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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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und durchsuchte sie rasch. Dabei fand sie eine ID-Karte, die sie benötigte, um sich Zutritt zum Zimmer der »lebenden Toten« zu verschaffen, und ein Funkgerät, mit dem die Beamten offenbar Kontakt mit ihrer Zentrale hielten.
    Lilith nahm die Karte an sich und schmetterte das Walkie talkie mit voller Wucht gegen die Wand. Ein Puzzle aus Plastik- und Elektronikteilen prasselte zu Boden. Damit hatten die Männer, sollten sie zu sich kommen, bevor Lilith ihren Job erledigt hatte, keine Möglichkeit mehr, Hilfe zu rufen, und ohne die Karte konnten sie den Trakt auch nicht verlassen.
    Die Halbvampirin wandte sich der Tür zu. Sie schob die ID-Card in den Schlitz - und bemerkte beim Anblick der Tastatur, daß sie den Code nicht kannte, der notwendig war, um die Tür zu öffnen. Doch von den Wachmännern würde sie die Zahlenkombination in der nächsten halbe Stunde wohl kaum erfahren.
    Lilith zischte einen Fluch. Irgendwie schien heute nicht ihr Glückstag zu sein.
    Sie überlegte, was sie tun sollte. Dann entschied sie, daß sie im Grunde genommen nur eine einzige Möglichkeit hatte, um in das Zimmer zu gelangen.
    Nachdem sie drei Schritte Anlauf genommen hatte, sprang Lilith vor und trat in Höhe des Schlosses mit aller Kraft gegen die Tür.
    Holz splitterte knirschend. Die Tür erzitterte im Rahmen. Doch das Schloß hielt.
    Entschlossen trat Lilith noch einmal zu. Diesmal gab der Rahmen nach. Holzsplitter flogen davon, als die Tür wuchtig nach innen aufschwang und lautstark gegen die Wand krachte. Lilith fing die zu-rückfedernde Tür ab und sprang mit einem Satz in den Raum. Sie war darauf gefaßt, angegriffen zu werden, aber in dem Zimmer regte sich nichts.
    Alles war ruhig.
    Gelinde verwirrt sah Lilith sich um.
    Der Raum war nicht sehr groß, vielleicht zwanzig Meter im Quadrat. Es gab weder Fenster noch eine Lüftung, dafür jedoch einige Metallregale, die davon kündeten, daß das Zimmer zuvor als Abstellkammer benutzt worden war. Linkerhand, umgeben von einer Reihe Apparaturen, stand ein Krankenhausbett, über das, wie ein grotesker Himmel, ein Plastikzelt gestülpt war. Neben dem Bett auf einem Rollwagen aus Metall befanden sich diverse Schalen mit medizinischen Instrumenten und Medikamenten.
    Neugierig trat Lilith näher. Vor dem Bett blieb sie stehen und schaute durch das Plastik.
    Inmitten weißen Bettzeugs lag ein Wesen, das man nur noch schwerlich als Mensch bezeichnen konnte. Verbranntes, von eitrigen Wunden und Blasen bedecktes rohes Fleisch. Halb verheilte Wucherungen am Körper und im Gesicht. Fehlende Zehen und Finger. Das linke Ohr war nur noch ein einziger Knorpel. Die Lippen - das, was davon übrig war - waren zur Parodie eines fröhlichen Grinsens verzogen, das seinen Ursprung darin hatte, daß die Flammen des Kirchenbrandes die Gesichtsmuskulatur der Frau stark beschädigt hatten. Ihre haarlose Kopfhaut war unter einer Plastikhaube verborgen.
    Es war ein gräßlicher Anblick.
    Gleichwohl fühlte sich Lilith in ihrer Annahme bestätigt, es mit einer Untoten zu tun zu haben, denn ein normaler Mensch würde mit solchen Verletzungen unmöglich überlebt haben - wobei man den Zustand, in dem die Unbekannte sich befand, allerdings kaum als »Leben« bezeichnen konnte, denn sie schien nicht in der Lage zu sein, sich zu bewegen. Ihre Gliedmaßen waren in sich irgendwie verkrümmt, als wären ihre Knochen geschmolzen und anschließend mit veränderter Struktur wieder fest geworden.
    Mit anderen Worten: Sie war vollkommen wehrlos. Das erklärte vermutlich auch, warum es Dr. Nyeberg und seinen Kollegen möglich gewesen war, die Vampirin festzusetzen und zu einer Mediensensation zu machen. Sie war ihnen völlig ausgeliefert, war sogar darauf angewiesen, daß man ihr Blutplasma intravenös durch einen Plastikschlauch einflößte, damit sie nicht verhungerte.
    Während Lilith die Frau betrachtete, die mit geschlossenen Augen, deren Lider im Schlaf unruhig zuckten, in dem Bett lag, in jeder Hinsicht mehr tot als lebendig, empfand sie plötzlich Mitleid mit der Unbekannten. Unfähig, sich auch nur zu rühren, unheilbar entstellt und ans Krankenbett gefesselt, zu einer »medizinischen Sensation« verkommen, zu ewigem Leben verdammt, schien es nichts zu geben, das man der Untoten noch antun konnte, um ihr grausiges Los zu verschlimmern.
    Doch ihr Mitgefühl für den grauenhaften Zustand der Vampirin änderte nichts an ihrer Entschlossenheit, zu erledigen, weswegen sie gekommen war. Bevor sie das Geschöpf jedoch

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