Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Ende.
    Sie ahnte nicht, daß sie sich täuschte.
    *
    John Sandford kannte das Feuer gut. Vermutlich besser als jeder andere. Erst hatte es ihm die Eltern genommen, danach die Frau und seine beiden kleinen Kinder. Es hatte alles vernichtet, was ihm in seinem Leben jemals etwas bedeutet hatte, hatte all das zerstört, wofür es sich lohnte, auf der Welt zu sein.
    Deshalb bekämpfte er das Feuer, wo immer er konnte.
    Sandford war Lieutenant beim Löschzug 115 der Feuerwache L. A. West und gehörte zur ersten Einheit, die bei der brennenden Kirche anlangte. Während seine Männer damit begannen, die Schläuche auszurollen und an die Hydranten in der Straße anzuschließen, ging Sandford so nah an die Flammen heran, wie er konnte, und starrte in das lodernde Feuer, das über die Steine und Balken der St. Cathe-rine's Memorial Church tanzte.
    Es war, als würde das Feuer leben, als würde es atmen - was es in gewisser Weise ja auch tat -, fühlen, begehren und sogar denken. Als ob es ein eigenes Bewußtsein hätte ...
    Die Hitze der Flammen auf seinem Gesicht riß Sandford aus seinen Gedanken. Mit einer energischen Geste wandte er sich von der Kirche ab, die bereits soweit eingestürzt war, daß es sich kaum lohnte, Wasser zum Löschen zu verschwenden, und ging zu seinen Männern zurück, die auf dem Kirchplatz die Schläuche ausgerollt hatten, während im Hintergrund weitere Löschzüge und mehrere Einsatzwagen der City Police sowie zwei Krankenwagen hielten, falls es Verletzte gab, wonach es im Moment allerdings nicht aussah. Polizisten und Feuerwehrleute wuselten durcheinander wie Ameisen.
    »Wie sieht's aus, Lieutenant?« rief Sergeant Jeff Rooker, als Sandford näherkam. Rooker hielt ein Megaphon in der Hand. In seiner Jackentasche steckte ein Walkie talkie, aus dessen Lautsprecher ununterbrochen Wortfetzen und statisches Rauschen drangen.
    Sandford schniefte. »Die Kirche ist im Arsch. Eigentlich können wir unseren Kram gleich wieder einpacken. Aber dann wird die Versicherung Zicken machen; also gönnen wir dem Bau ein, zwei Tropfen Wasser.«
    Rooker sah hinüber zu den brennenden Trümmern, einem Meer aus hoch aufschießenden rotgelben Flammen, wie man sie vielleicht beim Brand einer Benzinraffinerie oder einer Chemiefabrik erwarten würde, wo es tonnenweise Substanzen gab, die hübsche Feuer produzierten, aber nicht bei einem solchen Gebäude, das fast komplett aus Stein bestand. »Wann wurde das Feuer gemeldet?« fragte er.
    »Vor zehn Minuten«, sagte Sandford.
    »Unglaublich«, murmelte Rooker. »Wie konnte der Bau derart schnell abfackeln?«
    Der Lieutenant zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Spielt für uns auch keine Rolle. Damit kann sich der Sachverständige von der Versicherung amüsieren. Unsere Aufgabe besteht darin, das Feuer zu löschen, und das werden wir tun. Alles andere ist nicht unser Problem.«
    Rooker grunzte zustimmend und sah zu, wie die Feuerwehrmänner in Dreiergruppen vor der Kirche in Stellung gingen, jeweils zwei, um den Schlauch zu halten, und einer, der die Düse betätigte und den Wasserdruck kontrollierte. Alles in allem waren es an die zweihundert Feuerwehrmänner von sieben verschiedenen Löschzügen, die nur auf den Befehl warteten, mit der Wasserschlacht zu beginnen.
    »Sind unsere Jungs in Position?« fragte Sandford.
    »Alles bereit«, erklärte Rooker.
    »Okay«, erwiderte der Lieutenant. »Dann los!«
    Rooker nickte und hob das Megaphon. »Löschzug 115!« brüllte er, um sich über das Tosen der Flammen hinweg verständlich zu machen. »Wasser marsch!«
    Die Feuerwehrmänner drehten die Ventile ihrer Schläuche auf und richteten sie auf die Flammen. Wasserstrahlen von solcher Stärke, daß man damit ein geparktes Auto bewegen konnte, trafen die brennende Fassade der St. Catherine's Memorial Church, um mit lautem Zischen teilweise zu Dampf zu verpuffen.
    Die übrigen Löschmannschaften erhielten von ihren Leitern jetzt ebenfalls den Einsatzbefehl. Von drei Seiten rückten sie der Feuersbrunst zuleibe, während die Polizei sich im Hintergrund hielt, die Straße absperrte und die vielen Schaulustigen, die sich bereits eingefunden hatten, auf Distanz hielt.
    Lieutenant Sandford verfolgte, wie die Männer entschlossen gegen das Feuer vorgingen. Dann schaute er sich nach Rooker um, der im Augenblick jedoch nirgends zu sehen war. Dafür entdeckte er Cliff Johnson, einen jungen Sergeant, der erst vor wenigen Tagen zu ihrer Truppe gestoßen war. Johnson stand am Rande des

Weitere Kostenlose Bücher