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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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sich um Fatimas Wunderwerk versammelt hatte.
    »Was meinst du, was sie verlangt?«, murmelte John, als Caroline und ihr Mann außer Hörweite waren. »Ein Schiff, eine Plantage oder Geld?«
    Kichernd drückte Charmaine ihren Mann an sich.
    Während der nächsten Monate ging John seinem Vater unermüdlich zur Hand. Abends speiste die Familie für gewöhnlich gemeinsam und versammelte sich anschließend im Wohnraum, wo John und George den Mädchen das Schachspiel beibrachten, und, nachdem Yvette lange genug gebettelt hatte, auch das Pokern. »Ich verspreche, dass ich nur noch zu Hause spiele«, sagte sie und sah ihren Vater mit ihren blauen Augen so flehentlich an, dass Frederic einfach nachgeben musste. Zur Verwunderung aller benötigten die Mädchen jedoch so gut wie keine Hilfe mehr.
    Zwar wurde Charmaine morgens immer noch übel, aber nicht mehr so schlimm wie zu Beginn ihrer Schwangerschaft. Trotzdem drängte John sie nicht weiter zur Abreise. Charmaine schien mit dem Leben zufrieden zu sein … und zu seiner Überraschung war er es auch. Er genoss die Tage auf der Insel, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Ehe sie sich versahen, wurde aus dem Juli August, und John konnte kaum fassen, wie sehr sich sein Leben in kaum einem Jahr verändert hatte.
    Freitag, 24. August 1838
    Agatha starrte blicklos quer durch ihren hübschen Salon. Paul erfüllte ihr jeden Wunsch, doch sie wollte nur Frederic. Wie kann ich dich überzeugen, dass ich das alles nur aus Liebe getan habe? Sie verfluchte Elizabeth, ihre Eltern, ihre Ehe mit Thomas Ward und Colette und nun auch noch dieses Unglück! An alledem war nur Elizabeth schuld. Alles drehte sich um sie und endete mit ihr! Elizabeth, Elizabeth, Elizabeth! Wie ich dich hasse!
    Im Grunde war ihr Leben mit Thomas Ward nicht anders als ihr jetziges gewesen. Als Offizier der britischen Marine und Sohn einer halbwegs wohlhabenden Familie sollte Thomas junior eines schönen Tages das Geld seines Vaters erben, denn Commodore Thomas Wakefield Ward war nicht gewillt, seinen fünf Töchtern auch nur einen Penny zu hinterlassen. Thomas verehrte Agatha schon lange, bevor sie Frederic kennenlernte, und machte ihr eifrig den Hof, wann immer seine Fregatte im Hafen anlegte. Da er sich während Agathas Schwangerschaft auf See befand, hatte er keine Ahnung, welch gut aussehender Frauenheld inzwischen ihr Herz erobert hatte. Die Ehe mit Thomas Ward bewahrte Agathas guten Ruf und bescherte ihr zugleich ein bequemes Leben an der Seite eines Mannes, der ihr zutiefst ergeben war. Doch ihr Herz war wie tot. Und während sie seine Zärtlichkeiten reglos erduldete, wunderte sich Thomas Ward über die melancholische Stimmung seiner Frau.
    Auch das Verhältnis zu ihren Eltern war weiterhin gestört. Selbst als Robert den unehelichen Jungen fortgebracht hatte, würdigten sie ihre Tochter keines Blicks. Es dauerte nicht lang, bis Agathas Verzweiflung in Hass umschlug. Damals hielt nur Sarah Coleburn, ihre Großmutter mütterlicherseits, zu ihr. Sie riet ihr auch zu, Thomas Wards Heiratsantrag anzunehmen.
    »Du hast viel durchgemacht, Agatha, und solltest deine Lehren daraus ziehen. Thomas ist ein anständiger Mann. Als seine Frau wird es dir an nichts fehlen, und eines Tages, so Gott will, wirst du als seine Witwe sein Vermögen erben. Oder willst du etwa dein Leben lang auf die Gnade deiner Eltern angewiesen sein?«
    An Thomas Wards Arm verließ Agatha ohne jedes Bedauern ihr Zuhause. Ihre Eltern waren erleichtert und ließen auch keine Reue erkennen, als Robert nach Elizabeths Tod mit einem Brief von Frederic nach Liverpool zurückkam. Als Agatha las, dass Frederic sie heiraten wollte, hasste sie ihre Eltern umso mehr. Wenn die sie nicht aus dem Haus getrieben hätten, hätte sie den Mann heiraten können, den sie liebte.
    Von da an betrachtete sie ihr Leben als verflucht. Als sie Frederics Antrag in Händen hielt, war sie bereits seit sechs Monaten verheiratet und, was noch keiner wusste, wieder schwanger. Doch dieser Brief besiegelte das Schicksal ihres ungeborenen Kindes. Sie weinte sich an Roberts Schulter aus und bestand darauf, dass er wieder nach Charmantes fuhr und an ihrer Stelle über Paul wachte. Um ihrer Rache willen küsste und liebte sie ihren Bruder und verhieß ihm für die Zukunft unendliche Leidenschaft.
    Am Tag seiner Abreise führte sie eine Fehlgeburt herbei, damit sie, falls Thomas bei einem seiner Einsätze ums Leben kam, für Frederic frei war und ihrem Herzen folgen konnte.

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