Die Macht des Amuletts
Potpourri und dann flog alles um sie herum, ein duftender Regen aus Blütenblättern und Rinde stach ihr ins Gesicht und wirbelte sofort davon.
Immer noch kam der Regen in Sturzbächen herunter und prasselte wie Speere auf das düstere Feld, er floss den Baumstamm hinunter über ihre kalten Finger, während die Eichenäste über ihr brachen und knackten, als würde eine Schar unsichtbarer Peiniger herzlos darauf herumtrampeln. Und plötzlich sah Katie, wie brüchig der Jahrmarkt war: eine wackelige Struktur aus zerschlissenen Planen und dünnen Stangen, die nur für vierzehn Tage aus dem Boden schoss und leicht davongewirbelt werden konnte. Hier gab es kein sicheres Versteck, keinen Schutz, ihre ganze Welt zerbrach und zerfiel um sie herum.
Es ängstigte sie. Immer war der Jahrmarkt für sie eine stabile Realität gewesen, ein verlässlicher Orientierungspunkt in ihrem Jahr, aber vielleicht war er das nicht, vielleicht war alles, das Leben, das sie führten, die Musiker und Geschichtenerzähler und Poeten, samt ihrer Kunst so unsicher wie das hier, zerbrechlich, von verächtlichen Stürmen davongeweht.
Über ihr zersplitterte ein Ast mit heftigem Krachen. »Katie!«
Der Ruf kam von links; sie schaute hinüber und konnte gerade noch Alex sehen, der im Windschatten am Zelt der Geschichtenerzähler kauerte. Sie holte tief Luft und rannte, kämpfte sich durch den Wolkenbruch, hörte den Ast hinter sich mit dem Knacken zahlloser Zweige herunter krachen. Sie warf sich neben den Harfenisten. »Es ist unglaublich! Woher kommt das alles?« »Von ihnen.« Seine Worte waren so leise, dass Katie sie über dem kreischenden Sturm kaum hörte, doch sie ließen sie schaudern. Schweigend schaute sie ihn an. Er trug einen Regenmantel, über den das Wasser strömte, sein durchnässtes Haar war zurückgestrichen. Der Rucksack lag neben ihm. Sie sah, dass er voll gepackt war. »Gehst du?«, flüsterte sie.
Der Wind brüllte ihnen entgegen und tobte mit ohrenbetäubendem Klappern über den Doughnutstand gegenüber. Instinktiv duckten sie sich tiefer, während Trümmer an ihnen vorbeiflogen.
Sie packte ihn am Ärmel. »Nicht, Alex. Bleib bei uns.« »Sie sind wütend«, schrie er. Seine Stimme war rauer als je zuvor. »Das ist ihr Werk, Katie. Dir ist nicht klar, wie zerstörerisch sie sein können; ihnen ist alles egal!« Er drehte sich um und schaute sie an. »Was hat Mick gemacht?« »Mick? Ich weiß nicht.«
»Hast du ihn gewarnt? Hast du ihm von mir erzählt?« Verwirrt nickte sie und rief dann »Ja«, das Wort ging im Sturmgeheul fast unter.
Alex hob den Arm, um seinen Kopf zu schützen. Zweige schlugen ihnen entgegen, das ganze Feld bog sich unter dem Sturm, der durch die strömenden Wolken brauste und mit geisterhaften Stimmen schrie.
»Er hat sich ihr widersetzt«, murmelte er fast wie im Selbstgespräch. Der Regen tropfte aus seinem Haar. »Dann bleib!«, rief Katie. »Wenn du glaubst, dass er in Gefahr ist, musst du ihm helfen.«
»Ich kann nicht!« Seine Augen waren dunkel und entsetzt. »Sie ist zu stark für mich. Ich kann nicht. Lass ihn – lass ihn nicht mit ihr gehen.«
»Mit ihr gehen!« Erschrocken zog sie sich durchnässtes orangefarbenes Haar aus den Augen. »Wohin gehen?« »Fort. An einen anderen Ort.« Er sah, wie verblüfft sie war, und versuchte mit fast zorniger Stimme, es ihr zu erklären.»Sie wird versuchen ihn wegzulocken, vielleicht beim Erntefest; sie wird ihm alles Mögliche versprechen. Du musst dafür sorgen, dass er bleibt! Wenn er geht, Katie, kommt er nie mehr zurück! Es liegt an dir. Aber er wird nicht auf dich hören wollen, er wird darauf versessen sein, mit ihnen zu gehen. Er wird dich hassen, dich bedrohen, er wird nicht wissen, was er sagt, aber, um Gottes willen, lass ihn nicht weg!«
Nie hatte sie ihn so entschieden gesehen. Dann war es vorbei und die alten Ängste und Unsicherheiten überkamen ihn wie ein Schatten. Verzweifelt schüttelte er den Kopf. »Schau mich nicht so an. Du musst mir nicht sagen, dass ich ein Feigling bin.«
Plötzlich war sie verängstigt und wütend auf ihn. »Wegzulaufen ist sinnlos! Hilf uns! Du verstehst, worum es geht. Ich nicht.«
»Ich kann nicht.«
»Du kannst! Du musst an Mick denken!« »Nein. Du verstehst das nicht.« Er rappelte sich auf und machte sich frei von ihr. Regen peitschte zwischen ihnen, der Wind zwang sie zurück, als wäre er etwas Lebendiges. »Alex!«
»Nimm das.« Er drückte ihr etwas Kaltes in die nassen Hände. Sie
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