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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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packte es, als es entgleiten wollte, sie hatte Angst, der Wind würde es wegreißen. »Leb wohl, Katie«, schrie er und schwang den Rucksack auf die Schultern.
    »Wohin gehst du?«, fragte sie mit belegter Stimme. »Irgendwohin. Weg von hier.« Einen Augenblick stand er da und schaute in den Sturm, dann rannte er entschlossen hinein. »Wir brauchen dich, Alex!«, schrie sie, doch ihre Worte gingen im Regen unter und er war bereits verschwunden, ein Schatten in den grauen Wasserschleiern. Der Wind brüllte und heulte und tobte, er peitschte ihr Haar und schrie seinen Zorn heraus. Sie duckte sich und öffnete die Hand. In der Finsternis konnte sie kaum sehen, was darin lag, aber noch bevor sie es mit gefühllosen Fingern betastete, wusste sie, was er ihr gegeben hatte. Die Eisenscheibe.
    Ein plötzlicher Blitzschlag nahm ihr den Atem; sie schaute auf und sah Stokesey Hall, wo in allen unteren Fenstern blaues Licht flackerte.
    »Mick!«, flüsterte sie wütend. »Was hast du gemacht?« Sie sprang auf und raste durch den Regen zum Herrenhaus.
     
    VIERZEHN
     
    Wind aus dem Westen, wann wirst du blasen? Der leichte Regen kann immerzu regnen.
    ÜBERLIEFERT
     
    »Es ist mir ein Rätsel, wie du schlafen kannst, wenn alle diese Dinger bimmeln.« Sein Vater drehte eins der Glockenspiele und verzog das Gesicht. »Es müssen mehr als ein Dutzend sein. Warum so viele?« »Ich mag sie.«
    Mick stieg ins Bett und ließ sich müde aufs Kissen sinken. Sandy setzte sich besorgt zu ihm. »Geht es dir jetzt wirklich wieder besser?«
    »Sag ich doch. Alles in Ordnung.«
    Er sah, wie sie einen Blick wechselten. Draußen tobte das Gewitter, der Regen prasselte an die Fenster, als wollte er sie einschlagen. Mick war es übel und schwindlig, er fühlte sich so erschöpft, dass er nur schlafen wollte, aber selbst jetzt gingen sie nicht.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du auf dem Tisch gestanden hast«, sagte Mr Carter hartnäckig. »Ich hab es dir doch gesagt! Ich habe nur ... dort gestanden. Ich habe Flöte gespielt und hatte eine Art Schwindelanfall. Das ist alles.« »Es war viel mehr als das.« »Ich bekam keine Luft mehr. Es muss die Hitze gewesen sein. Jetzt geht es mir gut. Falls ihr mich schlafen lasst!« Mühsam lächelte er, doch der Blitz beleuchtete ihre besorgten Gesichter und plötzlich war alles zu viel. »Bitte?«, stöhnte er.
    Sandy stand auf. »Komm, Mike. Er hat Recht.« Sie beugte sich über Mick und wollte ihm das Haar aus der Stirn streichen. Er dachte an Rowan und zuckte zurück. »Empfindlich! Wenn dir wieder übel wird, rufe, Mick. Egal, wann.« »Bestimmt.«
    Donner grollte. Sein Vater ging zum runden Fenster und schaute besorgt hinaus. Dann zog er die Vorhänge zu. Hinter dem Regenprasseln hörte Mick die dünne Stimme des Windes schreien wie eine Todesfee. Er schauderte und rollte sich zusammen, um die schreckliche Furcht im Magen, die Kälte in den verkrampften Händen abzuwehren. »Ich muss hinüber. Auf dem Jahrmarkt wird es Schäden geben.« Sein Vater sah Sandy an. »Kommst du zurecht?« »Natürlich. Lass dich nur von keinem Blitzschlag rösten.« Mr Carter ging zur Tür. »Gute Nacht, Mick. Schlaf.« »Gute Nacht«, flüsterte Mick. Sie gingen hinaus. Er war allein in der Finsternis.
    Lange lag er so, verkrampft, ein Knoten aus Angst. Er war erschöpft, konnte aber keine Ruhe finden. Zweimal setzte er sich auf und schaute sich um, er hatte Angst, sie könnte hier sein.
    Langsam wurde ihm wärmer, aber seine Gedanken kreisten ständig um den Schrecken und den Verrat der unaufhörlichen Musik, selbst jetzt noch zuckten seine Finger, seine Lippen waren trocken und wund. Wie hatte sie ihm so etwas antun können? Was würde sie noch tun? Er wälzte sich schwitzend unter den Laken hin und her, während der Blitz durch den Spalt zwischen den Vorhängen leuchtete. Wie konnte er je von ihr loskommen? Sie beherrschte ihn durch das, was er sich wünschte, und doch musste es eine Möglichkeit geben, irgendeine. Alex hatte es geschafft. Er versuchte sich zu erinnern, was Katie über den Harfenisten gesagt hatte – über irgendein Leiden, das Krankenhaus. Hatten sie ihm das zugefügt? War das nur der Anfang? Die Vorstellung einer schrecklichen Verfolgung flackerte durch seine Gedanken wie der Blitz; er verdrängte sie entsetzt, rollte sich zusammen, wälzte sich herum.
    Der Raum war schwarz. In den hohen Balken bewegten sich Dinge. Schwitzend starrte er hinauf, sah aber nichts als Staub, der vom Luftzug

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