifelt tat der Anwalt noch drei Schritte, wobei das Tuch von ihm abfiel und wabbelige Arme und ein rundes Bäuchlein enthüllte.
    Ungläubig musterte John seine Figur und dann Felicia. »Ganz schön unter Niveau, was du dir da gegen meinen Bruder eingetauscht hast, findest du nicht?«
    »Geben Sie mir die Papiere!«, bellte Edward. Er riss John die Verträge aus der Hand und bedeckte seine Scham damit.
    »Aber, aber, Junior wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass seine Verträge als Feigenblatt dienen, um eine verschrumpelte – ich meine, verbotene – Frucht zu verhüllen.«
    »Hinaus! Hinaus mit Ihnen!«
    Trotz ihres Schläfchens war Charmaine nach dem Dinner so müde, dass ihre Lider brannten. Auch die Zwillinge waren am Ende ihrer Kräfte. Sie scheuchte die Mädchen nach oben, während John, Mercedes und George im Wohnraum Verlobung feierten. Überrascht fuhr sie herum, als plötzlich Paul ins Kinderzimmer trat.
    »Yvette, Jeannette, ich möchte mit Charmaine reden … allein. Und wenn ihr wisst, was gut für euch ist, dann rennt ihr jetzt nicht gleich zu John.«
    Seine finstere Miene jagte den Mädchen Furcht ein. Verstört sahen sie Charmaine an.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte diese. »Bitte wartet nebenan im Spielzimmer auf mich.«
    Charmaine machte sich auf das Schlimmste gefasst, und zugleich freute sie sich darauf, wenn die Aussprache endlich überstanden war.
    »Was ist letzte Nacht geschehen?«, fragte Paul.
    Sein ruhiger Ton überraschte sie. Vielleicht wurde es ja gar nicht so schlimm.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Es ging ihn nichts an, dass sie die Stunden nach dem Ball in den Armen seines Bruders verbracht hatte.
    »Das wissen Sie genau«, donnerte er los. »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung. Ich dachte, dass Sie die ganze Zeit auf einen Heiratsantrag gewartet hätten!«
    Charmaine senkte den Kopf. »Das dachte ich auch.«
    » Dachte? Ja, wussten Sie es denn nicht?« Er ereiferte sich immer mehr. »Sie haben so viele Wochen mit mir verbracht, haben sich von mir küssen lassen und mich in dem Glauben bestärkt, dass Sie mich ebenso begehrten, dass Sie aber aus moralischen Gründen erst mein Versprechen hören wollten, bevor Sie das Bett mit mir teilten. Und was tun Sie? Kaum dass ich mich erklärt habe, heiraten Sie stattdessen meinen Bruder! Wollten Sie mich zum Narren halten? Oder was?«
    »Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen.« Sie hoffte nur, dass ihre Antwort den Graben zwischen den Brüdern nicht noch vergrößerte. »Als ich auf den Balkon ging, habe ich Sie und Anne London unten auf der Wiese gesehen.«
    Paul hielt die Luft an. »Und sofort haben Sie sich in die Arme meines Bruders geflüchtet. War es so?«
    »Nein!« Es war verletzend, wie leichtfertig er über seine Affäre hinwegging und lieber sie beschuldigte.
    Doch Paul war mit der Antwort zufrieden. John hätte sich bestimmt damit gebrüstet, dass er Charmaine erobert hätte. Nein, er hatte lediglich ihre Enttäuschung über den untreuen Verlobten ausgenutzt. »Machen Sie sich nichts vor, Charmaine. John wird Sie niemals glücklich machen.«
    » Aber Sie schon? «
    »Ich war immer ehrlich zu Ihnen. Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut, und Sie haben sich mir so oft verweigert … Die letzte Nacht hat keine Bedeutung.«
    »Wie können Sie das sagen? Wie

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