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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Schwindel, fühlte, wie seines Vaters Hände ihn packten und ruhig hielten.
    Die Flöte rollte über das dunkle Mahagoni und klapperte auf den Boden. Draußen flackerten Blitze wie Gelächter.
     
    DREIZEHN
     
    Er wanderte heimwärts, ein Stern tat's ihm gleich, die Schwäne am Abend ziehn über den Teich. Ü BERLIEFERT
     
    Bei den Fernsehnachrichten im Wohnwagen hörte Katie den Donner. Sie kam heraus auf die Treppe. »Ist das ein Gewitter?«
    Ihre Mutter nahm trockene Wäsche von einem Weißdornbusch.
    »Es liegt in der Luft. Schon den ganzen Tag hat es gedroht.« Ein stiller Blitz ließ Katie zusammenzucken. Sekundenlang hatte sie den ganzen Wohnwagenplatz glänzend weiß gesehen.
    Dann, nach kurzer Stille, kam der Donner: ein langes, langes, gebrochenes Grollen, so tief, dass es wie ein schwerer Druck gerade über ihrem Kopf wirkte. Der Abend war schwül und wolkig, eine zornige graue Masse türmte sich über dem Feld.
    »Hol alles herein«, sagte ihre Mutter seufzend. Sie zwängten Stühle und Tische und Kissen in den Wohnwagen. Katie nahm ihren Regenmantel. »Ich helfe Dad.« »Sei vorsichtig«, murmelte ihre Mutter. »Bleib von den Bäumen weg. «Katie rannte zum Wohnwagen der Frobishers. Martin saß rauchend auf der Treppe und betrachtete den Himmel. »Wird es regnen?«, fragte sie, drehte sich um und ging rückwärts.
    »Mehr als das.« Er sah so besorgt aus, dass sie stehen blieb. »Was meinen Sie?«
    Statt zu antworten, drückte er die Zigarette auf der Stufe aus und sagte dann: »Erdlichter. Kornkreise. Jetzt dieses Teufelszeug. Der Jahrmarkt ist verseucht, Katie.« Sie lächelte und ging weiter, doch sein trübsinniger Ton hatte sie geängstigt; das war kein Scherz gewesen. Wieder ein Blitz, die Stille war zermürbend. Katie bog um den Wald, suchte sich in der zunehmenden Düsternis ihren Weg durch Brennnesseln und lief gerade auf das Feld, als die ersten großen Tropfen auf ihre Kapuze klatschten. Der Regen begann langsam, doch innerhalb von Sekunden wurde er sintflutartig, ein rauschender Wasservorhang umhüllte sie, hinter dem das Feld verschwunden war, und die Nacht stank plötzlich nach Regen und Fäulnis und dem Schwefelgeruch elektrischer Funken. Sie versuchte zu Atem zu kommen, aber das Wasser lief ihr schon in Strömen den Hals hinunter und tropfte von ihrem Haar.
    Sie rannte weiter.
    Stände mit schlaffen Planen ragten auf. Eine lose Zeltklappe, die von ihrem Pflock gerissen war, flatterte wild im zunehmenden Wind. Als Katie zur Schmiede kam, war sie leer; alle Kerzenständer und Metallgegenstände waren sicher unter Sackleinwand gestapelt. Von ihrem Vater keine Spur. Wieder grollte der Donner, der Sturm tobte in den Baumwipfeln. Katie konnte nicht glauben, dass es noch vor einer Stunde heiß und still gewesen war. Schaudernd duckte sie sich in den Eingang, vom Regen gefangen, der vom Dach floss. Draußen schrien Leute; Gestalten liefen durch das Halbdunkel, doch es schien ihr fast, als wäre der Jahrmarkt verschwunden, fortgehext, als wäre die Nacht leer.
    Ein plötzlicher Blitz schoss über den Himmel, sodass ihr die Haut prickelte; Funken stiegen aus der Sprecherkabine auf und eine unglaubliche Sekunde lang sah sie alle Kabel als sengende blaue Schlangen, die gemartert um sich schlugen. »Sand!«, brüllte jemand. »Holt den Sand!« Sie rannte hinaus, um zu helfen, und taumelte im tobenden Wind zur Seite. Benommen wurde sie gegen etwas Hartes geschleudert. Tastend spürte sie, dass es eine der Eichen mitten auf dem Feld war; die Äste ächzten im Sturm, kleine Zweige schlugen nach ihr. Sie hatte die Orientierung verloren und hockte sich hin, der Regen prasselte auf sie herunter.
    Der Boden war weich; kleine Bäche schossen darüber. Der Wind heulte und tobte. Katie hob den Kopf und sah über dem schwarzen Feld zersplitterte Zeltstangen und Pfosten, flatternde Planenränder, Seile, die vom Sturm herausgerissen waren. Gestalten in Ölzeug versuchten mühsam, sie in den Boden zu hämmern. In der Nähe riss plötzlich eine ungesicherte Plane krachend auseinander, der heulende Wind stieß wütend ins Zelt und schleuderte alles hinaus. Gegenstände flogen an Katie vorbei, während sie sich an den Baum klammerte: Papierbecher, Stroh, Prospekte, Chipstüten, ein Seidentuch, das seine durchnässte blaue Schönheit an den dicken Stamm presste. Katie zog es ab und steckte es in die Tasche. Im Kunstgewerbezelt brachen die Stände zusammen, hölzerne Möbel zersplitterten, es roch bizarr nach

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